Patrick Satters Reich der Götter 1
Der Gott des Todes
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»Der Gott des Todes« (Reich der Götter 1) von Patrick Satters
Azur ist ein Todesengel, aber er ist es nicht gern. Diesen Umstand hat er seinem Selbstmord zu verdanken; was ihn dazu getrieben hat, weiß er nicht mehr. Getrieben von Erinnerungsfetzen an sein menschliches Dasein reift in ihm der Wunsch, wieder menschlich zu werden. Denn immer wieder sieht er eine Frau – seine Frau – vor sich und spürt, wie sehr er sie geliebt hat. Zu seinem Glück ist der Gott des Todes, der über die Todesengel herrscht, eine Spielernatur. Azur lässt sich auf eine gefährliche Wette ein; sein Gewinn: Seine Wiedergeburt als Mensch. Doch mit dem Menschsein ist es nicht getan. Erinnerungslos und ohne Wissen um seine Vergangenheit macht er sich schnell Feinde (aber auch Freunde), gerät von einer brenzligen Situation in die nächste und muss einige Abenteuer bestehen. Sein einziges Ziel: Seine Frau zu finden.
Schon der Beginn der Geschichte hat mich beim Lesen in seinen Bann gezogen. Die Trostlosigkeit der Unterwelt, die Todesengel, die teilweise so uralt sind, das sie selbst nur noch dahinsiechen. Andere, die sich schier zu Tode langweilen. Und mittendrin Azur, der keine Seelen fangen möchte, sondern die Menschen um ihr Dasein beneidet. Auch Patrick Satters Schreibstil macht Spaß, erfrischend, ironisch, mit witzigen Dialogen. Gut und bildhaft beschreibt er die Unterwelt und deren Geschöpfe. Diese Beschreibung hat mir dann in der menschlichen Welt stellenweise gefehlt; hier bleibt dem Leser viel Platz für die eigene Phantasie, was ich jetzt allerdings nicht als Nachteil ansehe.
Der Mittelpunkt der Geschichte ist Azurs Suche nach seiner Frau. Unterstützt wird er von Lord Numenez, der ihn ursprünglich für einen gewagten Auftrag anheuert und mit dem ihn schnell eine Freundschaft verbindet. Diese beiden Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Von völlig unterschiedlichem Wesen ergänzen sich beide sehr gut. Azur ist bodenständig, besonnen und geht keiner Konfrontation aus dem Weg. Numenez dagegen ist ein eher unsicherer Mensch, aber steht Azur immer zur Seite. Beide müssen einige Abenteuer und Gefahren überstehen, die sie immer wieder von ihrem Weg abbringen.
Durch diese immer wieder auftretenden Wendungen hält das Buch die Spannung und der Leser ist neugierig, wie es weiter geht mit den beiden und ob Azur es endlich schafft, Erinnerung und Geliebte wiederzufinden. Abwechslungsreich sind auch die Gefahren, mit denen Azur und Numenez zu kämpfen haben: Sei es ein Werwolf in einem Dorf, eine gefräßige Riesenspinne oder Schattenwesen, die die Menschen heimsuchen – der Autor lässt sich immer neue Dinge einfallen. Und nichts davon wirkt kitschig oder unpassend für die Geschichte, sondern ist immer stimmig.
Zwei Sachen fand ich allerdings schade: Zum einen hätte ich mir mehr „Zeit“ in der Unterwelt gewünscht, denn dies war mal ein völlig anderer Handlungsort. Auch die recht spleenigen Todesengel und ihr Umgang miteinander haben mir sehr gut gefallen. Zum anderen waren Komma- und Tippfehler ziemlich störend und haben für einen holprigen Lesefluss gesorgt.
Fazit: Tolle Charaktere, interessante Geschichte und das Ganze amüsant und spannend geschrieben. Stellenweise fühlte ich mich an Bücher von Stephan Russbült erinnert, der auch immer mit „Antihelden“ glänzt. Definitiv ein toller Einstieg in die Reihe, deren folgende Teile ich auf jeden Fall lesen möchte.