Joffrey Baratheon hat Konkurrenz bekommen: Außer ihm gibt es inzwischen drei weitere Könige in den sieben Königslanden und die Lennisters fürchten, bald an allen Fronten kämpfen zu müssen. Die Zeit ist zudem ungünstig für einen Erbfolgekrieg, denn der Herbst hat begonnen und die Menschen sollten säen, ernten und vor allem Vorräte für einen langen Winter anlegen. Stattdessen gibt es überall Schlachten, Felder werden verbrannt und die Bauern sind auf der Flucht um ihr Leben zu retten.
Die Männer der Nachtwache kämpfen, vom Rest des Kontinents völlig unbemerkt, mit ganz anderen Problemen als den politischen Wirren in Westeros. Sie sind hinter die Mauer aufgebrochen, und stellen fest, dass dem Reich noch ganz andere Gefahr droht.
Im nunmehr vierten Buch der Saga "Das Lied von Eis und Feuer" habe ich allmählich meine Lieblingscharaktere gefunden, auf deren Abschnitte ich mich besonders freue. Das ist zum einen
Tyrion Lennister, der "Gnom", der "Zwerg" oder auch gerne der "Halbmann" genannt. Er ist einfach ein echtes Highlight, ein durch und durch runder Charakter, der mittlerweile sein volles Potenzial entfaltet. Er ist - wie alle Lennisters - gerissen und ehrgeizig und inzwischen zur Hand des Königs aufgestiegen. Auch wenn ich ihn nicht hundertprozentig zu den Guten zählen würde, ist er doch der einzige, der Cersei und Joffrey einigermaßen unter Kontrolle halten kann. Seine Passagen spielen im Moment am Hof in Königsmund und er beherrscht das Spiel der Intrigen perfekt, sogar besser als seine Schwester Cersei.
Die andere Lieblingsfigur ist
Daenerys Targaryen. Sie ist einfach so etwas wie der Underdog, fern der Heimat im Exil und so sympathisiert man fast schon automatisch mit ihr. Zudem ist sie die einzige, die sich in Essos, dem orientalisch angehauchten Gegenpart zu Westeros, aufhält. Das sorgt zusätzlich für Abwechslung beim Lesen, weil ihre Lebensumstände komplett andere sind, als bei den Personen in Westeros. Leider kam sie in Band 3 und 4 nicht so oft zum Zug, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich hoffe, das ändert sich in den folgenden Bänden wieder ein wenig.
Aber auch alle anderen Charaktere haben nach wie vor ihren Reiz und ihre Passagen sind ebenfalls interessant und wichtig für die Handlung. Besonders
Sansa hat im letzten Buch einige Sympathiepunkte bei mir wieder gut gemacht, die sie in den ersten beiden Büchern verloren hatte.
Mit
Stannis Baratheon hat George R. R. Martin sowohl einen interessanten Charakter, als auch einen neuen religiösen Aspekt in die Geschichte eingebracht. Nachdem nun so viele Jahrhunderte in Westeros die alten und die neuen Götter in stiller Eintracht nebeneinander verehrt wurden, ist Stannis zu einer monotheistischen Religion konvertiert, die stark an das Christentum erinnert, und keine fremden Götter neben sich duldet. Im Kleinen hat Stannis schon begonnen Septen und Götterhaine in Schutt und Asche zu legen, und der Leser darf gespannt sein, was passieren wird, wenn seine Fraktion bei den Erbfolgestreitigkeiten die Nase vorn haben sollte.
Zudem lässt der Autor den Leser über das Schicksal zweier Protagonisten im Unklaren, man weiß am Ende nicht, ob die beiden noch am Leben sind. Zumindest ich bin schon sehr gespannt darauf, im nächsten Band zu erfahren, welches Schicksal die beiden ereilt hat. In diesem Punkt muss man bei Martin ja grundsätzlich auf alles gefasst sein.
Bei diesem Band hat mir sehr gut gefallen, dass der Blanvalet-Verlag zusätzlich zu den Karten von Westeros im Buchumschlag auch noch kleinere Karten auf die ersten Seiten gedruckt hat, beispielsweise vom Land jenseits der Mauer und auch einen Stadtplan von Königsmund. Ich liebe solche Karten in Büchern, weil es mir dann einfach ein wenig leichter fällt, die Wege der Figuren nachzuvollziehen. Sollte sich im nächsten Buch nun auch noch eine Karte von Essos befinden, wäre ich überglücklich.
Wenn man den Inhalt von "Der Thron der sieben Königreiche" und "Die Saat des goldenen Löwen" zusammen betrachtet (die ja in der Originalausgabe nur ein Buch sind), erhält man eine gelungene Fortsetzung, einige Wendungen der Geschichte, mit denen man nicht gerechnet hätte und bleibt am Ende gespannt zurück und freut sich auf die nächsten Bände.