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Cory Doctorow

Pirate Cinema

  • Autor:Cory Doctorow
  • Titel: Pirate Cinema
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:01 September 2014
  • Preis:14,99 EUR

 
»Pirate Cinema« von Cory Doctorow


Besprochen von:
 
Lanara
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Trent ist 16 und begeistert von Filmen. Nicht das Schauen reizt ihn, sondern das Selbermachen. Aus Blockbustern schneidet er Sequenzen heraus und erstellt damit neue Filme. Und dies ist illegal. Denn damit verletzt er das Copyright und stielt geistiges Eigentum. Die Behörden sind ihm auf die Schliche gekommen und kappen Trent und seiner Familie den Internetzugang. Tragisch, denn die McCauleys sind auf das Internet angewiesen: Die Mutter ist krank und kann ihre Sozialunterstützung nur online beantragen und beziehen, sein Vater braucht das Netz für seinen Job und Cora, die jüngere Schwester, für die Schule. In dem sicheren Glauben, die Lebensgrundlage seiner Familie zerstört zu haben, haut er ab und schlägt sich nach London durch. Zum Glück trifft er gleich am zweiten Tag auf Jem, der ihn unter seine Fittiche nimmt, ihm zeigt, wo man wohnen kann, Lebensmittel bekommt und Geld verdienen kann. Schnell lebt er sich ein, findet Freunde und macht weiterhin das, was ihm Spaß macht und was er kann: Filme basteln. Über eine Untergrundszene wird er mit seinen Filmen bekannt und hier erfährt er auch von der neuesten Gesetzesvorlage der Regierung: Jegliche Art der Urheberrechtsverletzung führt zu Gefängnisstrafen. Doch er und seine Freunde wollen dagegen vorgehen und eine richtige Widerstandsbewegung kommt ins Rollen.

Mit „Pirate Cinema“ befasst sich Cory Doctorow wieder einmal mit einem sehr aktuellen Thema. Wer kennt nicht die Werbung des im Gefängnis sitzenden Raubkopierers, dessen Kinder ihm ein Geburtstagsständchen singen? Allerdings geht es im Buch noch ein wenig weiter als „nur“ um das illegale Kopieren. Denn das tut Trent nicht wirklich – aus „alten“ Filmen bzw. einzelnen Szenen macht er neue Filme, Geld verdienen will er damit nicht. Von daher gibt das Buch eine wirkliche gute Diskussionsbasis ab – und das nicht im geringsten langweilig, sondern sehr gut umgesetzt. Stellenweise wurde es mir allerdings ein klein wenig zu politisch, hier hätte der Autor sich ein wenig kürzer fassen können, ohne das der Inhalt darunter gelitten hätte. Interessant ist auch, wie abhängig man doch vom Internet ist – und die Strafe, für ein Jahr keinerlei Zugang dazu zu haben, scheint daher höher als man annimmt. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Dinge fast nur noch per Netz möglich sind.

Aber nicht nur Politik und Internetpiraterie kommt zur Sprache. Es geht auch um das Erwachsenwer-den, um Freundschaft und Liebe, Toleranz und darum, für ein Ziel einzustehen und dafür zu kämpfen. Bei den Protagonisten handelt es sich hauptsächlich um Jugendliche (also passend für ein Jugendbuch, was aber den Lesespaß für Erwachsene nicht mindert), dementsprechend lässt sich auch der Schreibstil von Cory Doctorow sehr angenehm lesen. Sehr flüssig, sehr klar. Die Charaktere waren sehr gut beschrieben, nicht flach, sondern nachvollziehbar handelnd, stellenweise erwachsener als dem Alter entsprechend, aber nie unglaubwürdig. Auch die Entwicklung von Trent war sehr gut dargestellt: Vom naiven 16jährigen, der schnell lernt, sich in London durchzuschlagen und auf diesem Weg erwachsen wird und sehr vernünftig zu agieren weiß.

Fazit:

Nach „Little Brother“ ist dies mein zweites Buch von Cory Doctorow und wieder hat er mich sehr begeistern können. 100 Seiten weniger hätten dem Buch nicht weh getan und hätten ein paar Längen vermieden, aber damit kann man leben. Ich würde es allerdings weder bei Fantasy einordnen noch in der Thriller-Ecke, wie es auf dem Klappentext vermerkt ist.
 


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