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Tim Akers

Das Herz von Veridon

  • Autor:Tim Akers
  • Titel: Das Herz von Veridon
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei Lübbe (Bastei Verlag)
  • Datum:20 Juli 2012
  • Preis:12,99 EUR

 
»Das Herz von Veridon« von Tim Akers


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Dem Ex-Luftschiffpiloten Jacob Burn wird bei einem Zwischenfall von einem sterbenden Bekannten ein Mechagen in die Hand gedrückt. Jacob weiß nicht, dass dieses Mechagen eine Art Herz ist. Ein mechanischer Bestandteil, der einem stählernen Engel während einer Expedition, die von der Stadt Veridon ausgesandt worden ist, gestohlen wurde. Damit beginnen für Jacob eine ganze Reihe von Schwierigkeiten, denn nicht nur die Initiatoren der Expediton wollen das Mechagen in ihren Besitz bringen, auch der ehemalige Besitzer, der stählerne Engel, macht sich auf nach Veridon um sich sein Eigentum zurückzuholen, denn ohne das Herz hat er nur noch eine begrenzte Zeit zu leben. Während seine Häscher ihn verfolgen und Jacob immer mehr Einblicke in die wahren Hintergründe gewinnt, kommt er zu dem Entschluss, dass er keiner der beiden Parteien das Mechagen übergeben darf, dann das würde den Untergang von Veridon bedeuten.

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Tja, ehrlich gesagt muss ich gestehen, dass mich der Roman doch etwas ratlos zurücklässt und ich nicht wirklich weiß was ich davon halten soll. Der Anfang ist sehr gelungen, eine spannende Einleitung für die kommenden Ereignisse. Ein durchtriebener und zwielichtiger Charakter namens Jacob Burn, zwar adelig von Geburt, aber nun auf der Seite der nicht ganz so gesetzestreuen Bürger. Ein dunkles Geheimnis umgibt ihn und macht ihn quasi zu einem Außenseiter der Gesellschaft. Um als Luftschiffpilot arbeiten zu können, wurde er in einen Cyborg verwandelt, das klingt allerdings dramatischer als es in Wirklichkeit ist. Sein Herz, seine Lungenflügel und seine Augen wurden entfernt und durch mechanische Teile ersetzt, das ganze nennt sich dann „Pilotenaggregat“. In seinen Adern fließt nicht nur Blut, sondern auch Öl, sein Körper ist durchsetzt von kleinen Zahnrädern und Getrieben. Überhaupt scheint diese Art der körperlichen Modifikation, bewirkt durch sogenanntes Fötalmetall und kleinen Engrammkäfern, in Veridon nichts besonderes zu sein, denn Jacob ist nicht der Einzige der so aufgerüstet durch die Gegend läuft.

Auch die Geschichte Veridons, oder zumindest ein Teil davon, ist sehr interessant und ansprechend. So lebt im Herzen der Stadt das Mädchen Camilla. Sie ist ein Mythos, nichts rein menschliches, sondern bestehend aus Fleisch und Metall. Sie gehört einer Rasse an, die vor langer Zeit damit begonnen hat, kleine Mechagene, stählerne Maschinen, über den Fluss Reine in eine ferne Stadt zu verschicken. Da die Machthaber von Veridon diese Mechagene jedoch abfingen um für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, wurde Camilla ausgeschickt um mit Nachforschungen über deren Verbleib zu beginnen. Sie wurde jedoch von den Machthabern Veridons überwältigt und unter der Stadt eingesperrt. Auch ihr wurde ihr stählernes Herz genommen. Bei ihrem letzen Versuch zur Befreiung, greift sie auf einen Trick zurück, um so mögliche Artgenossen und somit auch mögliche Retter nach Veridon zu locken. Der Plan gelingt jedoch nur zum Teil und wird zum Ausgangspunkt der vorliegenden Geschichte.

Das alles liest sich recht gut, konnte mich aber nicht wirklich überzeugen. Das hat mehrere Gründe. Zu viele Fragen bleiben offen und einige der Handlungsstränge werden nicht abgeschlossen. Die Welt, auf der die Geschichte spielt, bleibt im Dunkeln und gesichtslos, denn die Handlung findet ausschließlich in oder über Veridon statt. Der Planet hat weder einen Namen, noch ist er irgendwie greifbar.

