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George R.R. Martin

Wild Cards 1
Das Spiel der Spiele

  • Autor:George R.R. Martin
  • Titel: Das Spiel der Spiele
  • Serie:Wild Cards 1
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Penhaligon Verlag
  • Datum:25 August 2014
  • Preis:15,00 EUR

 
»Das Spiel der Spiele« (Wild Cards 1) von George R.R. Martin


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(5)

 
 
American Heros ist eine Show, die täglich Millionen Zuschauer auf der Welt vor den Fernseher lockt. In dieser neuen Show sind die Kandidaten jedoch keine normalen Sterblichen, sondern Asse. Den sogenannten Assen wurde durch einen Virus eine besondere Fähigkeit zuteil, die sie zu außergewöhnlichen Menschen macht. Jonathan Tipton Clarke kann seinen Körper auflösen und sich in einen Schwarm Wespen verwandeln, Ana kann durch ihre Kraft Erdbeben verursachen und Kate hat einen phantastischen Wurfarm, um den sie jeder Baseballstar beneidet. 28 Asse treffen für diese Show zusammen und stellen ihre Kräfte und Fähigkeiten unter Beweis, um am Ende die eine Millionen Dollar zu gewinnen, die dem Sieger winken. Neid, Konkurrenzkampf, persönliche Eitelkeiten und die Sucht nach Ruhm beeinträchtigen die Zusammenarbeit der Teams und der Weg zum Sieg ist mit Steinen gepflastert.

Jonathan ist einer der ersten, der aus dem Wettkampf ausscheidet, er berichtet jedoch weiterhin in seinem Block über die Aufgaben, die jedes Team lösen muss. Da er als Wespe überall Zugang hat, erfährt er viele intime Details der Show und kann spionieren und intervenieren.

Parallel zu dieser Reality Show gibt es einen zweiten Erzählstrang, der das krasse Gegenteil dieser schillernden Show ist. In Ägypten findet ein Massaker an den sogenannten Joker statt. Joker sind Menschen, die durch den Virus zu einer Missgeburt geworden sind, sie sind das Gegenteil der Asse, von den Menschen verachtet oder verabscheut.

Kommentar:
Wer sich auf dem Cover von dem Namen Goerge R.R. Martin blenden lässt und epische Fantasy erwartet, wird maßlos enttäuscht sein. Das Buch wurde von neun sehr unterschiedlichen Autoren verfasst. Jeder dieser Autoren widmet sich einigen Teilnehmern der Show und gibt ihnen eine glaubhafte Persönlichkeit. Jeder der Asse möchte im Scheinwerferlicht brillieren und ein Star werden. Die Autoren scheuen sich nicht, auch unangenehme Charaktereigenschaften der Helden zu beschreiben. Dadurch wirken sie menschlich und glaubhaft. Neben den gecasteten Figuren wird auch der Hintergrund einer solchen Show beschrieben, der Aufwand, den es kostet und was alles unternommen wird, um das Publikum am Bildschirm zu halten. Dabei wird keine Rücksicht auf die Gefühle der Teilnehmer genommen, ihre Seelen werden bloßgelegt.

Gleich zu Beginn des Buches gibt es eine umfangreiche Auflistung aller Teilnehmer der Sendung, ihrer Fähigkeiten und die Zusammenstellung ihres Teams, so dass der Leser immer die Chance hat, den Faden der Handlung wieder aufzunehmen und zu rekapitulieren, wer was kann. Die ist bei der Fülle der auftretenden Kandidaten auch nötig, da man sonst etwas den Überblick verliert, weil jede der Figuren neben dem bürgerlichen Namen auch noch einen Heldennamen aufgedrückt bekommt, um seine Fähigkeiten zu verdeutlichen. So wird aus Ana Earth Witch und aus Kate Curverball.

Nach und nach wird aus dem Spiel ernst. Für die einen geht es nur um den Ruhm und den Sieg. Andere fragen sich, aus welchem Holz ein Held geschnitzt sein muss. Was ist wahres Heldentum? Wozu wurden ihnen ihre Fähigkeiten gegeben? Um eine Nation zu unterhalten oder um etwas in der Welt zu bewirken?

Nachdem ich 2015 bisher nur Fantasy im klassischen Stil gelesen habe, hat dieses Buch auf mich zu Beginn irritierend gewirkt. Die Geschichte wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Jonathan führt einen Blog und möchte später ein Buch über American Hero schreiben. Sein Schreibstil ist jung, modern, salopp, dem Internetzeitalter angepasst. Der zweite Part erfolgt in klassischer Erzählweise, man merkt aber kaum, dass die Ereignisse von unterschiedlichen Autoren verfasst wurden.

Doch jeder der Autoren kreiert eine schillernde und beeindruckende Figur. Die Intrigen vor und hintern den Kulissen zeigen die wahre Welt des Showbusiness. Der Kontrast zwischen der schillernden Show und dem Drama in der Wüste ist gewaltig. Während man sich dort mit Worten verletzt, sterben die Joker in Ägypten zu Tausenden. Krasser kann eine Geschichte nicht sein, um auf die Fehler in der Welt hinzuweisen. Daher ist es umso beeindruckender, wie die Autoren den Bogen von der TV Welt zu einem gnadenlosen Krieg spannen können, ohne das die Geschichte an Glaubwürdigkeit verliert oder ins Lächerliche abdriftet. Hier wird uns ein Spiegel der Gesellschaft vorgehalten, der jedem Leser zu denken geben sollte. Zu nahe liegen hier Fantasy und Realität.

Obwohl es sich um einen achtzehnten Band einer Reihe handelt, kann diese Geschichte für sich stehen. Sie ist brillant erzählt, kommt glaubwürdig herüber und regt zum Nachdenken an über das, was in unserer Gesellschaft schief läuft. Wie man an den Rezensionen erkennen kann, scheiden sich an diesem Buch die Geister. Man liebt es oder man hasst. Unabhängig von dem Namen auf dem Cover, der die Erwartungen in eine falsche Richtung lenkt, haben die Autoren hier ein gelungenes Werk geschaffen, dass niemanden unberührt lässt.


Fazit:
das Buch fordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers und verlangt ihm viel ab. Aber am Ende wird jeder Leser für seine Ausdauer belohnt, wenn der Meister selbst zu Wort kommen darf und dem Höhepunkt der Geschichte zustrebt.

 


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