Megan Whalen Turner Die Legenden von Attolia 1
Der Dieb
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»Der Dieb« (Die Legenden von Attolia 1) von Megan Whalen Turner
„Der Dieb“ ist der erste von insgesamt vier Teilen der Serie „Die Legenden von Attolia“ . Teil vier erscheint im Juni 2012 in deutscher Übersetzung.
Handlung
Gen, der Held dieser Geschichte, ist ein nach dem Diebesgott Eugenides benannt und hat seinem vorlauten Mundwerk einmal mehr alle Ehre gemacht , indem er lauthals damit geprahlt hat, das Siegel des Königs gestohlen zu haben – vor einem Spitzel des Königs. Dafür sitzt er nun im Kerker und bereut diese Albernheit zutiefst, denn er behauptet zwar gerne, alles stehlen zu können, nur sich selbst ist er nun gar keine Hilfe. Doch er erhält die Freiheit zurück, denn seine Dienste werden vom König benötigt, um einen Gegenstand zu stehlen, der nur noch aus Sagen bekannt ist. Mit dem Gelehrten des Königs (einem „Magus“), dessen zwei Lehrlingen und einem Soldaten macht sich die Gruppe auf den Weg ins Königreich Attolia, auf der Suche nach einem Schmuckstück von hoher politischer Bedeutsamkeit.
Die Welt von Megan Whalen Turner erinnert durchaus an Griechenland: So gibt es einen Namen wie Sophos und Ambiades und einen Götterhimmel mit antik anmutenden Sagen. Zu meinem Erstaunen kamen auch Feuerwaffen vor, was sich erklärt, wenn man im Nachwort liest, dass der Autorin ein Griechenland nach 1500 im Sinn stand.
Meinung
Während des ersten Drittels der Lektüre fühlte ich hautsächlich Bedauern, mich für diese Serie entschieden zu haben. Mein vernichtendes Urteil lautete in etwa folgendermaßen:
Ist niemandem aufgefallen, dass eine Gruppe von fünf Männern, die durch die Gegend reisen und dabei bloß essen, schlafen und sich zanken, ohne dass man wüsste, warum sie dies tun und wohin sie überhaupt wollen, keinerlei Spannung erzeugt? Und warum bringt sich dieser Protagonist fortwährend in Schwierigkeiten, ohne je eine gute Figur zu machen? Und überhaupt: Was für ein quengelnde, unintelligente Nervensäge von einem Helden! Die Geschichte ist zwar in der Ich-Perspektive Gens geschrieben, doch erfährt man weder von Gen, noch von seinen Mitreisenden besonders viel. So erschien es mir schon merkwürdig, dass sich jemand 80 Seiten durch die Gegend schleppen lässt und dabei nie auch nur einen einzigen Gedanken über seine Zukunft formuliert. Ich quälte mich wirklich durch die Seiten, doch zum Glück wurde meine Ausdauer belohnt : Ab dem zweiten Drittel kam ein wenig Schwung in die Sache und man erfährt das Ziel und den Grund der Reise, auch die Beschreibungen von Waschen, Mahlzeiten und Reiten nehmen ab. Stattdessen erhalten wir einen Einblick in die Sagen des Landes, beginnend bei der Weltschöpfung, bis zur Geschichte des sagenhaften Eugenides, dem Dieb, der dem Himmelsgott seinen Donner stahl. Und von da an ging es bergauf , ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Nicht nur sieht man den Helden einmal in Aktion, auch Kämpfe und Intrigen kommen nicht zu kurz, und Figuren sind nicht das, was sie zu sein scheinen.
Allerdings muss ich Abzüge für ein ziemlich ereignisloses erstes Drittel geben und wenig komplexe Figuren. Die Ich-Perspektive macht wenig Sinn, wenn man doch kaum etwas vom Helden erfährt, und dessen Charakter erscheint zugunsten eines Überraschungseffekts letztendlich kein stimmiges Gesamtbild abzugeben. Leider gab es auch einige logische Unstimmigkeiten, z.B.: Warum sollte man einem Gefangenen seine Kleider wegnehmen, aber sämtliche Diebeswerkzeuge lassen, sodass er sich einfach befreien kann?
Fazit
Nach einem anfänglichem Spannungsloch nimmt das Geschehen deutlich an Fahrt auf und wartet noch mit einigen Überraschungen auf. Wegen inkonsistenter Charakterisierung und logischer Schwächen vergebe ich 6 Sterne, jedoch mit Hoffnung auf einen spannenden nächsten Band.