Tahereh H. Mafi Shatter me 1
Ich fürchte mich nicht
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»Ich fürchte mich nicht« (Shatter me 1) von Tahereh H. Mafi
Die 17jährige Juliette ist eingesperrt, ohne Kontakt zu anderen Menschen, völlig allein. Warum, weiß sie eigentlich nicht. Sie weiß nur, dass sie anders ist als andere, als Monster angesehen und gemieden schon seit sie ein Kind war. Denn sie ist eine Unberührbare – ihre Berührung bringt den Tod. Eines Tages bekommt sie einen Zellengenossen. Adam, in dem sie einen Jungen aus ihrer Schule zu erkennen glaubt, in den sie sich verliebt hat, ohne je mit ihm gesprochen zu haben. Er sucht den Kontakt zu ihr und sie will ihm vertrauen, will einen Menschen haben, der sie berührt und versteht und keine Angst vor ihr hat. Als sie anfängt, sich ihm gegenüber zu öffnen, werden die beiden zu einem Militärstützpunkt gebracht. Hier bricht eine Welt für Juliette zusammen: Adam scheint sie die ganze Zeit belogen zu haben, denn er wurde gezielt auf sie angesetzt. Denn Warner, der Kommandant des Stützpunktes, möchte sie als lebendige Waffe in einem Krieg gegen die Rebellen einsetzen. Doch er hat nicht nur „berufliches“ Interesse an Juliette, er ist fast schon besessen von ihr.
„Ich fürchte mich nicht“ ist ein Buch, das mich beim Lesen ziemlich zwiegespalten hat. Der Schreibstil ist anders – aber trotzdem interessant zu lesen. Man taucht in Juliettes Gefühlswelt ein, spürt ihre innere Zerrissenheit und den unbändigen Wunsch nach Nähe und Geborgenheit. Zu Beginn denkt man, dass das Buch in einer Art Tagebuchform geschrieben ist, denn einige Aussagen und Gedankengänge wurden durchgestrichen und neu formuliert.
Anstrengend war die Romanze zwischen Juliette und Adam. Nachdem sie jahrelang in Isolationshaft saß und dann überraschend schnell Vertrauen zu Adam gefasst hat, drehten sich die meisten ihrer Gedanken um seinen Körper. Auch Adam schmalzt herum und die Tatsache, dass er sie ohne Gefahr berühren kann, wird aufs heftigste ausgenutzt. Ein Hinweis darauf hätte genügt, doch es wurde zu viel geschmachtet und wiederholt.
Nachdem ein Großteil des Buches von der Zeit im Irrenhaus und am Stützpunkt handelt, passiert im zweiten Teil plötzlich relativ viel. Adam und Juliette können fliehen, sie werden entdeckt, dann gerettet und an einen versteckten Ort – der Basis des Widerstands - gebracht. Doch dies alles wird eher nebenbei erzählt, hier hätten Details nicht geschadet. Außerdem scheinen unsere beiden Protagonisten alles einfach so hinzunehmen: Die Basis wird sofort als Versteck akzeptiert, es gibt weitere Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten (die X-Men lassen grüßen), die Menschen dort wussten über Juliette Bescheid. Doch woher? Und warum sollte Juliette dorthin gebracht werden? Und plötzlich ist das Buch zu Ende, es gibt massenhaft lose Fäden und offene Fragen. Was noch fehlte, war die Vorgeschichte: Was ist mit der Welt geschehen, warum gibt es keine Tiere mehr, warum werden die Menschen fast schon versklavt und was hat es mit dem „Reestablishment“ auf sich. Einzig auf Juliettes Geschichte und den Grund ihrer Haft wird nebenbei Bezug genommen.
Tahereh Mafi hat mit ihrem Erstlingswerk den Beginn einer Trilogie geschaffen, dessen offenes Ende definitiv auf die Fortsetzungen neugierig macht.