Alma Alexander
Die verborgene Königin
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»Die verborgene Königin« von Alma Alexander
Als der Rote Dynan, König von Roisinan, im Krieg fällt, ist seine rechtmäßige Erbin Anghara erst 9 Jahre alt. Ihr unehelicher Halbbruder Sif reißt den Thron an sich. Sie flieht zu ihrer Tante nach Cascin, wo sie wenige Jahre des Friedens erfährt. Doch als sich ihr Erbe zeigt, muss sie schon wieder fliehen. Anghara hat von ihrer Mutter das Zweite Gesicht geerbt, eine Magieform, die nicht nur Visionen schenkt, sondern auch über unglaubliche Mächte verfügen kann. Anghara muss ausgebildet werden, sonst ist sie eine Gefahr für sich und ihre Umgebung. Doch Sif kann die rechtmäßige Thronfolgerin, obwohl für tot erklärt, nicht am Leben lassen und startet nicht nur auf sie eine Hetzjagd, sondern auch auf alle, die ihr Unterschlupf und Hilfe gewährten.
"Die verborgene Königin" ist der erste Band eines zweiteiligen High-Fantasy-Werkes. Im ersten Teil spielt die Handlung in Roisinan, einem grünen Königreich voller Flüsse. Das Setting und die Handlung sind relativ stereotyp und wohlbekannt: Königskind muss nach Putsch fliehen und lebt unerkannt in einfacheren Verhältnissen, bis sie wieder erkannt und immer weiter fliehen muss. Außerdem verfügt sie über enorme magische Fähigkeiten und ist "für Höheres bestimmt". Soweit war die Handlung auch relativ langweilig, weil man es schon in ähnlicher Form zigmal gelesen hat und der Schreibstil nicht so fesselnd ist, dass man es nicht mehr weglegen könnte. Im zweiten Teil der Handlung verlässt Anghara jedoch Roisinan und reist in das Wüstenkönigreich Kheldrin, wo sie weiter ausgebildet wird. Hier wird die ganze Sache interessant, denn die Wüstenlandschaft in ihrer Schönheit, aber auch Gefährlichkeit, ist sehr anschaulich beschrieben, auch wenn die Einwohner sehr klischeebeladen sind. Mal abgesehen von der magischen Komponente, orientiert sich die Autorin in der Landschaftsgestaltung und der geschilderten Kultur sehr stark an der Erde. In Kheldrin trifft Anghara noch auf andere, ältere Gottheiten, die die Geschichte vorantreiben, da man deren wahre Intention nicht kennt.
Anghara ist als Heldin aber eher unsympathisch. Sie ist hochintelligent, irrsinnig begabt und schafft eine gesamte lebenslange Ausbildung in wenigen Wochen...außerdem noch von den Göttern erwählt, gekrönte Königin und überaus hoheitlich. Ihr "herrschaftliches Blut", was sie von anderen "niedriger geborenen" unterscheidet, wird immer wieder betont (dabei stammt ihr "böser" Halbbruder vom selben Vater und ihre Mütter aus demselben Volk). Außerdem wird im Fließtext immer wieder dem Leser vorgegeben, was er empfinden soll: Anghara wird mit allerlei Adjektiven bedacht, ihr Verhalten hingegen schafft eher ein negatives Bild, was gar nicht zu den Beschreibungen passt. Anghara ist als Figur auch ziemlich passiv: große Mächte wirken durch sie hindurch, aber sie handelt nicht aus eigenem Antrieb, außer vielleicht aus der Intention "ihren" Thron zurückzubekommen. Passend dazu wird Sif als Negativcharakter immer böser. Sein Progrom wäre in dieser Form auch gar nicht durchführbar: wenn die Gabe dermaßen weit verbreitet ist, werden auch die Soldaten nahe Verwandte und Bekannte haben. Sollen sie ihre eigenen Familien abschlachten?
Ich habe mich erst in der Wüstenlandschaft richtig in die Handlung eingefunden. Der Schreibstil ist okay, allerdings nicht besonders fesselnd. Man konnte teilweise nicht erkennen, was wörtliche Rede war, was gedacht und wer eigentlich sprach, da die wörtliche Rede nicht immer gekennzeichnet war. Mir sind ein paar kleinere Rechtschreibfehler aufgefallen- und große Grammatikfehler. Teilweise stimmte die Syntax nicht und Sätze wirkten wie Wort für Wort aus dem Englischen übersetzt, ohne die deutsche Grammatik zu berücksichtigen. An einigen Stellen hat der Lektor geschlafen und Satzbausteine standen zweimal hintereinander. Alles in allem war das Buch nett zu lesen, aber nichts, was mich wirklich vom Hocker gerissen hat.