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T.S. Orgel

Terra

  • Autor:T.S. Orgel
  • Titel: Terra
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:12 November 2018
  • Preis:14,99 EUR

 
»Terra« von T.S. Orgel


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
In der Zukunft hat sich die Erde in ein ökologisches Wrack verwandelt. Der Mond ist ein einziges Bergwerk, und alle Hoffnungen liegen nun auf der Besiedlung des Mars. Dessen Terraforming ist in vollem Gange, und mit Raumfrachtern werden die Rohstoffe des roten Planeten abtransportiert.

Jak ist Mechaniker an Bord eines dieser vollautomatischen Frachter, der gerade mit zwei Millionen Tonnen Erz auf dem Weg zur Erde ist. Was er nicht weiß: Einer der Container ist vollgestopft mit Bomben. Und auch Jak hat ein paar Geheimnisse zu verbergen. Für ihn und seine Schwester Sal, die als Marshal auf dem Mond stationiert ist, beginnt die Suche nach einer Lösung des Problems, denn es geht um nichts weniger als um das Überleben der Menschheit auf dem Planeten Erde.

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Dafür, dass Terra der erste SF Roman der Brüder Tom und Stephan Orgel ist, haben sie ihre Sache eigentlich ganz gut gemacht. Das Buch liest sich sehr gefällig und angenehmen. Die Hauptcharaktere, wie die Autoren ebenfalls ein Geschwisterpaar, sind recht sympathisch dargestellt. Die Handlung ist zwar nicht besonders originell und relativ simpel gestrickt, lässt sich dafür aber in einem Satz „ein Raumschiffkonvoi mit Bomben an Bord rast auf die Erde zu“ (und damit ist das Wesentliche wirklich schon gesagt) schnell zusammenfassen. Das muss jedoch nichts Schlechtes sein, denn es kommt immer nur darauf an, was die Autoren daraus machen. Denn was nutzt es mir als Leser, wenn der Autor sich zwar eine tiefgründige und komplexe Handlung zusammenstrickt, diese aber nur wirr und unlesbar zu Papier bringt. Von daher passt für mich die Geschichte und die Präsentation derselbigen im vorliegenden Buch ganz gut zusammen. Das Namens- und Begriffsglossar im Anhang des Buches, sowie die Zeichnungen im Buch selbst, runden das Ganze zusätzlich noch ab.

Der Spannungsbogen ist für mich etwas flach, da zum einen bereits relativ früh klar wird was es mit den Bomben auf sich hat und ich zum anderen auch nie damit gerechnet habe, dass die Verschwörer ihr Ziel wirklich erreichen würden. Daher blieb nur die Frage, ob Jak, Sal, Nathan, Bran und Co unbeschadet aus der ganzen Sache wieder herauskommen. Und hier gibt es leider nicht für alle Beteiligten ein Happy End.

Freunde von Autoren wie Peter Hamilton oder Alastair Reynolds, die auf Techno-Talk und den neuesten und abgefahrensten Gadgets stehen, werden hier eher nicht auf ihre Kosten kommen. Genau wie die Handlung, ist auch die Technik in Terra eher old school. Um von der allmächtigen künstlichen Intelligenz namens NOAH nicht abgehört zu werden, greifen unsere Helden schlicht auf Funkgeräte zurück, die sich noch irgendwo in den Innereien ihrer alten Raumschiffe befinden. Aber das ist OK, denn die Geschichte spielt im Jahr 2095 und ist daher eher im Bereich Near Future einzuordnen, mit einer Technik, die noch nah an der unseren ist - was mir persönlich sehr entgegengekommen ist, da ich mittlerweile lieber Geschichten lese, die noch einen engeren Bezug zum Hier und Jetzt haben, anstatt irgendwann im Jahr 5877 zu spielen.

Die Story präsentiert zwei Handlungsebenen, einmal die von Jak, einem Piloten im Raumschiffkonvoi, und den seiner Schwester Sal, welche auf dem Mond spielt. Durch Zufall entdeckt Jak, dass sich bei ihm an Bord Container mit Darwin Bomben befinden. Das Warum weiß er nicht, denn diese sind in der Frachtliste nicht deklariert. Eine Nachfrage bei den anderen Piloten in seinem Konvoi ergibt, dass sich an Bord eines jeden Schiffes diese Bomben befinden und dort ebenfalls nicht in den jeweiligen Frachtlisten verzeichnet sind. Da Sal nun misstrauisch geworden ist, nimmt er Kontakt mit seiner Schwester, einer Polizeibeamtin im Dienst des UA-Marshal Services, auf. Beide versuchen nun auf ihre Art den Hintergrund und die Strippenzieher des Ganzen zu ermitteln. Dazu haben sie allerdings nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, denn der Konvoi rast bereits auf die Erde zu. Ein Kurswechsel kann nicht durchgeführt werden, da der Konvoi dummerweise von der künstlichen Intelligenz NOAH gelenkt wird und die KI ebenfalls Bestandteil der Verschwörung ist.

Wie immer in Geschichten, in denen ein oder mehrere Bösewichter die Erde vernichten oder die Menschheit ausrotten wollen, ist das Motiv dafür oftmals mehr als fraglich. So auch im vorliegenden Fall. Die Verschwörer wollen die Darwin Bomben (Sonden) an Bord der Raumschiffe über der Erde abwerfen, was den Tod von rund elf Milliarden Menschen bedeuten würde. Die Darwin Bomben (Sonden) sind Terraforming Bomben, die in der Atmosphäre explodieren, um Treibhausgase, Bakterien, Düngemittel und modifizierte Mikroorganismen freizusetzen und so einen Terraforming Prozess einzuleiten. Dabei würden dann die dort bereits existierenden Lebensformen getötet. Wenn dann alles neu gemacht ist, möchten sich die Strippenzieher der Verschwörung, samt ihren Familien und Mittätern, auf einer quasi neu erschaffenen Erde ansiedeln.

Da so ein Terraforming Prozess aber in der Regel Jahre oder Jahrzehnte dauert und das, was die 11 Milliarden Menschen getötet hat auch vor den Verschwörern und ihren Familien nicht halt machen würde, frage ich mich also, wo in diesem Plan der tiefere Sinn liegt. Ewa darin, eine neue Erde zu erschaffen die auf Jahrzehnte hinaus unbewohnbar ist und somit als einziger Rückzugsort für die Mondbewohner ausfällt? Selbst die Drahtzieher der Verschwörung, samt ihrer Kinder, wären bis zu dem Zeitpunkt an dem man die Erde wieder besiedeln kann, schon lange tot.

Fazit
Ein kurzweiliger und unterhaltsamer Roman. Kein Pageturner oder Spannungsmonster, dafür aber routiniert und eher untechnisch geschrieben. Aufgrund dieser Tatsache und einem Schwerpunkt, der eher im Thriller als im SF Bereich liegt, vielleicht auch mal etwas für Nicht-SF-Leser. Mir hat Terra gut gefallen.
 


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