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Modesitt jr., L. E.

Recluce-Zyklus 1
Magische Insel

  • Autor:Modesitt jr., L. E.
  • Titel: Magische Insel
  • Serie:Recluce-Zyklus 1
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:19.90 DM

 
»Magische Insel« (Recluce-Zyklus 1) von Modesitt jr., L. E.


Besprochen von:
 
Thomas Troegel
Deine Wertung:
(4)

 
 
Mit „Magische Insel“ begann der Heyne-Verlag Ende 1999 mit der Veröffentlichung eines der ungewöhnlichsten und ambitioniertesten Zyklen aus dem Bereich Fantasy. Das Original „The Magic Of Recluce“ erschien schon 1991 in den Vereinigten Staaten und entwickelte sich zu einem Bestseller. Der Autor des im Deutschen auf wenigsten 14 Bände konzipierten Werkes ist der Amerikaner L. E. Modesitt jr., der 1943 in Denver, Colorado geboren wurde. Modesitt jr. scheint eine außergewöhnliche Persönlichkeit zu sein. Er hat in seinem Leben schon mehr Jobs durchgeführt, als es die meisten Menschen je tun werden. So war er unter anderem Leibwächter, Marktforscher, Offizier, Bote usw. Er lebte bis 1989 für fast 20 Jahre in Washington, D.C. und zog danach nach New Hampshire. Hier heiratete er seine Frau Carol und zog mit dieser nach Cedar City, Utah. Er ist Vater von 8 Kindern.
Obwohl Modesitt jr. besonders bekannt durch den Recluce-Zyklus geworden ist, so schreibt er auch weiterhin viele erfolgreiche Romane, die u. a. dem Genre Science Fiction zuzuordnen sind. Was sich hinter den Buchstaben L. E. verbirgt hat der Rezensent noch nicht herausfinden können.
Schwarze und Weiße Magie, die die Ordnung bzw. das Chaos im ewigen Krieg um die Vor-herrschaft verkörpern, sind ein wichtiger Bestandteil der Romane des Recluce-Zyklusses. Und mittendrin in diese ewig währende Auseinandersetzung gerät der junge und ziemlich unerfahrene Lerris auf der Suche nach seiner Bestimmung auf dem Weg von der geheimnisvollen Insel Recluce zum Gebirgszug der Westhörner Candars.
Für Lerris, dem Helden dieses Buches, bedeutet Ordnung ewige Langeweile. Fragen, die den fünfzehnjährigen Lerris beschäftigen, werden auf seiner Heimatinsel Recluce nicht oder nur sehr vage beantwortet. Damit sieht er das Streben nach einer vollkommenen Ordnung in seinem Heimatdorf namens Wandernicht als absolut langweilig an. Um ihn von diesem Verhalten zu befreien, wird er Schreiner bei seinem Onkel Sardit, doch auch hier ändert sich für Lerris im Großen und Ganzen nichts. Da ein solcher Zustand auf Recluce nicht geduldet wird, lässt man ihm nur die Wahl zwischen Verbannung oder der Ausbildung in der Gefahrenbrigade. Von seinem Onkel erhält er einen Wanderstab aus schwarzer Esche, der für ihn zu einem wichtigen Teil seines zukünftigen Lebens wird und über magische Eigenschaften zu verfügen scheint. Außerdem besitzt er das Buch "Basis der Ordnung", welches er von seinem Vater erhielt, doch kann er vorerst mit einer so langweiligen Lektüre nichts anfangen.
In der schwarzen Stadt Nylan, die Lerris zu Fuß pünktlich erreichen musste, beginnt für ihn und fünf weitere „Aufsässige“ (zwei Männer sowie drei Frauen) eine ungewöhnliche Phase des Lernens und Verstehens. Schließlich werden alle sechs Personen in eine für sie äußerst ungewisse Zukunft entlassen. Die Gefährten trennen sich auf dem für sie fremden Kontinent Candar. Und hier spüren alle sehr bald, dass Personen von Recluce selten geliebt werden.
Im Verlauf seiner abenteuerlichen Wanderschaft lernt Lerris den grauen Magier Justen kennen. Durch diesen gelangt er Schritt für Schritt zu wertvollen Erkenntnissen. Sehr bald wird er aber wieder von Justen getrennt und Lerris muss versuchen, in dieser gefährlichen und fremden Welt zu überleben. Er gelangt in die Stadt Fenard und kommt bei dem Tischler Destrin und seiner schönen Tochter Deirdre unter und entwickelt sich aufgrund seines Talentes zu einem angesehenen Schreiner. Doch irgendwann muss er weiter ziehen, damit sich sein Schicksal erfüllen kann. Damit hat es den Anschein, dass nicht alle Wünsche von Lerris in Erfüllung gehen können, denn längst ist ihm klar, dass er Deirdre nicht heiraten sollte, will er deren Familie nicht schaden.
