Arwen Elys Dayton Die Clans der Seeker 1
Die Stunde des Fuchses
Buchlisten
»Die Stunde des Fuchses« (Die Clans der Seeker 1) von Arwen Elys Dayton
Quin, Shinobu und John träumen davon, Seeker zu werden, edle Kämpfer für die Gerechtigkeit. Sie kennen Seeker aus den alten Geschichten, in denen diese Tyrannen gestürzt, Länder von schrecklichen Verbrechern befreit und alle Arten von Unrecht ausgemerzt haben. Um dieses Ziel zu erreichen und den Eid abzulegen, trainieren sie seit Jahren hart. Nun ist der Augenblick gekommen, der letzte Kampf gegen ausgebildete Seeker, der entscheidet, ob sie dazugehören und die letzten Geheimnisse erfahren dürfen.
John scheitert und wird zurück nach London geschickt. Quin und Shinobu bestehen dagegen die Prüfung und werden in die Geheimnisse der Seeker eingeweiht. Als sie ihre Väter zu ihrem ersten Auftrag begleiten, stellen sie jedoch fest, dass Seeker nicht das sind, was die alten Geschichten erzählen. Währenddessen will sich John nicht eingestehen, dass er versagt hat, und greift zu verzweifelten Maßnahmen, um hinter die Geheimnisse der Seeker zu kommen.
18 Monate später leben die drei Freunde getrennt voneinander an entgegengesetzten Enden der Welt. Während John in London lebt und immer noch plant, die Geheimnisse der Seeker zu ergründen, leben Shinobu und Quin in Hongkong. Quin hat durch traumatische Ereignisse ihr Gedächtnis verloren, Shinobu hat das Wissen um die Seeker ernüchtert und desillusioniert, er kann sein Leben nur noch unter dem Einfluss von Drogen ertragen. Das Schicksal sorgt allerdings dafür, dass sich die Wege der Drei wieder kreuzen – und nun sind sie bereit, jeder für seine Überzeugungen zu kämpfen...
Kommentar:
„Die Stunde des Fuches“ ist der erste Teil der Jugendbuchreihe „Die Clans der Seeker“. Das Ende des Buches ist offen, sodass es nicht als Einzelband gelesen werden kann, auch wenn einiges am Ende des ersten Buches aufgeklärt wird. Die Kapitel werden jeweils aus der Sicht der vier Hauptcharaktere Quin, John, Shinobu und Maud erzählt.
Das Buch zu rezensieren, ohne zu viel von der Handlung zu verraten, ist schwierig, da die Geschichte von den Geheimnissen lebt, die erst nach und nach aufgeklärt werden. Es hat einige Fantasyelemente, wie Peitschenschwerter, die sich in verschiedene Waffen verwandeln können, der Weg in das „Dort“, den jeder angehende Seeker kennenlernen möchte oder auch einige Fähigkeiten einzelner Charaktere. Die Geschichte spielt allerdings in einer Welt, die fast wie unsere ist, mit Autos, Zügen, Schusswaffen oder auch Städten wie London und Hongkong. Das war für mich eine Überraschung, da ich etwas ganz anderes erwartet habe, als ich das Buch angefangen habe. Statt einen Fantasyroman zu lesen, ist das Buch eher wie ein Thriller aufgebaut, in dem es um Macht und Einfluss geht, die mit allen Mitteln durchgesetzt werden, auch wenn es bedeutet, über Leichen zu gehen.
Der Schreibstil ist flüssig und die Autorin versteht es, durch Worte und Geheimnisse Spannung aufzubauen. Allerdings wiederholt sich das grundlegende Handlungsmuster mehrmals, einige der Figuren werden gejagt, gefunden und können entkommen, nur um erneut gefunden zu werden und erneut auf ähnliche Weise zu entkommen. Es hätte der Geschichte gut getan, wenn diese Jagd etwas straffer erzählt worden wäre.
Die Fantasyelemente der Geschichte sind interessant, wenn auch nicht immer ganz ausgereift. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie wurden in genau dem Augenblick der Geschichte erst von der Autorin erfunden, damit sie dort Anwendung finden können. Quin kann mit einem Peitschenschwert mühelos einen Safe öffnen, während ein anderer Safe, der geschützt werden soll, selbst von den besten Männern nicht geöffnet werden kann. Maud möchte etwas in der Ferne sehen und kann es mit ihren Augen plötzlich wie mit einem Fernrohr heranzoomen. Andere magische Elemente, wie den Disruptor, fand ich dagegen zwar erschreckend, aber gut in die Handlung eingefügt.
Die Stärke des Buches, die noch viel weiter hätte betont werden können, ist das Aufgreifen von Fragen der Moral: Wann darf man jemanden töten, darf man überhaupt jemanden töten und gibt es eine Grenze, ab der es moralisch vertretbar ist? Darf man überhaupt entscheiden, wer gut und wer böse ist, wer es verdient zu leben und wer sterben sollte, damit andere Menschen besser leben können und um Leid abzuwenden? Kann man „so anständig wie möglich“ töten? Diese Fragen werden im Laufe der Handlung angerissen und spiegeln den Kern der Geschichte wieder. Jeder der Charaktere versucht, seine eigenen Antworten auf diese Fragen zu finden.
Die größte Schwäche des Buches betrifft für mich die Ausgestaltung der Charaktere. Ich fand die Charaktere entweder unsympathisch, skrupellos, böse oder sie berührten mich überhaupt nicht. Dadurch fiel es mir schwer, eine Bindung aufzubauen, mich in das Buch und die Figuren hineinzuversetzen. Jeder der Charaktere ist voller Hass, Rachegedanken, mit seinen eigenen Zielen beschäftigt oder schlicht naiv und apathisch. Alle wurden zu dem gemacht, was sie sind – zerbrochene Figuren – keiner ist wirklich gut oder ohne Fehler. Aber auch wenn verständlich ist, warum sie so geworden sind, wie sie sind, konnte ich viele Handlungen nicht gutheißen. Im letzten Viertel des Buches entwickeln sich einige der Charaktere weiter, sodass mich das Buch endlich mitgerissen hat, auch wenn die Entwicklungen und Wandlungen nicht alle nachvollziehbar waren.
Fazit:
Das Buch braucht seine Zeit, bis es in Fahrt kommt und macht es einem durch die schwierigen Charaktere nicht einfach, in der Geschichte zu versinken. Trotzdem ist es ein spannender Auftakt der zeigt, wie schnell aus guten Absichten böse Handlungen werden können.