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Brian W. Aldiss

Der lange Nachmittag der Erde


 
»Der lange Nachmittag der Erde« von Brian W. Aldiss


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(3)

 
 
Gren wächst gemeinsam mit seinen Geschwistern und Eltern auf der mittleren Ebene des Dschungels heran. Er ist ein männliches Kind und somit ganz besonders für seine Sippe, denn nur männlichen Nachkommen ist es möglich, die Seelen seiner Familienmitglieder in Holz zu schnitzen, damit diese sich nach dem Tod auf die Reise machen können. Doch Gren ist anders. Er ist mutig, zielstrebig und wissbegieriger als es sich für einen Mann gehört. Er kann und will sich nicht seiner Anführerin unterordnen. Deswegen macht er sich allein auf die Suche nach dem Abenteuer seines Lebens.

Das Cover zeigt den Ausschnitt einer Dschungellandschaft. Wilde Bäume, Gewächse und Geflechte wuchern ungebremst. Alles ist in den typischen grün Tönen gehalten, die es nur in unberührtem Dschungel gibt. Ich finde es gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es auf der einen Seite wild wirkt und gleichzeitig beschützend. Denn nur wer die Natur versteht, kann in dieser Wildnis leben, überleben und sein Glück finden.

Brian W. Aldiss zeichnet unsere Erde tausend Millionen Jahre nach Heute. Das menschliche Leben ist fast ausgerottet und erholt sich nur langsam. Dafür hat die Natur die Herrschaft übernommen und konnte sich ohne störenden Einfluss in eine fantastische Richtung entwickeln. Voll atemloser Spannung und Faszination las ich von dieser fremden und zu gleich vertraut scheinenden Umgebung. Riesige Baumgeflechte bedecken die Erde, Tiere gibt es kaum noch und wenn sind sie eine Symbiose mit den Pflanzen eingegangen und haben ihr eigenes Leben zu Gunsten der Pflanzen aufgegeben. Warum die Welt nicht mehr so existiert, wie wir sie kennen ist schnell erzählt: Sie dreht sich nicht mehr und der Mond ist immer näher gerückt. Durch die intensive Strahlung der Sonne veränderte sich das Aussehen der Natur radikal und die Pflanzen eroberten den Planeten. Eine wilde, faszinierende und grausame Welt ließ Brian Aldiss vor meinen Augen entstehen und ich konnte mich kaum satt sehen, ob der Fremdartigkeit und auch der Schönheit dieser neuen und doch bekannten Welt.
In dieser Umgebung wächst das männliche Kind Gren in seiner Gruppe heran. Männer sind selten geworden und haben sich den Frauen unterzuordnen, da einzig sie den Sinn des Lebens zu verstehen scheinen und Gefahren ausweichen können. Doch damit kann Gren nicht leben und spaltet sich nach und nach von den anderen ab. Brian W. Aldiss schildert Grens Abenteuer anschaulich und bewegend. Ein Mensch auf den Spuren seiner Vergangenheit und gleichzeitig eine Reise in die Zukunft. Spannend geschrieben und wenn ich mir in Erinnerung rufe, dass das Buch vor sechzig Jahren das erste Mal erschienen ist, bewundere ich den Autor gleich noch mehr. Ein Visionär seiner Zeit, ein Freigeist und toller Geschichtenerzähler! Einzig die Dialoge konnten mich nicht überzeugen. Um ehrlich zu sein, ich fand sie nicht nur zäh, sondern auch verstörend und langweilig; eine merkwürdige Mischung, die mir das Lesen etwas verleidet hat.
Die Entwicklung, die der Protagonist Gren abseits seiner Gruppe gemacht hat, fand ich erschreckend und bewundernswert zu gleich. Aus dem kleinen Jungen, der es gewohnt war seiner Anführerin blind zu folgen, wird ein Abenteurer, ein Mann mit Gefühlen und ein Herrscher der den süßen Verlockungen der Macht verfällt. Hin und wieder überlegte ich, ob der Autor nicht nur eine Geschichte über einen Jungen schreibt, der auszog die Welt kennenzulernen, sondern ob es nicht ein gesellschaftskritisches Werk ist; besonders wenn man sich die damaligen politischen Ereignisse ins Gedächtnis ruft.

Mein Fazit

Ein interessantes Buch mit bildgewaltigen Effekten und kontroversen Entwicklungen, denen ich nicht immer folgen konnte.
 


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