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John Marrs

The One - Finde dein perfektes Match: Roman


 
»The One - Finde dein perfektes Match: Roman« von John Marrs


Besprochen von:
 
IainAldiss
Deine Wertung:
(4)

 
 
Es soll Menschen geben, die glauben an die sogenannte »Liebe auf den ersten Blick«. Das läuft so ab: Man sieht sich. Es funkt. Und das Herz signalisiert: Das ist die oder der eine … die Partnerin oder der Partner fürs Leben.

Aber in der Realität ist es meist anders. Man weiß es nicht so genau, ist am Zweifeln. Und selbst wenn man glaubt, es zu wissen, kann sich das jederzeit ändern. Nicht so in der Welt des britischen Schriftstellers John Marrs. Dessen Buch The One – Finde dein perfektes Match präsentiert eine Lösung für das uralte Beziehungsfindungsproblem. Und diese macht es zum Science-Fiction-Roman.

Aber aufgepasst, liebe Freunde von eher wissenschaftlicher Hard SF. So ganz klar ist diese Genrezuordnung bei The One nicht, schließlich geht es im Grunde um Partnersuche, Beziehungskisten und die große Liebe.

Während der Heyne Verlag im Vorfeld The One als SF und Near-Future-Thriller ankündigte, listet die übergreifende Random-House-Homepage nach Erscheinen das Buch in der Kategorie "Zeitgenössische Liebesromane". In Zeiten, in denen man bei der Partnersuche zunächst »parshippt« oder »tindert« und eine virtuell optimierte Entscheidungsfindung allgemein akzeptiert ist, mag dieses Romance-Etikett eher passen als das der SF. Unterstrichen wird der Eindruck durch die weiß-rosa Farbgebung des Umschlags. Obendrein wurde der Beschnitt des Buchblocks zusätzlich mit leuchtendem Pink eingefärbt. Mit einem solch optisch eher grellen Buch durch die Buchhandlung zu laufen, dürfte den Gang zur Kasse für den typischen SF-Nerd eher zu einem Spießrutenlauf werden lassen.

Die Idee hinter The One ist simpel. Ein Onlineportal mit dem Namen MatchyourDNA.com hat den genetischen Code entschlüsselt und ein Verfahren entwickelt, welches zu jedem menschlichen Topf den perfekt passenden Deckel ermittelt. Für einen medizinischen Abstrich von der Mundschleimhaut und 9,99 Euro bekommt man von dem Unternehmen die Kontaktdaten seines perfekten Matchs. Millionen haben das getestet und so ihre idealen Partner gefunden.

Das Buch beginnt mit einem Screenshot der Webseite. Danach entwickeln sich die Geschichten von fünf verschiedenen Menschen, die ihr Genmaterial an MatchyourDNA.com geschickt haben. Die Erlebnisse von Mandy, Christopher, Jade, Nick und Ellie werden immer schön abwechselnd jeweils in kleinen Häppchen von in der Regel drei bis fünf Seiten ausgerollt.

Was sie mit ihrem perfekten Match erleben, ist mitunter haarsträubend, stellenweise arg konstruiert, aber nichtsdestotrotz ziemlich spannend. Das liegt vor allem daran, dass John Marrs gefühlt jedes zweite Kapitel mit einem Twist enden lässt. Und das zwingt den Leser dazu, das Buch nur ungern aus der Hand zu legen.

Natürlich läuft das Finden des perfekten Partners bei allen fünf Suchenden nicht reibungslos ab. So nimmt Nick, der eigentlich mit seiner Verlobten zufrieden ist, nur an dem Programm teil, weil seine Freundin neugierig ist, ob ihm wirklich ein perfekteres Match vorgeschlagen wird, als sie selbst zu sein glaubt. Oder die gute Jade reist vom heimischen England ins ferne Australien, nur um herauszufinden, dass ihr Match nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Bereits die fünf Handlungsstränge auch nur grob zu umreißen, würde an dieser Stelle zu viel spoilern, da jeder Erzählstrang ein ums andere Mal überraschende Wendungen nimmt.

Marrs bietet in The One eine enorme Bandbreite an Charakteren vom Normalo bis zum Psychopathen und liefert ein wahres Cliffhanger-Festival bei fast jedem der insgesamt 103 (!) kurzen Kapitel ab. Mit etwas Abstand betrachtet ist das natürlich arg konstruiert, aber wenn man sich auf diese Flut an verblüffenden Wendungen einlässt, wird man beim Lesen von einem regelrechten Sog erfasst, der erst wieder nachlässt, wenn man das Ende des Buchs erreicht hat.
Wer typische SF erwartet, wird enttäuscht sein. Alle anderen dürften an diesem etwas anderen Science-Fiction-Roman ihre helle Freude haben.