Alex Adams
White Horse
Buchlisten
»White Horse« von Alex Adams
Eine junge Frau in Italien tut alles, um ihre Menschlichkeit zu bewahren, während sie in einer sterbenden Welt nach Griechenland reist. Es scheint wie Ironie, dass Zoe Leben in sich trägt, wo doch um sie herum nichts ist als Tod. Telefon, Internet und die Infrastruktur sind zusammengebrochen, die wenigen überlebenden Menschen begegnen sich mit Misstrauen und kämpfen ums Überleben.
Gleich zu Beginn ihrer Reise kämpft Zoe für eine Unterdrückte, für das junge, blinde Mädchen Lisa, das von ihrer Familie missbraucht wird. Zoe nimmt Lisa mit sich, obwohl sie dadurch langsamer reisen wird; bald gesellt sich eine dritte Person zu ihnen, ein Schweizer, der mehr und mehr Anzeichen des Wahnsinns zeigt.
Wie ist die Seuche ausgebrochen, die Menschen sterben oder mutieren lässt und nur so wenige verschont? Hat das merkwürdige Gefäß etwas damit zu tun, das plötzlich in Zoes Wohnung auftauchte? Schreckliche Angst erfasst sie, da der Sicherheitsdienst keinerlei Einbrüche feststellt. Für Zoe steht sie da wie die Büchse der Pandora.Sie geht zu einem Therapeuten, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Doch ehe sie einen Blick in das Gefäß wirft oder seinen Ursprung erkunden kann, beginnen die Menschen um sie herum zu sterben.
Meinung
„White Horse“ stellt den ersten von drei Romanen dar, er kann jedoch meiner Meinung nach auch als alleinstehendes Werk gelesen werden. Die Geschichte über Zoe und die Seuche „White Horse“ (benannt nach dem Pferd des „Todes“ in der Apokalypse) wird – in Ich-Perspektive – abwechselnd in der Vergangenheit und in der Gegenwart erzählt. So lernen wir über die Hintergründe der merkwürdigen Seuche und Zoes Geschichte, während wir der schwangeren Zoe durch Europa folgen. Die Geschichte fängt in Gräueln an und endet genauso. Da man von der ersten Seite an in eine Welt am Abgrund geworfen wird, kam ich mir zunächst seltsam unberührt vor von den geschilderten Gewalttaten. Einige Zeit weiß man so wenig über Zoe und lernt auch so wenig über ihre Mitreisenden, dass ich mich kaum für diese Welt interessieren konnte. Für mich bestand zunächst ein merkwürdiges Missverhältnis zwischen „Jetzt“ und „Damals“, als würde ich zwei Romane lesen statt einen. Nur die Frage, was es mit dem Gefäß auf sich hat, ließ mich weiterlesen. Etwa nach einem Drittel und mit zunehmendem Wissen über Zoes tragische Vergangenheit begann diese starke Frau Konturen anzunehmen.
Auch wenn mich Zoes Geschichte zunehmend in ihren Bann schlug, blieben die meisten Figuren nur blasse Schemen und Landschaft schien kaum zu existieren. Zoes Anspruch, sich ihre Menschlichkeit zu bewahren, wirkt völlig naiv, wenn sie wiederholt Verbrecher und Mörder verschont und dann anderen die Drecksarbeit überlässt.
Wie Adams einen grausamen Mord dem anderen folgen lässt und fast jede gute Figur sterben lässt, schien manchmal groteske Züge anzunehmen. Wo bleibt die Kettensäge, fragt man sich vielleicht. Lektüre für Jugendliche oder Zartbesaitete ist dieses Buch nicht gerade.
Neben einigen blutigen Szenen erzählt „White Horse“ auch eine Liebesgeschichte. Doch auch diese könnte plausibler sein. Man liest nur wenige Gespräche zwischen ihnen, sie kennen sich kaum, doch wegen ihm reist sie um die halbe Welt, schwanger? Unverständlich auch, dass Zoe ausgerechnet als Putzfrau arbeitet, um sich über ihre Zukunft klarzuwerden. Wie der Krug in Zoes Apartment kam ohne dass der Sicherheitsdienst aufmerksam wurde, wird nicht erklärt. Damit könnte ich noch leben, wäre nicht das lächerliche Ende dieses Romans. Die ganze mythologische Hintergrund führt letztlich nirgendwo hin, genauso wie die hübsche Sprache der Autorin.