Karsten Krepinsky
Nicht die Welt
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»Nicht die Welt« von Karsten Krepinsky
Die namenlose Stadt ist umgeben mit Wächtern, deren Aufgabe es ist zu verhindern, dass jemand in die Stadt eindringen kann. Nur die Alten dürfen die Stadt betreten, diese jedoch nie wieder lebend verlassen. In der Stadt herrscht eine tödliche Strahlung, die jedes Leben über kurz oder lang abtötet. Und dennoch gibt es dort auch Kinder und junge Menschen, die der tödlichen Radioaktivität trotzen. Sie haben ein kurzes Leben, dafür sind sie jedoch frei. Ein junger Mann macht sich auf den Weg in diese Todeszone um ein Papier zu finden, dass die Welt verändern soll.
Autor
Karsten Krepinsky ist promovierter Biologe und lebt in Berlin. Mit "Nicht die Welt" liefert er sein dystopisches Erstlingswerk ab, das die Welt nach einer Katastrophe beschreibt.
Wertung
Das Buch ist keine Strandlektüre, die man nebenbei lesen kann. Man muss sich viel Zeit nehmen und kann die Seiten nicht so überfliegen, wie bei vielen anderen Romanen das der Fall wäre.
Der Autor hat eine Welt erschaffen, die es dem Leser überlässt, sich die Details auszumalen. Die Geschichte wird weder in der Ich-Form noch aus der Sicht der Charaktere erzählt, sondern vielmehr wird der Leser durch die Gedanken der Protagonisten durch die Geschichte geführt. Das ist anfangs sehr verwirrend, weil nicht mal die einfachsten Gegenstände mit ihrer eigentlichen Bezeichnung benannt werden. So ist zum Beispiel oftmals von einem Digitalfenster oder einem Digitalbild die Rede - gemeint ist damit ein Ferneseher. Im ganzen Buch kommt kein einziger Name vor, die Protagonisten werden anhand ihrer Eigenschaften benannt. Es ist die Rede von dem jungen Mann, der jungen Frau, dem alten Wächter oder einfach dem Priester.
Auch fällt kein einziger Name des Landes oder Stadt, in der die Protagonisten agieren. Weil der Leser viele der schwermütigen Gedanken der Protagonisten erfährt, kommt eine sehr düstere Stimmung auf, die sich durch das gesamte Buch zieht. Vieles wird anfangs nicht erklärt und nicht alles versteht man sofort. Die Charaktere selbst bleiben ebenfalls namenlos und der Leser kann sich dadurch nur sehr schwer mit ihnen identifizieren oder gar mit ihnen mitfühlen. Alles bleibt recht grob gezeichnet und die Spannung bleibt aus.
Der Autor arbeitet mit sehr knappen Sätzen und hält sich mit Beschreibungen weitestgehend zurück. Weil wichtige Informationen vorenthalten werden, kann sich der Leser nicht so recht auf die Szenerie einstellen. Dadurch vermittelt die Lektüre oftmals das Gefühl der Beklemmung und Desorientierung. Dies könnte ein Stilmittel sein, um den Zerfall dieser Welt und seiner Bewohner zu betonen. Aber ein Zweifel bleibt. Andere Autoren erreichen dieses Ziel, auch ohne die erzählerischen Mittel so drastisch zu beschneiden. Eigentlich sind ausgerechnet die Beschreibungen dasjenige Mittel, das bei Endzeitromanen für die nötige Stimmung sorgt. Hier hätte ich mir mehr Details und Tiefe erhofft.
Aber am Ende wird man dennoch zum Nachdenken gezwungen. Es ist schlichtweg unmöglich das Buch zu Ende zu lesen und dann sofort zum nächsten Buch zu greifen. Kurz vor dem Ziel entscheiden sich die Protagonisten dazu, ihre Aufgabe doch nicht zu erfüllen. Das führt dazu, dass man sich als Leser fragt, was der Autor damit ausdrücken wollte oder ob man in dem Buch etwas überlesen hat. Damit hinterlässt der Autor einen ratlosen und verwirrten Leser. Das Ende ist nicht nachvollziehbar und man versucht zu ergründen, warum die Personen so gehandelt haben könnten. Wozu führt man die Protagonisten an ihr Ziel, um sie im letzten Moment Ihre Meinung ändern zu lassen und sie anschließend wieder auf den Heimweg zu schicken?
Fazit
Das Buch ist nichts für jedermann und man sollte diese Art zu schreiben schon mögen. Meinem persönlichen Geschmack hat es aufgrund seiner Verworrenheit nicht zugesagt. Dass keine Namen genannt werden, ist nicht weiter schlimm, aber die grundlose Unverständlichkeit der handelnden Personen empfand ich als sehr störend. Die Protagonisten sind meiner Meinung nach zu oberflächlich gezeichnet, wodurch ich nicht in die Welt eintauchen konnte. Das setze ich jedoch von einem guten Buch voraus.