Janet Edwards Earth Girl 1
Die Prüfung
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»Die Prüfung« (Earth Girl 1) von Janet Edwards
Jarra ist ein "Earth Girl". Auf Grund eines Gendefekts ist sie im Gegensatz zu dem Großteil der Menschheit nicht in der Lage in fremde Galaxien zu reisen, da eine Teleportation auf einen anderen Planeten sie töten würde. Somit gehört sie zu den "Affen", den als Behindert zählenden Abkömmlingen der Menschheit. Aber Jarra hat ein Ziel für sich gefunden: Sie will unter als Normale auf einer auswertigen Universität Frühgeschichte studieren. Diese behandelt den faszinierenden Zeitraum vor Erfindung der Portaltechnik und der Erdenflucht. Zu der Zeit lebten die Menschen in Städten, die nun nur noch Ruinen sind. Um dies zu bewerkstelligen, verbirgt Jarra ihre Identität und gibt vor ein Militärkind zu sein - mit ungeahnten Folgen.
Janet Edwards erschafft mit "Earth Girl - Die Prüfung" ein Zukunfszenario, in der der Großteil der Menschheit die Erde verlassen hat und nur die Menschen mit Gendefekt oder Forscher der Geschichte auf dieser zurückbleiben. Ein Großteil der Geschichte ist in Folge eines Unglücks verloren gegangen und die Menschen versuchen ihre Vergangenheit zu erforschen. An diesem Punkt kann Jarra ansetzen. Sie ist ein Mädchen, welches den Gendefekt trägt und somit von den Exos (die Menschen, nach dem Exodus, die keinen Gendefekt tragen) ihr Leben finanziert bekommt. Wir lernen ein Mädchen kennen, welches von Selbstzweifeln geprägt ist und eine starke Wut auf die normalen Menschen hat. Schließlich wurde sie als Baby sofort zur Erde geschickt und von ihren Eltern verlassen. Einzig eine Promum und ein Prodad wurden ihr zugeteilt, bei denen sie täglich nur 2 Stunden Zeitanrecht hat. Ansonsten lebt sie in einer Einrichtung mit anderen Behinderten und muss nun zu ihrem 18 Geburtstag ihre Ziele selbst abstecken. Durch Rachegedanken angetrieben und dem Wunsch zu beweisen, das sie als Behinderte ebenso viel Wert ist wie ein normaler Mensch, schreibt sie sich an der Asgard Universität für das Geschichtsstudium ein. Da dieses im ersten Lehrjahr auf der Erde stattfindet, hat sie auch keine Probleme ihre eigene erfundene Geschichte umzusetzen. Sie gibt sich als Militärstochter aus, die noch am Schwanken ist, ob ihr Berufsleben nun dort liegen soll oder sie sich doch mit der Frühgeschichte beschäftigen wird. Als sie in die Klasse mit all den normalen Schülern kommt, fällt sie dort auch nicht auf. Die Meisten stammen von verschiedenen Planeten und jeder Planet hat sein eigenes Rechtssystem und seine eigenen Moralvorstellungen. Daher kommt es zu sehr interessanten Interessenkonflikten. Jarra merkt, das die "Normalos" nicht immer Vorurteilbelastet gegenüber den sogenannten Affen sind und muss bald überlegen, ob sie nicht doch ihre Absichten ändern möchte. Zudem lernt sie den attraktiven Fian kennen, der sich anscheinend auch zu ihr hingezogen fühlt. Doch kann eine Beziehung zwischen ihnen wirklich entstehen?
Der Geschichtskurs fordert Jarra auch intensiv. Die praktische Aufgabe der Studenten ist, die Bergungstrupps zu unterstützen und nach verlorener Geschichte zu suchen. Hierfür gibt es Teams mit fester Einteilung. Ein Tagger muss Gesteinsbrocken etc. markieren, die von anderen per Schwergeräten weggeräumt werden. Unterläuft hier ein Fehler, kann es Tote geben. Da die Städte derart Marode sind und in sich zerfallen, ist jede Bergung eine Gratwanderung zwischen Funden und Lebensgefahr. Gesichert wird der Tagger durch seinen Taggersupport, der bei Gefahr den Tagger aus der Gefahrenzone ziehen muss. Hier hat sich Frau Edwards definitiv viel Mühe mit der Gruppenbeschreibung und Aufgabenverteilung gegeben, die mich eindeutig fesseln konnte. Natürlich wird Jarra eine Taggerin und Fian ihr Support. Doch wird sie alle Hindernisse überwinden können und am Ende glücklich werden? Lest es selber.
Die Charaktere sind sehr einfühlsam und akribisch beschrieben worden. Jede Gefühlsregung war nachvollziehbar und durch die Einblicke in die verschiedenen Leben konnte man die Handlungsweise verstehen. Jarras Enttäuschung darüber, abgeschoben worden zu sein war klar hervorgehoben, doch auch ihr letztendliches Verständnis dafür, dass sie nicht alle Normalen über einen Kamm scheren kann, ist gut geschrieben. Fian ist ein sehr nachdenklicher junger Mann, der viele Kompromisse eingehen kann. Jeder auf der Ausgrabungsstätte hat seine eigene Geschichte und seine ganz eigene Handlungsweise, so das mir persönlich alle Figuren ans Herz gewachsen sind.
Aus diesem Buch kann man auch eindeutig wieder eine Lehre für unser Leben ziehen. Vorurteile gegenüber sogenannten "Behinderten" gibt es immer, doch gleichen diese Menschen ihren angeblichen Makel gekonnt aus und sind dafür auf vielen anderen Gebieten teilweise sogar besser als wir "Gesunden". Wenn jeder ein wenig mehr Verständnis für den jeweils anderen erbringen würde, wäre das Leben um vieles einfacher und ein großes Potential für Wut und Hass würde verschwinden.
Alles in Allem ist "Earth Girl: Die Prüfung" ein Zukunftszenario mit viel Tiefgang, die das Leben der jungen Jarra, die ein Gendefkt auf der Erde festhält, beschreibt und einen Apell an den Leser enthält, der besagt, dass man sich von Vorurteilen nicht blenden lassen sollte. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen und muss nur lernen mit diesen richtig Umzugehen, damit wir als Gemeinschaft funktionieren können.