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Andreas Brandhorst

Ruf der Unendlichkeit

  • Autor:Andreas Brandhorst
  • Titel: Ruf der Unendlichkeit
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:FISCHER Tor
  • Datum:26 Oktober 2022
  • Preis:18 EUR

 
»Ruf der Unendlichkeit« von Andreas Brandhorst


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Als letzter, unsterblicher Mensch in der Milchstraße steht Aron in den Diensten der Moy, einer alten Superzivilisation, die seit unvordenklichen Zeiten über den Kosmos wacht. Sein Auftrag: der Schutz des Kulturguts unterentwickelter Lebensformen vor den Blendern, die überall Zwietracht säen. Die neue Mission führt ihn auf den Planeten Mulkain, wo einige Abgesandte der Moy verschwunden sind. Doch was er dort entdeckt, lässt ihn an allem zweifeln, was er zu wissen glaubt. Er bricht zu einer kosmischen Reise auf, um der Frage nachzugehen, warum die einstigen Hochkulturen der Menschheit untergingen.

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In letzter Zeit hatte ich ja etwas mit den Werken von Herrn Brandhorst gefremdelt, da sie sich meiner Meinung nach nicht sonderlich voneinander unterscheiden und immer öfters nach Schema F geschrieben sind. Hochkulturen in der fernen Zukunft, in denen ein Protagonist immer irgendetwas untersuchen oder erforschen soll – und das in der Regel für irgendeine obskure Macht oder Superzivilisation. Auch im vorliegenden Buch passiert genau das: In ferner Zukunft soll der (angeblich) letzte noch lebende Mensch im Dienst für eine außerirdische Superzivilisation die Dinge regeln. Tja, klingt irgendwie vertraut, oder?

Natürlich läuft für den Protagonisten Aron nicht alles so ab, wie es geplant war. Nicht nur das er seinen Auftrag nur halb vollenden kann, er wird dazu auch noch quasi der Seelenpartner oder Intimus desjenigen, den er eigentlich aus dem Verkehr ziehen soll, natürlich zwangsweise, versteht sich von selbst. Bei diesem Einsatz erfährt er zudem noch, dass er wohl doch nicht der letzte lebende Mensch ist, denn auf dem Planeten Ozeanica scheint es weitere Überlebende zu geben, eingefroren in Stasiskapseln.
Natürlich bleibt es nicht bei der Suche nach weiteren Überlebenden, denn Aron muss nun auch die Frage klären, warum die Hochkultur der Omni vor so langer Zeit verschwunden ist und die Menschheit (angeblich) ausgelöscht wurde. Um eine Antwort zu finden, muss er Milliarden von Jahren in die Vergangenheit reisen und gegen einen alten Bekannten in den Krieg ziehen.

Das liest sich alles sehr geheimnisvoll und ungemein spannend, was es streckenweise auch ist, aber wie auch in den Vorgängerwerken frönt Brandhorst hier dem „Bombastischen“ und dem „Gigantismus“ (ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll). Die Handlung beschränkt sich nicht nur auf eine Galaxis, sie ist galaxienübergreifend, Zeitsprünge von Milliarden von Jahren sind überhaupt kein Problem, Reisen durch irgendwelche Portale oder Tore um in die Vergangenheit, Zukunft oder in eine andere Galaxis zu kommen scheinen quasi Usus zu sein. Aron und der Antagonist (den Namen möchte ich hier nicht spoilern) verändern munter die Vergangenheit und somit die Zukunft, „als wenn’s kein Morgen gäbe“.

Anfangs habe ich noch versucht dem logisch zu folgen. Was passiert, wenn Aron dieses und der Antagonist jenes in der Vergangenheit ändert? Welche Auswirkungen hat das auf die Zukunft? Nur, schlussendlich habe ich dann aufgehört mir da noch Gedanken drum zu machen. Es verknotet sich nur das Gehirn. Der Grund für diese Zeitsprünge ist die Frage, warum die Menschheit, die nach der Vernichtung der Omni durch die Blender, in die Andromeda Galaxis geflüchtet ist, nach all den Jahrmillionen nicht in das heimatliche Sonnensystem zurückgekehrt ist, wie man es ursprünglich vorgehabt hatte. Der Grund liegt natürlich in der Manipulation der Zeit, die hier der Antagonist vornimmt und die Aron zu verhindern sucht.

Das Motiv für den Krieg der Blender gegen Omni in der fernen Vergangenheit ist religiöser Natur. Hier erfahren wir dann auch, dass Religion für Brandhorst ja offensichtlich die Quelle allen Übels ist. Für mich als Christ ja sowieso eine zweifelhafte Einlassung. Aber gut. Streckenweise erinnert mich die Handlung doch sehr an die Salvation Reihe von Peter Hamilton. Auch hier führt eine Alienrasse, aus religiösen Motiven heraus, einen Krieg gegen alle anderen Völker, unter anderem gegen die Menschen. Genau wie die Blender (oder Moi) unterwandert sie ihren Gegner. Auch hier zieht sich der Kampf über Jahrtausende. Wurmlöcher und Portale dienen zur Erreichung anderer, weit entfernter Gebiete, die Technik ist sensationell, geradezu gigantisch. Nur hat Hamilton seiner Geschichte mehr Leben und Würze gegeben als es Brandhorst macht. Was aber nicht heißen soll, dass mir Ruf der Unendlichkeit nicht doch gefallen hat.

Seinem Schreibstil ist Brandhorst treu geblieben. Viel Technogebabbel und der Leser wird wieder bis kurz vor Schluss im Unklaren über den wirklichen Hintergrund der Ereignisse gelassen. Die Story ist recht humorlos geschrieben und beschränkt sich, genau genommen, eigentlich nur auf drei Hauptpersonen: Aron, die menschliche Frau Muriel und den Blender Curax. Alle drei fand ich jedoch relativ schwach ausgearbeitet. Aron, der nicht unsterblich ist, sondern dessen Bewusstsein nur nach seinem Tod immer wieder in einen neuen Körper hochgeladen wird, hätte sicherlich mehr Potenzial geboten, als Brandhorst abruft. Irgendwie bezeichnend, dass mir ausgerechnet die unabhängige Schiffs-KI Sal noch am Besten gefallen hat.

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Geschichte in dem Omni Universum spielt, allerdings nach der Omni Zeit und nicht während, da Omni ja zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr existiert. Die Omni Vorgängerbücher Omni und Das Arkonadia-Rätsel muss man daher auch nicht zwingend gelesen haben.

Fazit
Auch wenn ich jetzt mehr kritisiert als gelobt habe, fand ich den vorliegenden Roman dennoch nicht schlecht. Ein bisschen weniger Gigantismus hätte dem Buch meiner Meinung nach sicherlich gut zu Gesicht gestanden. Es muss nicht immer ein Handlungszeitraum von Jahrmilliarden sein. Ich werde dem Autor auf jeden Fall „treu bleiben“.
 


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