John Gwynne Die Getreuen und die Gefallenen 1
Macht
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»Macht« (Die Getreuen und die Gefallenen 1) von John Gwynne
Der Götterkrieg hat die Welt verändert. Wo einst Giganten und Menschen friedlich nebeneinander gelebt haben, herrscht nun Krieg unter den Rassen.
Auslöser für diesen Krieg waren Asroths Ränke, der seinem Bruder Elyon seine Macht neidete. Asroth wurde besiegt und die Anderwelt verbannt und Elyon schuf die Menschen und Giganten, die damals in Harmonie lebten und über Erdmagie herrschten. Aber irgendwie gelang es Asroth, eine Verbindung zwischen der Anderwelt und der Erde herzustellen und er verführte Menschen und Giganten zum Bösen, weckte ihren Ehrgeiz und ihre Machtgier. Das erzürnte Elyon, der die Menschen und Giganten bestrafte, sie fast auslöschte. Zu spät erkannte er, dass Asroth heimtückischer Plan fast zur Vernichtung der Erde geführt hätte. Doch die Saat war gesät, die Clans der Giganten spalteten sich und jeder kämpfte gegen jeden. Die schiere Anzahl der Menschen trieb die Giganten immer mehr in abgelegene Gebiete, Wälder und Berger zurück, neue Königreiche der Menschen entstanden und die Zeit der Einigkeit wurde vergessen.
Tausend und mehr Jahre sind nach diesen Ereignissen vergangen. Nur eine alte Prophezeiung warnt vor einem neuen Krieg, wenn ein Streiter des Lichts und ein Streiter der Dunkelheit in Erscheinung treten werden, um den letzten, ultimativen Kampf zu führen. Und nun scheint diese Zeit angebrochen zu sein. Die Giganten regen sich und überfallen immer dreister menschliche Siedlungen, die Gigantensteine weinen Blut und längst vergessene Wesen aus alten Legenden werden gesichtet.
In dieser Zeit wachsen mehrere junge Menschen auf, deren Schicksal es sein wird, in dem kommenden Krieg eine große Rolle zu spielen, auch wenn zu Beginn nicht klar ist, auf welcher Seite sie stehen werden.
Kommentar:
Natürlich sind Klappentext und Cover der erste Auslöser und verführen dazu, das man ein Buch lesen möchte. Als ich gesehen habe, dass Wolfgang Thon dieses Buch übersetzt hat, wollte ich es unbedingt lesen, denn ich mag seine Ausdrucksweise und seinen Stil und kenne auch seine eigenen Bücher. Bis auf ein kleines Ärgernis wurde ich auch nicht enttäuscht. Die Nutzung der Bezeichnung Mum und Pa zieht sich durch das ganze Buch und fängt mit der Zeit an zu nerven. Im amerikanischen ist es durchaus üblich Mum und Dad zu sagen aber etwas Flexibilität in der Übersetzung der Bezeichnungen hätte der Geschichte gut getan.
Das war aber der einzige kleine Wermutstropfen und sprachlich und inhaltlich hat mich das Buch begeistert. Die Rezensionen, die ich zu diesem Buch gelesen habe, sind eher mittelmäßig oder negativ, was ich durchaus verstehen kann, auch wenn ich eine gänzlich andere Meinung dazu habe. Ich denke, diese Leser waren nicht unbedingt die Zielgruppe des Epos. Einen High Fantasy Roman ein Jugendbuch zu nennen, nur weil die Protagonisten junge Menschen sind, ist meines Erachtens falsch. Es handelt sich um eine Welt, die unserem Mittelalter gleicht, es gibt Ritter Krieger, Handwerker, einen Bauernstand und Menschen , die in großer Armut leben. Auch im Mittelalter war es schon so, dass man im Alter von 14-16 Jahren als erwachsener Mensch galt, zum Krieger ausgebildet wurde. Mädchen wurden schon im Alter von 14 Jahren zu einer Frau und gründeten einen eigenen Hausstand. Politisch arrangierte Ehen waren üblich, um die Macht und das Eigentum von Königen oder Fürsten zu stärken.
Die Protagonisten in diesem Buch kommen aus unterschiedlichen Königreichen und ihre Leben und Lebenswege sind grundverschieden . Auf 800 Seiten lässt sich der Autor sehr viel Zeit, die Personen einzuführen. Wir lernen ihre Lebensumstände, ihren Charakter, ihre Ängste und Träume kennen. Ich liebe diese sehr leisen und langsamen Geschichten, deren Potenzial sich erst nach und nach entfaltet und in der die Protagonisten immer wieder neue Facetten zeigen. Nicht alle Leser haben die Geduld dazu. Wer jedoch "die Brücke der Gezeiten" "der Krieg der Götter" oder auch "die Sturmlicht-Chroniken" mag, wir an dieser neuen Serie seine Freude haben.
