Vitali Sertakov Cryonic 1
Der Dämon erwacht
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»Der Dämon erwacht« (Cryonic 1) von Vitali Sertakov
Nach über hundert Jahren in einer experimentellen Hibernationskammer erwacht Arthur Koval aus einem künstlichen Winterschlaf und sieht sich mit einer gänzlich veränderten Welt konfrontiert! Eigentlich war sein Schlaf ein Experiment, das jedoch durch ein katastrophales Ereignis unerhört in die Länge gezogen wurde: Eine schreckliche Seuche hat die Menschheit befallen und dramatisch dezimiert.
Koval bricht in eine neue Welt auf, die von Gefahren nur so strotzt. Die Zivilisation so wie er sie kannte ist zusammengebrochen, wofür jedoch nicht nur die Seuche verantwortlich war, sondern auch manche der Bestrebungen Heilung oder wenigstens Linderung zu bringen. Manche der Mutationen die durch die verfallenen Städte streifen sind das Resultat von aggressiven Medikamenten und unzählige Tierversuche, unternommen auf der Suche nach Heilung, haben Spezies und Hybriden mit neuartigen Eigenschaften hervorgebracht. Auch die Menschen selbst haben einen Preis zu zahlen, denn zeugungsfähige Männer und gebärfähige Frauen gibt es fast nicht mehr.
Auf der Suche nach anderen Menschen findet Koval viele Gruppen bei denen zum einen beginnende Ausbildung stammesartiger Strukturen zu beobachten sind, zum anderen ein vehementes Festklammern an althergebrachtem Wissen und Strukturen das bereits dabei ist zu Folklore zu werden. Dieses Festhalten am traditionell bekannten hat gute Gründe, denn das Verschwinden der Technik scheint noch ganz andere Nutznießer zu haben: Allenthalben erscheinen magische Wesen, werden stärker und zahlreicher und immer öfter kommt es zu Konfrontationen mit den Wesen dieser neuen, magischen Weltordnung.
Das Thema Vitali Sertakovs Geschichte ist so neu nicht und gewinnt als solche keinen Preis für Originalität. Neu sind allerdings Blickwinkel und Sichtweise, den Sertakov ist Russe. Andere Variationen über das Thema stammen ausnahmslos aus den Federn englischer oder amerikanischer Autoren. Sertakovs Roman stammt jedoch aus einem gänzlich anderen Kulturkreis und das merkt man der Geschichte an. Die bekannte Geschichte ist mit vielen frischen und unverbrauchten Elementen ausstaffiert, wobei die Figuren in Ihren Rollen eigentlich alle sattsam bekannt sind, aber in Sertakovs Schilderung erfrischend anders Erscheinen. Dazu nimmt sich der Autor auch viel Zeit seine fantastische Welt zu ausführlich und stimmungsvoll zu beschreiben, was der Atmosphäre eindeutig zuträglich ist, aber die Handlung eher bremst. So sucht man vergebens nach rasanter Action. Nicht, dass es in dem Buch keine solchen Situationen gäbe, jedoch seziert Sertakovs sehr deskriptiver Stil die Situationen regelrecht, so dass diese für den Leser quasi in Zeitlupe ablaufen.
Mit Cryonic ist Vitali Sertakov auf jeden Fall ein spannender Roman geglückt, der dank einer unverbrauchten Perspektive für ein interessantes Leseabenteuer gut ist. Der eher technische Start suggeriert ein Science-Fiction Endzeit Szenario, das aber durch die erwachenden magischen Elemente konterkariert werden und die Geschichte auf die Konfrontation von Technik und Magie hinauslaufen lassen.