Gegen Serien und Filme ist nichts einzuwenden. Die sind ein fester Bestandteil der Science-Fiction-Kultur und mitunter das Aushängeschild. Wobei Filme meistens eine sehr enges Spektrum des Science-Fiction präsentieren und gerade die US-Filmemacher nie müde werden aufzuzeigen, was passiert, wenn die Aliens auf einen Besuch vorbei schneien und die Amerikaner mit den bloßen Händen und Patriotismus siegen. Damit habe ich 80% der gängigen Plots abgedeckt, was mich ein wenig traurig macht. Denn SF hat soviel mehr zu bieten als das Invasionsszenario. Naja, ich betrachte das als leichte Cost, die zum Popcorn serviert wird. Man weiß eh schon vorher, was passieren wird, also schaufle ich mir den Popcorn in den Rachen und schalte die analytischen Hirnareale ab. *mampf*
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Zum Glück bleiben noch die 20% übrig, die nicht soviel mit Aliens vs USA zu tun haben
Seit ich lesen kann, lese ich Science Fiction. Das fing in den Siebziegern (jah, bin ein älteres Baujahr) mit Kurzgeschichten in technischen Magazinen an, die ich zu hunderten verschlungen habe. Seltsamerweise sind darin kaum Aliens vorgekommen, meistens blieben sie ein abstraktes Konzept oder man fand uralte Artefakte. Dafür wimmelte es darin nur so von Ideen und Fremdartikeiten, die mein Denken angeregt haben. Kurz später habe ich mich quer durch die kleinen Science-Fiction-Bestände gelesen. Weil ich in Oberschlesien aufgewachsen bin, war die Auswahl sehr eingeschränkt. Wenige angloamerikanische Titel, Arthur C. Clarke und Asimov waren das höchste der Gefühle. Letzterer wohl deshalb, weil sein Name so russich klingt. Dafür gab es einiges an UDSSR, DDR und polnischer Literatur. Da sind mir Stanislav Lem (Sterntagebücher) und die Gebrüder Strugatzki (Die Schnecke am Hang ... worauf das Spiel Stalker basiert) im Gedächtnis geblieben. Lustigerweis gab es zu dem Zeitpunkt so gut wie keine Fantasy zu bekommen. Der Kleine Hobbit war für Jahre das einzige Fantasybuch, das ich lesen durfte.
Es war nicht so leicht an guten Lesestoff zu kommen. In den End-70ern kam man auf normalen Wegen nicht an vernünftigen Lesestoff heran. Doch eine Quelle gab es dann doch. In meinem Wohnort gab es ein Papierfabrik, die Altpapier (Makulatur) als Rohstoff benötigte. Auf einem großen Areal stapelten sich unzählige Packen gepressten Altpapiers. Jeder davon wog um die 600 Kilo und hatte ein ordentliches Volumen. Darin waren so manche Schätze verborgen. Ältere Zeitschriften mit amerikanischen Kurzgesichten, Bücher über Technik und auch Science Fiction (jau!) oder auch mal ein äußerst wertvolles gut - Comics, die durch die Bank weg SF waren. So habe ich mich mit ein paar anderen nach der Schule dorthin geschlichen. Meine eltern hätten mir den Arsch versohlt, wüßten sie davon. Und die Fabrikarbeiter jagten uns was das Zeug hält. Also war große Verstohlenheit angesagt. Zwischen den Makulaturpacken umherschleichen, Wachen aufstellen, die uns rechtzeitig warnen und schnell Abhauen, wenn das nötig war. Die Makulatur stappelte sich bis zu zehn Meter hoch und bildete labirintartige Gassen und Höhlen. Darin umherzuschleichen war ein großes Abenteuer und S chatzsuche zugleich. Ach, was habe ich da für tolle Bücher gefunden. Ben Bova, Bradbury, Silverberg, Brian Aldiss, Poul Anderson und einiges Mehr. Dazu tonnenweise Kurzgeschichten aller Coleur.
In den Achtzigern kam man schon leichter an Bücher heran. Vieles davon als schlecht gebundenen Fotokopien die ein irgendein Fan zuvor auf der Schreibmaschine getippt hat. Glücklicherweise gab es auch eine Zeitschrift, die sich mit der Fantastik befasst hatte. Darin habe ich auch etwas mehr Fantasyfutter bekommen. Alte aber gute Sachen, wie Conan, Kane etc. Viel Howard eben.
Irgendwann sind meine Eltern nach Deutschland gezogen, wofür wir übrigens keinen Heißluftballon bauen oder Tunnel graben mussten im Gegensatz zu manchen DDR-Bürgern. Die polnischen Behörden waren wohl der Ansicht, dass man sich der Deutschen Minderheit entledigen sollte. Also war das trotz des herrschenden Kalten Krieges für mich ein gänzlich unaufregende Bahnfahrt. Von diesem Zeitpunkt an, habe ich mich wie die Raupe Nimmersat auf alles fantastische gestürzt und Bücher nur so verschlungen.
Anfangs echt wahllos und einfach alles was sich lesen lies. Dann, mit dem herauskristalisieren eines Geschmacks, etwas gezielter. So habe ich u.A. folgende Lieblinge gefunden Frank Herbert (Dune-Zyklus), William R. Forstchen (Das verlorene Regiment), Jack McDevitt (Gottes Maschinen), David Weber (Honor Harrington ... obwohl ich zu Weber ein Zwiespältiges Verhältnis habe), John Ringo, John Scalzi (Krieg der Klone - einfach geil!).
Meine persönlichen Titanen der Science Fiction sind Neal Asher (Prador Mond, Skinner) und Peter F. Hamilton (Armageddon-Zyklus, Mindstar, Void-Trilogie). Die Beiden sollten ruhig schneller schreiben, damit ich endlich Nachschub bekomme
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