Die Erfahrungen, die er auch durch den Magier Justen und durch selbst Erlebtes gewonnen hatte, ermöglichen es ihm, auf dem risikobeladenen Weg zum Schloss des weißen Chaos-Magier Antonin in den Westhörnern zu überleben.
Da er sich immer mehr seiner Bestimmung als Ordnungs-Magier bewusst wird, tritt er in einer finalen Schlacht gegen den mächtigen Antonin an und will Kyphros im Kampf gegen die mit Chaos belasteten Krieger aus Gallos unterstützen. Dieses Land wird von seiner Freundin Krystal regiert, die er während der gemeinsamen Zeit in Nylan kennen gelernt hat.
Mit dem ersten Teil "Magische Insel" hat L. E. Modesitt jr. einen starken und über weite Strecken überzeugenden Fantasyroman vorgelegt. Für den Moment mag es erstaunen, dass bei Modesitt eine Umkehrung der Farben bezüglich guter und schlechter Magie stattfindet. Der Autor versucht hierfür eine ziemlich plausible Erklärung zu geben. Für ihn ist die weiße Farbe die Summe allen Lichts und stellt somit das absolute Chaos dar. Schwarz ist damit frei von allem Licht und symbolisiert die Kräfte der Ordnung. Das mag man in gewisser Weise akzeptieren und zeugt auch von der Innovativität von Modesitt jr.
Modesitt entwickelt im ersten Recluce-Roman sehr detailreiche Szenenbilder und Handlungsabläufe, die größtenteils das Leseinteresse aufrechterhalten. Die teils hintergründige Handlung gewinnt ihren individuellen Reiz durch die psychologisch ausgefeilte Schilderungen des Reifeprozesses von Lerris. Der Detailreichtum ist in gewisser Weise wirklich mit dem von „Das Rad der Zeit“ vergleichbar. Ansonsten aber dürften Gegenüberstellungen beider Zyklen sich eher schwierig gestalten.
Die Hauptgeschichte wird aus der Sicht von Lerris in der Vergangenheitsform erzählt. Unterbrochen wird diese Erzählweise durch Abschnitte, die in der Gegenwartsform dargestellt werden. Hier wird man als Leser in die Rolle eines Beobachters versetzt. Diese Romanteile sind meist nur wenige Seiten lang und geben die Geschehnisse in kurz umrissener Form wieder. Man hat aber das sichere Gefühl, dass hier eine Gefährtin von Lerris mitmischt.
Positiv ist anzumerken dass Lerris kein totaler Antiheld in Bezug auf Magie ist. Immerhin ist er immer gewillt zu lernen und schließlich ein Magier zu werden. Er kann sich freuen, wenn er neue Dinge erlernt hat. Doch er erkennt auch die Schattenseiten seiner Fähigkeiten, denn nicht alle Menschen des Kontinents Candar lieben die Magie, ja sie haben sogar eine nur zu verständliche Angst vor dieser.
Aber es sind auch kritische Anmerkungen erforderlich. Wenig geglückt sind die Beschreibungen der "Nebengeräusche" wie u. a. Pferdewiehern, quietschende Räder. Hierbei greift Modesitt jr. zu Wörtern, die überhaupt nicht zu einem solchen Werk passen wollen (Peng!, BUMMMM!, Whiiiiaaaaa, Zisch!). Das erinnert eher an schlechte Groschenromane oder an Comics und dort ist so etwas auch angebracht. Falls Modesitt wirklich solche Wortfetzen verwendete, wäre der Übersetzer gut beraten gewesen, den Stil durch einfache Umschreibungen zu glätten.
Etwas sehr ausufernd erzählt Modesitt jr. die Erlebnisse von Lerris bei dem Tischler Destrin. Manchmal hat man das Gefühl, der Autor will seine Leser zum Tischler ausbilden.
Beim Lesen des Recluce-Zyklusses fragt man sich hin und wieder, warum man vorrangig mit Schwertern und Stäben kämpft, wenn es schon Feuerwaffen und Dampfschiffe gibt. Doch hierfür scheint die Chaos-Magie verantwortlich zu sein, auch wenn eine solche Aussage hier etwas schwer nachvollziehbar ist.
Und mancher kurze Hinweis verläuft ins Leere. Da wird beispielsweise ein rothaariger Seemann erwähnt, der Lerris bei der Ankunft in Candar beobachtet. Wer jetzt glaubt, dass diese Person für die weitere Geschichte bedeutsam werden könnte, sieht sich schnell getäuscht. Aber ist nicht das normale Leben auch so?
Trotz dieser Hinweise ist „Magische Insel“ ein schöner und leicht zu lesender Roman, der Lust auf mehr Literatur von diesem Autor macht. Allerdings kann gerade ein solcher Roman stark polarisieren. Entweder man liebt das Buch oder man lehnt es völlig ab. „Magische Insel“ erhält 8 Punkte.
 


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