Ann Leckie
Die Maschinen
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»Die Maschinen« von Ann Leckie
Man weiß nicht, was es ist. Äußerlich erscheint es weiblich. Sie/es ist Breq Ghaiad von Gerentate. Aber sie/es ist auch Eins Esq von der Gerechtigkeit der Torren, sie/es scheint selbst die Gerechtigkeit der Torren zu sein.
Sie/es erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht . Die ich Form gibt dem Wesen Persönlichkeit. Einst war sie/es Viele, doch sie hat ihre Gesamtheit verloren. Wo vorher hunderte von Augen und Ohren waren und alles wahr genommen hatten, steht Breq nun alleine da. Sie hat ihre Heimat, ihre Gefährten, ihre Bindungen, ihr Schiff, einfach alles verloren. Nur ein einziger Befehl wurde ihr implantiert. Den Schuldigen zu vernichten.
Breq ist kein Mensch, sie kennt keine Gefühle wie Rache, Trauer oder Wut, sie folgt lediglich einem letzten Befehl. Dieser Auftrag führt sie über den ganzen Kontinent, immer auf der Suche nach der ultimativen Waffe, die den Verursacher all des Leids und der der Vernichtung um sie/es herum töten kann. Auf dieser Suche begegnet Breq den unterschiedlichsten Menschen und ihren Motivationen. Dabei wird sie/es immer menschlicher und ist kaum noch als das zu erkennen, was sie/es ist.
Kommentar:
Der Inhalt dieser Geschichte lässt sich schwer zusammen fassen . Breq lebt seit hunderten von Jahren. Sie/es ist ein Androide, ursprünglich als unbesiegbares Wesen konturiert, eine Waffe für den Eroberungsfeldzug der Radch. Aufwiegler oder Feinde des Imperiums werden eingefroren und bei Bedarf in KI umgewandelt und wieder erweckt. Ein schmerzhafter und traumatischer Prozess, alle Erinnerungen an eine vorherige Menschlichkeit gehen verloren. Doch je mehr Kontakt Breq, auf der Suche nach der Waffe, mit Menschen hat, umso menschlicher agiert sie/es. In Seivarden findet sie/es einen Weggefährten, zuerst Ballast, dann Freund. Seivarden erkennt die Natur des Wesens nicht, das er begleitet, er sieht sie/es als menschliche Frau an und kann es zuerst nicht verwinden, dass diese Frau ihm in allem überlegen ist. Denn auch wenn Breq von ihrem Schiff und ihrer Einheit getrennt ist, besitzt die doch weiterhin die Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit der Androiden.
Die Geschichte von Breq beginnt sehr verwirrend und ungeordnet, man findet als Leser sehr schwer Zugang. Verschiedene Erzählstränge sind ineinander verschachtelt und oft ist nicht klar, von welcher Episode seiner Existenz das Wesen Namens Breq berichtet. Auch die unterschiedlicher Bezeichnungen Esq eins und Gerechtigkeit der Torren verwirren zu Beginn sehr, da die Autorin keine Begriffe erklärt. Erst im Laufe der Erzählung erschließen sich einem die Zusammenhänge der einzelnen Episoden.
Viele Leser haben das Buch nach hundert Seiten aufgegeben . Auch ich war kurz davor, doch wenn man Geduld hat, wird die Ausdauer des Lesers belohnt. Die Autorin entwickelt ein episch angelegtes Universum mit einer Spezies, die erobert und assimiliert. Doch die Radch haben ihren Höhepunkt längst überschritten, es wird an alten Sitten und Gebräuchen festgehalten, obwohl diese längst überholt sind und sich die Welt weiter entwickelt. Die Radch stecken den Kopf in den Sand, sie setzen ihr Vertrauen auf die unbesiegbaren KI und nehmen nicht war, dass die KI nicht durch Waffen, sondern durch Emotionen besiegt werden können. Interaktion mit Menschen machen die Androiden selber wieder menschlich, vielleicht, weil tief ihn ihnen noch ein Fragment ihrer ursprünglichen Menschlichkeit verborgen liegt. Die Beschreibung der Kulturen, Rassen und Welten erinnert in ihrer Intensität an Frank Herberts Wüstenplaneten, Ann Leckie braucht hier einen Vergleich nicht zu scheuen.
Vielleicht erinnern sich einige Leser an die Episode aus Startrek Next Generation: ich bin Hugh (I, Borg) Vieles an Breq erinnert mich an die Borg. Auch diese sind Teil eines Kollektivs, so wie Breq Teil eines Schiffes ist . Alleine zu agieren fällt ihr/ihm schwer, sie/es ist einsam und fühlt sich abgeschnitten vom Rest des Universums. Auch Vergleiche mit Sonny aus dem Film I,Robot kann man durchaus ziehen.
Das Cover passt leider in keinster Weise zu der herausfordernden Geschichte zwischen diesen Buchdeckeln. Auch der Klappentext ist eher Nonsens und viel zu plakativ und gibt die Komplexität der Geschichte nicht wieder. Ich denke, viele Leser hatten, auf Grund der Aufmachung des Buches, falsche Erwartungen, und waren deswegen eher enttäuscht. Doch die Verrisse, die man im Netz über dieses Buch findet, sind in meinen Augen ungerechtfertigt, vielleicht fühlen sich männliche Leser einfach vor den Kopf gestoßen, dass hier dem klassische Rollenbild nicht entsprochen wird. Ich habe beim Lesen selber Probleme gehabt zu erahnen, welches Geschlecht die agierenden Personen haben, doch mit dem hohen Maß an Aufmerksamkeit, das dieses Buch fordert, erschließt es sich dem Leser nach und nach. Was aber fehlt und was ich als Minuspunkt ansehe, ist Begleitmaterial. Eine Karte der Welten oder eine Liste der Begriffe und Personen wäre sicherlich sehr hilfreich gewesen.
Fazit:
Kein einfaches Buch, es erfordert Geduld und Ausdauer und ein hohes Maß an Konzentration. Doch die Geschichte ist es wert und ich freue mich auf die weiteren Bände. Ich bin übrigens kein SF Leser, ich konzentriere mich eher auf die filmischen Umsetzungen, doch dieses Buch hat mich gepackt.