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Gesa Schwartz

Grim 3
Die Flamme der Nacht

  • Autor:Gesa Schwartz
  • Titel: Die Flamme der Nacht
  • Serie:Grim 3
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:Lyx
  • Datum:01 Juli 2012
  • Preis:19,99 EUR

 
»Die Flamme der Nacht« (Grim 3) von Gesa Schwartz


Besprochen von:
 
Nazena
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Jeder wird, was er jagt. Wenn Dämonen die Erde verwüsten, bleibt nur ein Weg sie zu bekämpfen: man muss noch schrecklicher werden als sie...


Grim lebt mit seiner geliebten Mia zusammen, die nun ein beliebtes Mitglied der Anderwelt ist, und hat den Menschenjungen Carven adoptiert. Mias Bruder Jakob ist zurück, sie selbst beginnt mittels ihrer Kunst auf den Zauber des Vergessens einzuwirken. Grim ist der Präsident der Obersten Gargoyle-Polizei und allseits respektiert.

Er weiß, er sollte glücklich sein- doch noch immer brennt in seiner Brust eine fürchterliche Sehnsucht, die er nicht zu stillen vermag. Die Flamme des Prometheus zerrt zusätzlich an ihm und er fühlt sich zusehends zerrissen.

Eines Nachts überkommt ein seltsamer Nebel Paris. Die Menschen schlafen ein und verschwinden spurlos. Im Inneren des Nebels stößt er auf einen seltsamen Minotauren, dem er absolut nichts entgegenzusetzen hat. Das Wesen macht sich ein uraltes dämonisches Artefakt zu eigen und als Grim und Mia es schaffen seine Identität aufzudecken, ist es schon zu spät: der schrecklichste aller Dämonen wird befreit und will die Erde in ein Paradies verwandeln- für seinesgleichen.

Zusammen mit Remis und dem Hohen Prinzen der Vampire Lyskian begeben sich Mia und Grim nach Prag, wo sie hoffen, einen Zauber zu finden, mit dem sie die Dämonen besiegen können. Dabei muss sich jeder seinen ganz eigenen Abgründen stellen, den ureigensten Wünschen, Alpträumen, Sehnsüchten und Ängsten- was keiner unbeschadet übersteht...


Die Autorin
Gesa Schwartz (*1980) ist eine deutsche Phantastik-Schriftstellerin. Laut ihrer Homepage hat sie schon ihr ganzes Leben geschrieben, glaubte aber selbst eher phantasielos zu sein. Sie studierte Philosophie und Philologie. Bei einer einjährigen Reise durch Europa wandelte sie auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Dabei fand sie die Inspiration für Grim, den Gargoyle aus Paris. Grim- Das Siegel des Feuers ist ihr Debütroman, mittlerweile hat sie vier Romane veröffentlicht.


Die Serie
"Grim. Die Flamme der Nacht" ist der dritte Grim-Band. Der nachfolgende Text enthält Spoiler zu Band 1, "Das Siegel des Feuers" und Band 2 "Das Erbe des Lichts".

Die Stadt Ghrogonia unterhalb von Paris wird von den Anderweltlern bewohnt, doch von den Gargoyles beherrscht. Diese sind überzeugt über den anderen Anderweltlern zu stehen. Nach vielen Kriegen wurde der Zauber des Vergessens über die Menschen gelegt, was zur Folge hatte, dass die Menschen die Magie vergaßen und nicht mehr wahrnehmen können. Die Einhaltung der Trennung wird von der Obersten Gargoylepolizei und deren Schattenflüglern streng überwacht, jeder Kontakt ist verboten. Obwohl die Gargoyles die Menschen verachten, sind sie auf diese angewiesen, denn sie brauchen ihre Träume zum Leben. Die Hybriden, die zur Hälfte menschlich und zur Hälfte Gargoyles sind, werden grausam versklavt.

Grim ist ein Schattenflügler und überzeugter Verfechter der Trennung. Dann beobachtet er, wie seine Mentorin mit einem Menschen spricht und lernt selbst Mia kennen, eine Hartidin- eine Seherin des Möglichen, die er eigentlich sofort melden oder töten musste, denn der Zauber des Vergessens wirkt auf sie nicht.

Stattdessen hilft er ihr jedoch und sie verlieben sich. Gemeinsam decken sie eine Verschwörung auf, gehen gegen den wahnsinnigen König der Gargoyles vor und besiegen in Band 2 die grausame Schneekönigin der Feen. Dadurch erringt Mia den Respekt der Gargoyles und arbeitet mit ihnen und anderen daran, den Menschen die Magie wieder nahezubringen.


Rezension
"Der Duft von warmen Lehm, von Tinte und uraltem Pergament, hüllte sie ein, sie sah den Fremden an, dessen Leib so unfertig war und der zugleich eine Ruhe verströmte, eine Sicherheit und Tiefe, die vollkommener war als alles, was sie zuvor empfunden hatte, und sie wusste, dass er eben dies sein musste: unvollendet, weil erst sie ihn vervollkommnete. Erst durch sie- lächelte er."
S. 467

Grim- Die Flamme der Nacht entführt wie schon seine beiden Vorgänger in die Anderwelt, erst nach Paris, dann in die Goldene Stadt Prag. In beiden Gegenden wimmelt es von seltsamen Geschöpfen, Anderwesen und uralten Verstrickungen sowie einem ganz eigenen Zauber. Straßen sind verwunschen, Schatten tiefer als die Nacht und jeder Windhauch singt sein ureigenes Lied.