Jedes der Kapitel trägt als Überschrift den Namen eines der Hauptcharaktere, was zu einem häufigen Wechsel der Szenarien führt. Natürlich immer an der jeweils spannendsten Stelle, was zum weiterlesen verführt. Ich habe mir einige Nächte um die Ohren geschlagen, weil ich einfach wissen wollte, wie es mit Corben weitergeht, die Handlung aber erst 50 oder mehr Seiten später ihre Fortsetzung fand. Ein gelungener Kniff des Autors, der damit den Suchtfaktor erheblich erhöhte. Der erste Band umfasst ca. zwei Jahre und endet natürlich mit einem Cliffhänger
Corben ist 14 Jahre alt, ein unsicherer, etwas ängstlicher Junge, der das Herz jedoch auf dem rechten Fleck hat und der Ungerechtigkeit nicht ertragen kann. Im Laufe des ersten Bandes der Geschichte entwickelt er sich zu einem couragierten jungen Mann, der das Schwert beherrscht wie kaum ein anderer. Dass er eine Woelven zähmen konnte, macht ihm in seiner Heimatstadt zu etwas Besonderem, verschafft ihm aber auch einige Feinde.
Kastell ist 16 Jahre alt. Seine Eltern wurden von Giganten abgeschlachtet und er wächst fortan im Haus seines Onkels auf, dem König von Isiltir. Sein Cousin Jael hasst ihn bis aufs Blut und sieht in dem Waisen einen Rivalen um den Thron. Daher macht er ihm das Leben zur Hölle, was Kastell dazu veranlasst, über seinen Platz in der Welt, seine Zukunft und seine Ziele nachzudenken.
Veradis kommt im Alter von 19 Jahren an den Hof von Hochkönig Aquilus. Dessen Sohn Nathair erkennt in Veradis ein großes Potenzial und nimmt ihn in seine Sondertruppe auf. Nathair ist jung und ungestüm. Immer wieder kommt es zu Konflikten mit seinem Vater, der den jungen und oftmals unbeherrschten Prinz bremsen will. Doch so leicht gibt Nathair nicht auf und hinter dem Rücken seines Vaters schmiedet er Bündnisse und übt neue Kampftechniken, die im bevorstehenden Krieg eine große Rolle spielen werden.
Zu den jungen Männern gesellen sich Cywen und Edana . Erstere ist die Schwester von Corben. Eine junge Frau, die eine tiefe Leidenschaft zu Pferden verspürt und die oft in den Stallungen aushilft. Als Tochter eines Schmiedes kennt sie sich gut mit Pferden aus. Durch ihre Arbeit im Stall hört sie so manches, was die ankommenden Gäste ausplaudern. Sie steht ihrem Bruder Corben treu zur Seite, sehr zu seinem Ärger, denn es beschämt ihn, dass Cywen seine Kämpfe bestreiten muss. Edana ist die Tochter des Königs beste Freundin von Cywen.
Zu diesen jungen Menschen gesellen sich noch einige reifere Protagonisten, allen voran Stallmeister Ghar, dessen Vergangenheit ein Geheimnis ist und der stets ein Auge auf Corben hat. Und die als Hexe verschriene Heilerin Brina sowie der Räuber Camlin dessen Leben eine etwas ungewöhnliche Wendung nimmt .
Jeder der jungen Menschen hat eine Bürde zu tragen , sie werden verspottet, gedemütigt oder stehen im Schatten erfolgreicher Väter und Brüder. Sie werden nicht respektiert, sie werden "Kind" oder "Feigling" genannt und müssen sich Ehre und Respekt erkämpfen und verdienen. Ein langer und mühseliger Weg, der manche von ihnen in die falsche Richtung führt. Die Jungen bringen Veränderungen, welche die Alten nicht akzeptieren können und wollen. Ein ewiger Konflikt in allen Welten und durchaus auch in unserer Realität. Die Alten wollen nicht weichen, klammern sich mit aller Kraft an ihre (langsam schwindende) Macht und die Jungen wollen ihre Ideen umsetzen und neue Pfade beschreiten. Sie sind zukunftsorientiert und fühlen sich nicht an die alten Traditionen gebunden.
Wie sich die Pfade der sehr unterschiedlichen jungen Menschen kreuzen und wer welchen Pfad einschlägt mag jeder selber erlesen. Für Hopplahopp Leser ist die Serie nicht geeignet, sie erfordert Geduld und eine Liebe zur detaillierten High Fantasy. John Gwynne hat hier eine spannende Welt erschaffen, mit einer eigenen Religion und Geschichte, ergänzt durch eine schöne Karte und einem Glossar am Ende des Buches. ich freue mich auf Band zwei und bedanke mich bei Randomhouse für die Bereitstellung des spannenden Buches.