Stephan Russbült
Blutiger Winter
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»Blutiger Winter« von Stephan Russbült
Die Götter haben Nelbor verlassen. Keine Kinder werden mehr geboren, Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Auch die junge Hexe Cindiel spürt diese Spannung und versucht den Menschen mit ihren Tränken zu helfen. Bei einem Streit mit den Priestern des Prios gerät sie in ernste Gefahr und muss mit ihrem Gefährten Hagrim flüchten.
Mogda sitzt währenddessen gemeinsam mit Usil in den Bergen. Der grobschlächtige, aber sanftmütige und gebildete Oger, der wirklich nicht zu dick ist, kümmert sich rührend um den alten Mann und seinen einzig wahren Freund. Als Usil von den Nordmännern ermordet wird, macht Mogda sich auf den Weg zurück in die Zivilisation. In Sandleg trifft er auf Hagmu und seine Truppe. Gemeinsam beschließen sie - mehr oder weniger - sich in die Nordlande aufzumachen. Eine gefahrvolle Reise, bei der Mogda von Glück reden kann, dass er wieder von Kapitän Londor begleitet wird.
Was wird die Oger dort erwarten? Können sie die Götter zurück auf die Erde bringen und den Menschen, den Zwergen, den Ogern, kurz allen Lebewesen wieder Hoffnung geben?
Stephan Russbült verändert in jedem Buch seinen Schreibstil und lässt dadurch jedes Werk einmalig erscheinen. Die vorhergehenden Bände strotzden vor Komik und Lebenslust, welches in Teil zwei schon merklich nachließ. In Band drei sucht man es vergeblich, aber es hätte auch nicht in die Geschichte und zu dem Aufbau gepasst. Die Oger, insbesondere Mogda, machen einen Wandel durch, den der Autor auf subtile, aber gekonnte Art und Weise seinen Lesern nahe bringt. Sie werden quasi erwachsen, reifen an sich. Trotzdem gibt es noch viele Missverständnisse, die den Leser zum Schmunzeln bringen. Dieses Wachsen, zieht sich durch das komplette Werk. Es wird eine unterdrückte Spannung aufgebaut, die sich an vielen Stellen entläd, eh der nächste Höhepunkt in Angriff genommen wird. Die Handlungsstränge treffen sich, driften wieder auseinander, nur um sich wieder zu vereinen. Dies baut zum einen Spannung auf, belebt aber auch gleichzeitig die Geschichte. Sie scheint ein gewissenes Eigenleben zu führen und entwickelt sich immer in die Richtung, an die der Leser garantiert nicht gedacht hat!
"Mein ganzes Leben ist geplant, doch leider konnte ich noch nicht herausfinden von wem."
Diese Erkenntnis trifft Mogda sehr schwer, da er Dank des Anhängers endlich eigene Gedanken formulieren und auch danach handel konnte. Doch diesen bekommt er einfach nicht zu fassen, kann ihn nicht greifen, egal in welche Richtung Mogda seine Gedanken schickt. Dieser eine Satz spiegelt die Zerissenheit des Ogers am Besten wieder.
Die Figuren sind absolut einzigartig und man merkt deutlich, dass Herr Russbült in jeden einzellnen Charakter sein Herzblut gelegt hat. Selbst die Figuren, die nur am Rande in Erscheinung treten, sind gekonnt ausgearbeitet worden und bleiben dem Leser präsent. Interessant fand ich, dass immer mehr Geschöpfe/Wesen in die Handlung einbezogen werden. Zu Beginn sind es die Menschen, die Oger und die Orks. Es folgen nach und nach die Elfen, die Zwerge und sogar Riesen werden vertreten, aber anders, als man es sich vorgestellt hätte. Stephan Russbült weicht mit Absicht von den vorgefertigten Normen ab und gibt ihnen ein neues Gesicht.
Absolut fantastisch fand ich den Einstieg in das Buch! Viele Autoren bauen einen Rückblick in ihre Werke ein, die man zwar liest, aber eher gelangweilt überfliegt, da es bekannt ist. Hier jedoch nicht! Der Rückblick wird quasi zu einer eigenständigen Geschichte und man liest es ganz bewusst und lässt sich sofort in den Roman entführen und von ihm fortreißen.
Mein Fazit:
Blutiger Winter ist definitiv eins der stärksten Werke des bekannten Autors! Ich habe es geliebt und werde es mit einem breiten Schmunzeln in Erinnerung behalten!