Besonders auffällig in allen drei Grim-Romanen ist der lyrische Schreibstil. Gesa Schwartz entfaltet eine unglaublich malerische Welt. Jedes Bild hat noch eine tiefere Ebene, jeder trägt Geheimnisse. Beschreibungen wie das obige Zitat ziehen sich durch das ganze Buch. Leider erschwert dies auch die Lesbarkeit: solche Schachtelsätze voller Zwei- und Dreideutigkeiten können wunderbare Beschreibungen vor dem inneren Auge erwecken, doch wenn jeder zweite oder dritte Satz in dieser Art verfasst ist, wird das Lesen sehr anstrengend. Mitunter fällt es schwer, wichtige von unwichtigen Details zu trennen, wobei man sagen muss, dass die Autorin beiden gleichviel Aufmerksamkeit schenkt. Einige Vergleiche und Beschreibungen wirken allerdings gewollt mystifiziert, so dass die reine Wortinformation kaum noch Sinn in sich trägt. Einige Ausdrücke wederholen sich: die Phrase "in seinen Augen schimmerte darunter noch etwas anderes, fast wie Überraschung/ Misstrauen/ Angst/ Mitleid, so schien es" kommt so oder so ähnlich in fast jedem Kapitel vor. Das Buch ist mit fast 800 Seiten ein wirklicher Wälzer, den man an einigen Stellen noch vorsichtig hätte straffen können.

Die Geschichte an sich ist wundervoll: Helden- nicht wegen der Vorherbestimmung, sondern aus eigener Entscheidung. Gut und Böse sind Definitionen, die vom Betrachter abhängen, und beide Perspektiven sind nachvollziehbar. Alle Geschöpfe haben ihre Motivation, ihre Stärken und Schwächen und unvorhergesehene Überraschungen. Ganz besonders muss man die herausragende Recherchearbeit der Autorin hervorheben: sie hat sehr viele Legenden und Mythen einfließen lassen und geschickt mit ihrer Welt verbunden. Alle Landmarken und Orte existieren wirklich (außer die der Anderwelt- aber kann man sich da so sicher sein?) und werden exzellent herausgearbeitet.

"Wenn du in den Abgrund schaust, schaut der Abgrund auch in dich."

Gesa Schwarz' Helden sind nicht perfekt. Sie straucheln und fallen, um sich im tiefsten Abgrund selbst zu finden und aus der Überwindung ihrer Schwächen neue Stärke beziehen. Besonders Lyskian, der Prinz der Vampire, wird gut ausgeleuchtet und seine Motivation und sein Wesen erkennbar.

Auch wenn ihre Charaktere manche Klischees bedienen (der eiskalte Vampir, der in den Blutrausch verfällt, der alberne Kobold, der gefallene Held, der unabsichtlich seinen unschuldigen besten Freund ermordet), sind Gesa Schwartz Helden weder ausgelutscht noch müssen sie den Vergleich zu anderen großen Werken fürchten oder scheuen. Selbst die Vampire wurden von ihr in etwas neues, eigenes verwandelt, was in der Welt der Fantasy aufgrund der schieren Masse an Romanen sehr schwierig ist.

Der einzige Kritikpunkt, der mich wirklich störte, ist ebenso wie im Vorgänger die Verhältnismäßigkeit: die unglaublich mächtigen und starken Dämonen sind so gut wie unbesiegbar, und der vergleichsweise junge Grim kann sie schlagen, wo andere versagten- und er trug alles dafür Notwendige schon die ganze Zeit mit sich herum und wollte dies bloß nicht akzeptieren. Zwar musste er einen sehr langen und schwierigen Weg zurücklegen, um dort hinzukommen, doch letztendlich ist ein Jungspund von Gargoyle mächtiger als der älteste und stärkste eines der mächtigsten Völker der Anderwelt. Auch das "Strippenzieher im Hintergrund"-Komplott gefiel mir nicht: nach dem Motto "es gibt immer einen noch größeren Fisch" wurde Grim schon in Band 1 von einem Gegner so manipuliert, das er alles tat, was dieser wollte- und Grim dachte, es war sein eigener Wille. In Band 2 wiederholt es sich so ähnlich, in Band 3 behauptet ein Dämon, er hätte schon in Band 1 Grims Strippenzieher dahingehend manipuliert, dass er alles tat usw., und am Ende von Band 3 meldet sich der "nächstgrößere Fisch", der wiederum behauptet den Dämon aus Band 3 manipuliert zu haben, der den Gegner aus Band 1 manipuliert hat, der Grim manipuliert hat etc... Es läuft auf eine weitere Fortsetzung hinaus, aber wenn das Schema des noch größeren Schreckens beibehalten wird, ist der Gegner in Band 4 vermutlich in der Lage mit einem Happs die Erde zu verschlucken.


Fazit
Grim- Die Flamme der Nacht ist ein überaus detaillierter phantastischer Roman, der sich nicht nur durch eine sehr dichte Atmosphäre auszeichnet, sondern auch durch eine hervorragende moralische Ausleuchtung der Charaktere. Der sehr verschnörkelte Schreibstil ist allerdings mitunter etwas anstrengend. Ich gebe 4,5 von 5 Sternen.
 


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