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George R. Stewart

Meisterwerke der Science Fiction
Leben ohne Ende

  • Autor:George R. Stewart
  • Titel: Leben ohne Ende
  • Serie:Meisterwerke der Science Fiction
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:08 September 2015
  • Preis:9,99 EUR

 
»Leben ohne Ende« (Meisterwerke der Science Fiction) von George R. Stewart


Besprochen von:
 
Korlat
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Isherwood Williams ist Geograph und allein in den Bergen unterwegs, um Material für seine Dissertation zu sammeln. Er wird von einer Schlange gebissen und liegt ein paar Tage krank in einer Hütte. Als es ihm wieder besser geht, hat sich die Welt grundlegend verändert. Den dünnen Zeitungen, die er in einem verlassenen Laden findet, entnimmt er, dass eine Seuche große Teile der Bevölkerung ausgelöscht hat. Lange Zeit fährt er eher ziellos durch das Land, versorgt sich aus den Resten der alten Zivilisation. Er trifft auf einige Überlebende, die für sich bleiben und nicht mit ihm auf seine Reise kommen wollen. Einzig ein Hund zeigt Interesse an seiner Gesellschaft. Er nimmt ihn mit. Wieder zurück in seinem Haus beobachtet er den weiteren Verlauf der Katastrophe. Tiere verwildern, die automatischen Systeme der großen Kraftwerke versagen allmählich. Das Licht erlischt. Er trifft Em, mit der er zusammenbleibt und Kinder bekommt.

Ish und Em führen einen neuen Kalender für sich ein. Er beginnt im Jahr eins. Jedes Jahr erhält einen Namen, der sich auf ein wichtiges Ereignis bezieht, so wie es schon die Menschen im Zweistromland taten vor vielen tausend Jahre. Mit einigen anderen Menschen gründen Ish und Em eine Gemeinschaft, die sie nach einigem Zögern „Stamm“ nennen. Kinder und Enkelkinder vergrößern die Gruppe.

Im Jahr zweiundzwanzig versiegt das Wasser aus den Leitungen endgültig. Ish machte sich Gedanken darüber, wie das Wissen an die Menschen weitergegeben werden kann, die die Vergangenheit nicht erlebt haben. Immer noch leben sie viel zu sehr von Vorräten aus alten Konservendosen. Einiges ändert sich in diesem Jahr. Zum ersten Mal muss der Stamm die Gemeinschaft verteidigen. Sie beschließen, einen Fremden zu töten, weil er sie in Gefahr bringt. Sie nehmen noch einige neue Mitglieder auf. Die Alten sterben hinweg, bis nur noch Ish alleine lebt. Im Wissen, dass seine Nachkommen ihren Weg selbst finden müssen, stirbt auch er.

Kommentar:

Der Roman hat zwei wichtige, ineinander verwobene Teile. Da ist zunächst Ish, der eher distanzierte Beobachter, dessen Anpassungsprozess an die neuen Gegebenheiten nie aufhört. Immer trägt er die Vergangenheit mit sich herum. Erinnerungen und anerzogene Werte prägen seine ersten Jahre in der veränderten Welt. Er hat einige Mühe, sich von Regeln und Gesetzen zu lösen, so fährt er nur zögernd auf der linken Straßenseite oder hinterlässt Zettel mit der Nachricht, was er aus den Regalen der leeren Geschäfte entnommen hat.

Man könnte anmerken, dass eigentlich mehr verunglückte Autos, mehr tote Menschen auf der Straße und in den Wohnungen zu finden sein müssten. Nun, es gab weniger Autos und weniger Menschen vor 70 Jahren, aber es ist auch nicht wichtig für die Geschichte. Es passt zu Ish, dem einsamen Protagonisten, dass ihn dies zunächst nicht sehr berührt. Er ist mehr Beobachter als Handelnder. Erst Wochen später, als der Verfall in seiner Umgebung sichtbarer wird, trifft auch ihn der Schock. Die Katastrophe selbst wird schnell abgehandelt. Sie ist nicht wichtig für den weiteren Verlauf. Wichtig ist allein das notwendige Loslassen vom alten Leben, damit die Überlebenden in ihrer neuen Welt bestehen können. Ish braucht bis zum Ende seines Lebens, bis er zu dieser Erkenntnis kommt.

Immer wieder werden zwischendurch wie in einem Sachbuch Betrachtungen eingestreut, wie es wohl weitergehen mag auf einer Erde ohne menschliche Zivilisation. Dieser Teil ist fast so breit angelegt wie Ishs Geschichte. Erinnerungen an Daniel Weismans „Leben ohne uns“ kamen bei mir auf. Philosophische Betrachtungen haben hier ebenso Platz wie biologische Erkenntnisse und religiöse Fragen.

Ish selbst wird gegen Ende seines Lebens zum beinahe religiösen Symbol des Wissens der Alten. Erste Ansätze einer neuen Religion werden sichtbar. Sein Hammer, mit dem er nach Einsetzen der Katastrophe Türen öffnete, wird zum Symbol für das Brechen von Gewohnheiten, von Recht und Gesetz der Zivilisation. Er steht auch für die Notwendigkeit, sich neuen Gegebenheiten anzupassen und sich durchzusetzen. Als Ish stirbt, gibt er seinen Hammer an seinen Urenkel.

Das ausführliche Nachwort, in dem näher auf die Möglichkeit einer biologischen Katastrophe durch Viren eingegangen wird, muss noch erwähnt werden.

Fazit:

George R. Stewart schrieb dieses bemerkenswerte Buch, es ist sein einziger SF-Roman, bereits 1949. Er wirkt auf mich frisch und aktuell. Action wird man darin nicht finden, aber viel Bedenkenswertes zur Frage der Zukunft der Menschheit und der Zukunft des Lebens auf unserem Planeten.
 


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