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Jan Oldenburg

Fantastik AG: Ein Epos aus den fernen Ländern


 
»Fantastik AG: Ein Epos aus den fernen Ländern« von Jan Oldenburg


Besprochen von:
 
Leseratte
Deine Wertung:
(4)

 
 
Das Cover war eindeutig nicht der Grund, weshalb ich „Fantastik AG“ unbedingt lesen wollte. Es zeigt einen grünen Troll im Anzug und einen kleinen Mann, beide stehen in einer Bibliothek. Ausschlaggebend für mich war der Satz auf dem Buchrücken: Das verrückteste Stück Literatur seit Walter Moers.

Jan Oldenburg, geboren 1979, studiert Literaturwissenschaft und ist in seinem künstlerischen Schaffen so kreativ wie vielfältig: Neben dem Verfassen von Drehbüchern, Kurzgeschichten und Theaterstücken zählen auch Musikproduktionen zu seinem Werk. Außerdem arbeitet er an diversen Kurzfilmprojekten mit. „Fantastik AG“ ist sein erster Roman.

Professor Hieronymus C. Welk ist Dozent für Phantastik an der Universität. Das Studienfach hatte noch nie viele Studenten, doch mittlerweile ist die Zahl der Teilnehmer auf einen Studenten geschrumpft. Theodor, dessen Nachname ebenfalls Welk lautet, studiert im 27. Semester und seine Zukunftschancen im Bereich der Phantastik eine Arbeit zu finden tendieren gegen Null. Als das Studienfach nicht mehr weiter angeboten wird und der Professor entlassen, findet selbiger eine Karte, mit deren Hilfe er meint in die Fernen Länder reisen zu können und gemeinsam mit Theodor versucht er bei einer Nacht und Nebel Aktion den Eingang zu finden.
Als die beiden durch merkwürdige Ereignisse die Fernen Länder erreichen, muss der Professor feststellen, dass er doch nicht alles über die Fernen Länder weiß. Als plötzlich Kobolde auftauchen und der Professor und Theo gezwungen werden Angestellte der Fantastik AG zu werden, sind ein geschrumpfter Riese und ein trotteliger Held noch das kleinste Problem der beiden.


Die Geschichte beginnt etwas langatmig und kommt nicht gleich in Schwung, aber wenn man es über die ersten Kapitel geschafft hat, wird es spannender und schwungvoller. Hin und wieder gibt es zwar immer noch die eine oder andere Stelle, die sich in die Länge zieht, aber den Lesefluss stört das nicht allzu sehr. Viele Ideen fand ich wirklich gelungen, so zum Beispiel, dass der Professor und Theo in den Fernen Ländern im Appartement Block 043 leben, fanden doch die Vorlesungen an der Uni im Hörsaal 043 statt, auch die Namen der Kobolde, immer passend zu ihrem Gemüt fand ich sehr lustig.

Am Schreibstil gibt es nichts zu kritisieren, Jan Oldenburg schreibt flüssig und leicht lesbar. Bis vielleicht auf die Passagen die aus den Chroniken stammen, die haben mich doch ausgebremst, da sie in Altdeutsch geschrieben wurden und ich so meine Probleme beim Entziffern hatte.

Dem Vergleich mit Walter Moers hält „Fantastik AG“ meiner Meinung nach nicht ganz stand, auch wenn Jan Oldenburg eine Welt geschaffen hat, bei der einiges, wenn nicht sogar alles sehr skurril ist und die Wesen die darin leben, alles andere als normal sind, reicht das an Walter Moers (noch) nicht ganz heran. Manchmal hat man ein wenig das Gefühl, der Autor hat sich etwas verzettelt und man fragt sich kurz, was genau denn jetzt passiert ist, aber das Gefühl verschwindet schnell wieder.

Besonders gelungen fand ich den Seitenhieb auf die Medien, denn auch in den Fernen Ländern gibt es Fernsehen, es heißt hier nur anders und im Wunderspiegel kann man ohne Unterbrechung die „tollsten“ Sendungen sehen, so zum Beispiel „Wähl den Superwichtel“ . Auch die Werbung kommt nicht zu kurz und die Bewohner und Angestellten der Fantastik AG werden ununterbrochen aufgefordert die Artikel der Fantastik AG und deren Tochtergesellschaften zu kaufen und zu konsumieren.

Freies Denken ist Verboten und wird sofort bestraft und so leben die Bewohner mit einem Dauergrinsen im Gesicht ihre kleinen unfreien Leben und merken es nicht einmal, diese Idee hat mir sehr gut gefallen, zeigt sie doch deutliche Parallelen dazu, was bei uns im Fernsehen gezeigt wird.

Alles in allem ein gelungenes Debut mit kleineren Längen über die man aber getrost hinweg sehen kann. Ich bin gespannt was Jan Oldenburg zukünftig noch zu Papier bringt.

„Fantastik AG“ bekommt von mir 4 Sterne, da der Ansatz wirklich gut gelungen ist und ich hoffe noch mehr von ihm lesen zu dürfen.
 


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