Michael Cobley Humanity's Fire 1
Die Saat der Erde
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»Die Saat der Erde« (Humanity's Fire 1) von Michael Cobley
Den Erstkontakt mit Außerirdischen haben sich die Menschen bestimmt etwas anders ausgemalt. Vielleicht erstmal ein friedliches „Hallo“ oder wenigstens ein paar exotische Blumen, bevor man sich an den Verhandlungstisch setzt. Doch die Aliens halten nichts von friedlicher Konversation und fallen unangekündigt in ganzen Schwärmen über die wenig vorbereiteten Terraner her. Die Menschheit hat sich zwar bereits im Sonnensystem ausgebreitet, technisch weiter entwickelt, als wir das heute sind, und auch gut bewaffnet, aber der Invasionsstreitmacht, die aus hoch spezialisierten biotechnischen Schwarmwesen besteht, sind sie trotz heftiger Gegenwehr nicht gewachsen. Der Homo Sapiens wird immer weiter zurückgedrängt und steht schließlich an der Schwelle der Vernichtung. In dieser ausweglosen Lage sendet die Menschheit mehrere Siedlungsraumschiffe in alle Richtungen des Weltalls aus, um eine friedliche Ecke zu finden, in der man von vorne anfangen könnte.
Die eigentliche Handlung setzt 150 Jahre später ein. Eines der Raumschiffe fand die Welt der friedfertigen Uvovo, mit denen die Siedler fortan friedlich coexistieren. Das ist zugegeben ein harter Bruch in der Geschichte. War man zuvor mitten in der Invasionsthematik, und hat sich gefragt, wie diese Invasion zu Ende geht und die Menschheit doch noch das Ruder herumreißen kann, wird man urplötzlich in die Normalität der Siedler hinein geworfen. Doch nach ein paar Tränen im Auge und weiteren Buchseiten entwickeln die neuen Charaktere neue Storystränge, die den Actionauftakt der ersten Seiten nach und nach in den Schatten stellen. So erfährt man, was sich eigentlich in der, alles andere als friedlichen, Galaxis abspielt, was aus der Erde wurde und wohin es ein anderes
Siedlungsraumschiff verschlagen hat. Der Autor packt immer wieder neue Wunder aus seiner Ideenkiste, winkt mit einem Mysterium, stellt Freunde vor, die eigentlich Feinde sind, und führt das Böse schlechthin ein.
Um eine Geschichte dieses Umfangs samt Hintergründen ins Rollen zu bringen, braucht es viel Zeit. Damit das nicht gänzlich in die Hose geht, so wird sich der Autor gedacht haben, wurden die ersten Seiten in einem irrsinnigen Tempo und sehr actionlastig erzählt. Doch genau das erzeugt eine Schwelle, die dem Leser zusetzt. Beng! Jetzt ist alles, was ich gelesen habe, eine 150 Jahre alte Geschichte und ich muss mich an neue Helden gewöhnen? Genauso ist es. Einfach schockierend! Doch liest man weiter, vergisst man seinen Verdruss schnell wieder.
Cobeley hat es geschafft mir seine Art der Space Opera schmackhaft zu machen. Viel mehr als den Break in der Story kann ich dem Autor nicht vorwerfen. Er ist ein exzellenter Erzähler, der zielsicher mit vielen Charakteren und Storysträngen jonglieren kann, ohne den Leser zu ermüden. Der Weltenentwurf ist in sich stimmig und faszinierend. Obwohl Cobeley nicht gleich einen Peter Hamilton in die Schranken weisen kann, dafür sind seine Ideen nicht ausgereift und eigenständig genug, hat er sich in meinem Buchregal gleich einen Platz nebenan gesichert. Ganz in der Nähe von Ian Banks und ein ganzes Stück vor Simon R. Green. Wohl verdient für diese glanzvolle Space Opera.