Sergej Moskwin METRO 2033-Universum
In die Sonne
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»In die Sonne« (METRO 2033-Universum) von Sergej Moskwin
Mit „In die Sonne“ liegt der nun mehr 9. Band des „Metro-2033“-Universums vor, doch ich muss gleich ein Geständnis machen: Dieser Metro-2033-Roman ist der erste aus der Reihe, den ich gelesen habe. Die Idee fasziniert mich schon lange, eine Welt, die von verschiedenen Autoren gestaltet wird, mit allen Vor- und Nachteilen, die so ein Projekt mit sich bringt, aber irgendwie hat es noch nie geklappt. Doch dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, denn mir wurde begeistert mitgeteilt, dass nun endlich mal ein weibliches Wesen eine Hauptfigur der Geschichte sei. Anscheinend ist die Metro-2033-Welt sehr testosteron-lastig, ob das nun typisch russisch ist oder einfach den Vorstellungen einer brutalen, nur am eigenen Überleben orientierten Welt geschuldet ist, kann ich aufgrund meiner bislang wenig umfangreichen Leseerfahrung sowohl bzgl. der Metro-2033-Reihe als auch russischer Literatur als solches nicht beurteilen.
Was mir positiv an „In die Sonne“ auffiel: Man kann das Buch wirklich vollkommen eigenständig lesen, ohne sich auch nur im Geringsten um die Metro-2033-Serie zu scheren. Es ist eine in sich geschlossene Welt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes – und auch in sich schlüssig.
Sergej Moskwin übernimmt die Grundidee einer Gesellschaft, die sich nach einer verheerenden nuklearen Katastrophe in das Metro-System der Stadt zurückgezogen hat und dort versucht, zu überleben und neue Strukturen aufzubauen, um daraus seine eigene Geschichte um den jungen Sergej und seiner unfreiwilligen Begleiterin Polina zu entwickeln. Ort der Handlung ist Novosibirsk, was allerdings eher für ortskundige Leser von Interesse sein dürfte. Auch hier müssen die Menschen sehen, wie sie nach der Katastrophe des Atomkrieges in einer Untergrundwelt mit all ihren mutierten Schrecknissen klar kommen, doch dieser Welt droht nun noch eine weitere, tödliche Gefahr, die die Bewohner direkt in ihren jeweiligen Metrostationen angreift und rasend schnell vernichtet. Selbst die am besten gesicherten Stationen sind nicht geschützt vor dem, was sich aus dem Dunkel der Tunnel auf sie stürzt. Durch einen glücklichen Zufall entkommt Sergej der Vernichtung seiner Station, doch damit beginnt seine gefährliche Reise durch die Unterwelt und schließlich wird es an ihm liegen, diese Welt zu retten.
Stilistisch ist „In die Sonne“ schon etwas anderes als das, was man von den dominierenden anglo-amerikanischen Autoren gewöhnt ist. Es wirkt robuster, hat weniger Feinschliff, dafür aber eine hintergründige Melancholie, die durchaus ihren Reiz hat. Sie passt auf jeden Fall zu der düsteren Welt der postapokalyptischen Metro. Und diese Welt ist düster, lebensfeindlich und brutal, trotzdem gelingt es Moskwin, Lichtblicke zu schaffen, eine kleine Romanze (wirklich sehr klein, keine Sorge) und auch etwas Humor unterzubringen. Die Charaktere sind interessant und gut gestaltet, man fiebert und leidet mit den beiden Hauptfiguren Sergej und Polina mit und was mir dabei besonders gut gefallen hat, ist die Vielschichtigkeit von Polina. Kein hübsches Anhängsel, kein blasser Love-Interest, sondern ein toughes Mädel, das von seinen eigenen Dämonen gejagt wird und neben dem manchmal etwas trotteligen Sergej überzeugen kann.
Da ich die anderen Metro-2033-Romane bislang nicht kenne, kann ich „In die Sonne“ nicht in Bezug auf die Serie beurteilen, aber ich finde die Ideen, die Moskwin liefert, originell und spannend und sie passen in diese Welt. Aber vor allem hat mir „In die Sonne“ wirklich Lust gemacht, mich weiter mit der Metro-2033-Welt zu beschäftigen. Ich fände es auch durchaus reizvoll, wenn die Geschichte um Sergej eine Fortsetzung erhielte, denn Potential wäre vorhanden.