Tamora Pierce
Alanna - Das Lied der Löwin
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»Alanna - Das Lied der Löwin« von Tamora Pierce
Die Geschichte von Alanna von Trebond beginnt zu ihrem zehnten Geburtstag. Das rebellische Mädchen soll ins Kloster, um als Vorbereitung für die Heirat damenhaftes Benehmen zu lernen, ihr Bruder Thom soll zum Ritter ausgebildet werden. Doch Thom möchte viel lieber die Zauberei studieren und taugt überhaupt nichts zum Ritter, ganz im Gegensatz zu Alanna. So beschließt das kecke Mädchen kurzerhand, ihren Bruder statt ihrer selbst ins Kloster zu schicken und sich als Junge auszugeben und ihren Traum zu verwirklichen, Ritterin zu werden. Am Hof findet sie gute Freunde, doch auch mächtige Feinde.
Meinung
Dieser seitenstarke Band vereinigt die vier Abenteuer über Alanna, eine Heldin, die ihren eigenen Weg geht um ihre Träume zu verwirklichen. Der erste Band erschien auf Englisch bereits 1983. Diese Ausgabe enthält eine schön übersichtliche Karte und jedes Buch erhält ein eigenes Bild am Kapitelanfang. Dass Alanna“ ein Jugendbuch ist, merkt man nicht nur der recht geradlinigen, zuweilen vorhersehbaren Handlung an, sondern auch der einfachen Sprache. Die Geschichte ist spannend und hat keine Durchhänger. Alanna bleibt nicht am Hof, sondern reist als Ritterin durch die Landschaft und begegnet fremden Völkern, bei denen sie neue Bekanntschaften schließt und neue Fertigkeiten erwirbt. Dabei geraten die Übergänge nicht immer glatt, ein Ereignis folgt mitunter unvermittelt dem nächsten.
Ein Heldin, die alle Konventionen umläuft und dennoch Anerkennung findet, bietet ein gutes Vorbild für junge Mädchen. Die Heldin überflügelt durch ihren Ehrgeiz selbst männliche Konkurrenten, lernt aber auch ihre Weiblichkeit zu akzeptieren. Alanna findet verzauberte Gegenstände wie ihr Schwert „Blitz“ und liebe Freunde, begegnet der Muttergöttin und erhält den sprechenden Kater „Trusty“ zum stetigen Begleiter. Das alles gibt der Geschichte etwas Magisches. Vieles an der Geschichte ist kindergerecht, dagegen erscheint mir umso merkwürdiger, wie sorglos die Figuren miteinander intim werden (und dass auch einmal von Inzest oder Vergewaltigung gesprochen wird). Alanna gibt sich nicht leichtfertig hin, allerdings finde ich es einfach unnötig, in einem Jugendbuch so weit zu gehen, zumal die Liebesbeziehungen nicht im Fokus stehen. Den Mann, den sie liebt, zu küssen, hätte für mein Gefühl auch vollkommen gereicht.
Tamora Pierce hat eine bunte Welt mit starker Heldin erschaffen, die sicher viele Mädchenherzen höher schlagen lässt. Womöglich liegt es am Erwachsenenstatus, dass ich mit dem Roman nicht warm werden konnte. Für mich störend waren hauptsächlich die Figuren. Es gibt wahnsinnig viele Figuren – sympathische Freunde, Familienmitglieder und böse Antihelden – doch sie bleiben alle recht flach, man erfährt kaum Details. Die Titelheldin war für mich ein weiteres Problem: Fast alles gelingt ihr, was (wie vieles in der Reihe) nicht nur unglaubwürdig ist, sondern auch verhindert, dass sie mir sympathisch wurde. Mit ihrem starken Willen und ihrer Hilfsbereitschaft könnte sie ein Rollenmodell sein, aber ich hatte keinen Bezug zu ihr.
Enttäuschend leider auch das Ende, da vieles einfach keinen Sinn macht. Eine Figur offenbart Kenntnisse erst, als es schon viel zu spät ist, ein Bösewicht, der keinen Wert aufs eigene Leben legt usw.
Fazit
Für meinen Geschmack waren die Figuren zu simpel gestrickt, auch mit der Heldin konnte ich nicht warm werden. Allerdings ist „Alanna“ eine spannende Geschichte voller Kampf, Liebe, Freundschaft, Magie und Abenteuer.