Auch die unmittelbare Umgebung in der die Geschichte spielt bleibt vage. Über die Stadt wird man im Großem und Ganzen im Unklaren gelassen und kann sich kein Bild von ihr machen. Der Autor konzentriert sich fast ausschließlich auf das Geschehen rund um seinen Helden, den Ex-Luftschiffpiloten Jacob Burn. Dieser ist, von der ersten Seite an durchgehend auf der Flucht. Auf der Flucht vor irgendetwas, einer Art von stählernem Engel. Dieser kann sich, wenn er z.B. vernichtet wird, auf andere Menschen „übertragen“, soll heißen, er zerfällt in seine Einzelteile und stülpt diese dann quasi über einen sich in der Nähe befindlichen menschlichen Körper und wird so wieder zu einem stählernen Engel. Das klingt recht spannend und unterhaltsam, wird im Laufe der Geschichte dann aber doch zu sehr überstrapaziert und ausgereizt. Das ganze verkommt zu einer Art literarischem „Jump ’n’ run“. Pausenlos rennt, flieht und flüchtet Jacob von A nach B, wird angeschossen, zusammengeschlagen oder mit einem Messer verletzt. Irgendwann reicht es mir als Leser dann auch mal und ich nehme mir einfach mal die Freiheit heraus „die Schnauze davon voll“ zu haben.

Die Grundidee der Geschichte, die von Camilla initiierte Expedition um aus ihrem Gefängnis befreit zu werden, wird im weiteren Verlauf immer verworrener und undurchsichtiger. Zu viele darin involvierte Parteien kochen zu viele Süppchen und pflegen zu viele Geheimnisse. Nichts gegen komplizierte Geschichten, aber hier übertreibt es Tim Akers einfach. Warum kompliziert machen wenn’s auch einfach geht? Etwas übertrieben gesagt, ergibt sich für Jacob in jedem Kapitel ein neuer Hinweis auf die wahren Hintergründe. Diese werden von Akers mal einfach so aus dem Hut gezaubert und machen oftmals auch nicht wirklich Sinn. Das wirkt alles sehr konstruiert, ein mühsamer Versuch der Geschichte eine Art von Vielfältigkeit und Tiefgründigkeit zu geben. Da das alles meines Erachtens aber recht beliebig und planlos passiert, scheitert dieser Versuch. Akers gelingt der Spagat, eine Actiongeschichte mit einer tiefgründigen Idee zu kombinieren, nicht wirklich. Er wäre besser beraten gewesen, sich auf eines von beiden zu konzentrieren.

Wäre nicht der angenehme Schreibstil, der sich gut und flüssig liest, und die hin und wieder aufblitzenden, gut durchdachten und phantastisch anmutenden Ideen, könnte man das Buch getrost vergessen. So bleibt auf der einen Seite zwar das Prädikat „Dutzendware“, auf der anderen jedoch auch ein durchaus unterhaltsamer Roman, der mehr als ausbaufähig ist. Eine Welt, die zu entdecken sich wirklich lohnen könnte, wenn Herr Akers endlich mal mehr davon preisgeben würde. Möglichkeiten dazu gäbe es genug, denn nicht alle Fragen in der Geschichte wurden beantwortet. Wer oder was sind die stählernen Engel? Was ist der Expeditionsgruppe wiederfahren und wie gelangte sie in den Besitz des Herzens? Warum wurden die Mechagene über den Fluss Reine an einen anderen Ort gebracht, so das sie von den Veridonern abgefangen werden konnten? All das sind Fragen, aus deren Antworten man eine wunderbare Geschichte fertigen könnte.

Ich kann nur hoffen, dass Tim Akers in seinem Nachfolgebuch Die Untoten von Veridon, Erscheinungsdatum ist Anfang Dezember 2012, aus sich herauskommt und dem Leser auch den Rest von der namentlich nicht genannten Welt erzählt.


 


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