Büttner, Gerdi M.
Blutsfreunde
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»Blutsfreunde« von Büttner, Gerdi M.
Vampire aus deutschen Landen, das ist ein seltenes Ereignis im deutschen
Buchmarkt. H.H. Ewers hat, wenn ich mich recht erinnere in den 20ern
einmal einen entsprechenden Roman vorgelegt, unter dem Autorennamen Wolfgang
Hohlbein erschienen im vgs Verlag 4 zusammenhängende Romane, dazu
diverse Heftromane und Serien, doch ansonsten sind die Herrscher der Nacht
nicht so ganz beliebt gewesen.
Gerdi M. Büttner hat sich nun erneut des faszinierenden Themas
angenommen. Um was geht es nun im ersten Band einer neuen Serie?
Die Autorin entführt ihre Leser ins Schottland des Jahres 1768.
Wir lernen unseren Protagonisten, Daniel genannt, im Alten von 17 Jahren
kennen. Als sein Vater, ein Händler, auf der Heimreise im Auftrag
seines Kompagnons überfallen und ermordet wird, beginnt für
den Erben einer respektablen Burg mit Ländereien eine Zeit der Leiden
und Fährnisse. Seine Mutter nimmt den Kompagno, ohne dessen Verwicklung
in den tödlichen Überfall zu kennen, zum Mann. Daniel wird in
der Folgezeit zum bevorzugten Objekt der gewalttätigen Nachstellungen
seiner zwei angeheirateten Stiefbrüder.
Daniel flieht, und findet zunächst Unterschlupf bei einem Wanderzirkus.
In lebhaften Träumen sucht ein Fremder, der in einem Wagen gefangengehalten
wird seine Hilfe. Und tatsächlich findet er Nicolas, den mysteriösen
Fremden, und befreit diesen. Nicolas ist über 300 Jahre alt, wir
ahnen es, ein Vampir stellt sich Daniel vor. Der Junge schliesst sich
dem charismatischen Mann als menschlicher Gefährte an. Zusammen bereisen
sie zunächst Schottland und England, später besuchen sie Paris.
Die Vampire ernähren sich ausschliesslich von Menschen, die entweder
selbst Mörder sind, oder bald sterben werden. Daniel verspürt
nur allzu bald den Wunsch selbst zum Vampir zu mutieren, doch Nicolas
weigert sich ihm den Wunsch zu erfüllen. Er soll leben und lieben,
sein Glück suchen und finden. Mit 21 Jahren tritt er das Erbe seiner
Eltern an, und will den ungeliebten Stiefvater und dessen Abkömmlinge
aus der Burg werfen. Doch diese lassen sich nicht so einfach aus dem gemachten
Bett vertreiben. Sie nehmen Daniel gefangen, foltern ihn und nur Nicolas
verhindert das Schlimmste. Doch es gibt auch Erfreuliches zu berichten.
Daniel findet seine Liebe, heiratet und bekommt einen gesunden Sohn. Dann
stirbt seine Frau während der Schwangerschaft mit ihrem zweiten Kind,
Daniels Lebenswille erlöscht. Als er sich das Rückrat bricht
kann Nicolas ihn nur retten, indem er die Metamorphose zum Blutsaugen
einleitet. Daniel scheint am Ziel seiner Wünsche, doch dann wird
sein Sohn entführt...
Gerdi M. Büttner ist keine deutsche Anne Rice. Die Handlung
bleibt über weite Strecken im Bereich des Üblichen. Insbesondere
die Rechtfertigung, dass sich die Bluttrinker nur von Bösen Menschen
ernähren, die ihr Schicksal verdient haben wirkte auf mich etwas
aufgesetzt.
Das soll aber nicht etwa heissen, dass der Roman seine Leser nicht faszinieren
würde. Büttner kann, im Gegensatz zu vielen Autoren, die gegenwärtig
publiziert werden, lesbar schreiben. Stilistisch unauffällig erzählt
sie ihre kurzweilige Geschichte. Dabei gelingt es ihr insbesondere in
der Person des Nicolas eine geheimnisvolle und interessante Person zu
kreieren. Sie schuf Figuren, die menschlich daherkommen, die Gefühle
haben, die der Leser ihnen auch abnimmt. Das ist etwas, an dem viele,
auch namenhafte Kollegen scheitern.
Die Autorin hat, nachdem verschiedene Verlage den Roman abgelehnt haben,
zusammen mit ihrem Sohn den Mystery Verlag gegründet. In einer
Zeit, in der namenhafte Verlage mit all ihrer Regalfläche in den
Buchhandlungen und der geballten flankierenden Unterstützung durch
Werbemassnahmen von vielen Büchern eine Auflage von gerade mal 2000
Titel drucken lassen, bei den Kleinverlagen bewegen sich die Auflagen
oftmals im Hunderterbereich, gab die Autorin 5000 Stück eines hochwertigen
Hardcovers in Auftrag. Sie hat sich ihren Traum vom eigenen Buch wahr
gemacht. Ein Traum, der ein durchaus respektables Ergebnis auf den Tisch
des Lesers bringt. Ein Ergebnis, das auch Neugierig macht, wie die Geschichte
weitergeht. Die Autorin schreibt gegenwärtig am sechsten Teil ihrer
Saga - ich zumindest warte mit Spannung auf die Publikation von BLUTGIER.