Bradley, Marion Zimmer / Lisle, Holly
Im Schatten der Burg
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»Im Schatten der Burg« von Bradley, Marion Zimmer / Lisle, Holly
Kate Beacham, Besitzerin einer kleinen, aber feinen Sattlerei und eines
ebensolchen Hauses, junge Witwe eines depressiven Selbstmörders,
mit dem
sie die schönsten Tage ihres Lebens verbracht hat. Schon in ihren
Jugend hat sich Kate vom Christentum abgewendet, um eine Wiccan, eine
Hexe, zu
sein. Ihr spießbürgerliches Elternhaus seinerseits, hat sich
von ihr abgewandt. Aber sie hat sich mit ihrem Leben arrangiert und ist
zufrieden.
Ihre kleine Idylle zerbricht, als drei Anhänger einer christlichen
Sekte versuchen, sie - vordergründig wegen ihres Glaubens, tatsächlich
aber aus rein egoistischen Motiven - zu vergewaltigen und ihr geliebtes
Pferd töten. Während sie von dem Erlebten noch ganz verstört
und auf der Suche nach Zeichen eines Eindringes des Trios durch ihr Haus
geht, findet sie ein Buch, einen magischen Reiseführer aus dem Reich
Glenraven. Dieser bringt vier Glenravener, darunter eine Magierschülerin,
die auf der Flucht vor einer magischen Bestie durch ein Tor reisen, zu
ihr. Gemeinsam mit ihnen soll sie den bösen Glenravener Magier Callion,
der sich in den USA eingenistet hat und sowohl Glenraven als auch unsere
Welt zu vernichten droht, gefangennehmen und nach Glenraven überführen.
Die Sache hat nur zwei Haken: Die Magierschülerin kann auf die Magie
dieser Welt nicht zugreifen, Kate kann das zwar, aber da sie magieblind
ist, kann sie nicht gut mit ihr umgehen. Und als ob das nicht genug wäre,
gibt es in der Gruppe auch noch einen Verräter, der mit Callion zusammenarbeitet.
"Im Schatten der Burg" ist eine herrlich erfrischende Erzählung,
die an Sozialkritik nicht spart, ohne dabei belehrend zu sein. Durch die
Brille der Glenravener betrachtet ist unsere Welt eng, hektisch, laut
und stinkend. Die Homosexuellenproblematik wird ebenso angeschnitten,
wie Religionsfreiheit: Du mußt nicht glauben - solange Du Christ
bist. Schonungslos decken die beiden Autorinnen Heuchelei, Intoleranz,
Dummheit und Egozentrik auf. Am Rande, und ohne schnulzig zu werden gibt
es auch eine Liebesgeschichte. Die Bösen sind nicht nur böse,
und die Guten nicht nur gut, und das Ende ist, wunschgemäß,
happy. Negativ ist, daß es kleine Inkonsistenzen gibt (ist Tik nun
seit seiner frühesten Jugend der beste Freund von VAL oder von ERRGA),
sowie daß einige "Zufälle" nicht erklärt werden
(alle Gründe für die Übergriffe gegen Kate bestehen seit
Monaten, dennoch kommt es erst an dem Abend zum Ausbruch der Krisis, als
die Glenravener kommen).
Daher eine wohlverdiente 9. Lesegenuß ist jedenfalls garantiert.