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China Miéville

Die Stadt und die Stadt

  • Autor:China Miéville
  • Titel: Die Stadt und die Stadt
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei Lübbe
  • Datum:28 August 2010
  • Preis:8,99 EUR

 
»Die Stadt und die Stadt« von China Miéville


Besprochen von:
 
Detlef V.
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Zwei Städte - geeint und doch entzweit. Die Bewohner werden erzogen, einander nicht zu sehen. Das unerlaubte Betreten der jeweils andere Stadt zieht schwerste Strafen nach sich. Ein ganz alltägliches Szenario für Kommissar Borlú. Eines Tages wird in Borlús Stadt eine Frauenleiche gefunden. Der Mord stellt ihn vor ein Rätsel. Denn die Tote hätte niemals in seiner Stadt auftauchen dürfen. Offenbar hat der Mörder gegen die Regeln verstoßen: Er hat die Leiche von der einen Stadt in die andere geschafft, ohne Alarm auszulösen. Will Borlú den Fall lösen, bleibt ihm nur ein einziger Weg: Er muss allein in die verbotene Zwillingsstadt, um das Ungesehene sichtbar zu machen -

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Eigentlich war mir bereits nach 30 Seiten schon klar, dass Die Stadt und die Stadt eines von den Büchern sein wird, die mir nicht gefallen werden. Namen, die ich nicht aussprechen, geschweige denn fehlerfrei buchstabieren kann, relativ unspannend geschrieben und, quasi das Tüpfelchen auf dem i, ein Setting, das ich bis zum Ende nicht wirklich verstanden habe. Zwei Städte an ein und derselben Stelle, bewohnt von Menschen, die nicht in die andere Stadt blicken dürfen (unsehen genannt). Machen sie das doch über einen längeren Zeitraum oder überschreiten sie sogar, wenn auch ungewollt, die Grenze ihrer Stadt zu der jeweils anderen, haben sie einen Grenzbruch begannen und geraten in das Visier einer übergeordneten mysteriösen Verfolgungsbehörde, Ahndung, genannt.

Nach knapp 100 Seiten hätte ich das Buch um ein Haar abgebrochen (kommt ganz ganz selten bei mir vor) habe mich dann aber doch dazu durchgerungen weiterzulesen. Und siehe da, ab einem bestimmten Zeitpunkt, an dem die Eltern der ermordeten Studentin im Geschehen auftauchen, ändert sich die Gangart der Geschichte deutlich. Sie wird spannender und, vor allen Dingen, mysteriöser. Offensichtlich war die Studentin auf ein riesiges Geheimnis gestoßen und musste daher sterben. Geschickt versteht es Mieville hier, offensichtliche und halb verborgene Hinweise zu streuen, die den Leser auf eine bestimmte Spur führen (sollen). Hat bei mir auch geklappt.

Ich war mir ziemlich sicher, auf was genau die Geschichte hinauslaufen würde und hatte mich schon insgeheim auf die „große Enthüllung“ names Orcinny gefreut. Aber siehe da, es kam alles ganz anderes als erwartet. Wobei ich gestehen muss, dass die eigentliche Auflösung des Mordfalls, so profan sie auch daher kam, mich nicht enttäuscht hat. Eher das Gegenteil war der Fall. Genaugenommen hat sie mir sogar besser gefallen als die, die ich eigentlich erwartet hatte. Mehr will ich dazu auch nicht schreiben.

Wie bereits oben erwähnt, konnte mich das Setting nicht wirklich überzeugen. Es lag aber nicht daran das es schlecht ausgearbeitet war, sondern eher daran, dass ich das Prinzip der deckungsgleichen Städte nicht wirklich begriffen habe. Liegen die Städte jetzt jeweils in einer anderen Dimension oder sind sie lediglich phasenverschoben? Keine Ahnung. Aber ehrlich gesagt, ist es für die Geschichte auch gar nicht mal so ausschlaggebend. Für mich sind diese Städte lediglich „ein nettes Spielzeug“ um der Geschichte einen zusätzlich Kick zu geben.

Die Hauptcharaktere, Kommissar Borlu und seine Assistentin Corwi (auf Seiten von Beszel) und Senior Detective Dhatt (auf Seite von Ul Qoma) sind aufrechte Streiter für Gesetz und Ordnung. Clever und zielgerichtet in dem was sie tun, aber keineswegs so weltfremd und verbissen um nicht, in ganz besonderen Fällen, auch einmal fünfe gerade sein zu lassen. Um den Mörder dingfest zu machen sind sie bereit bis an ihre Grenzen zu gehen - und darüber hinaus (im wahrsten Sinne des Wortes). Alle drei sind recht sympathisch und haben mir gut gefallen.

Anfangs habe ich noch versucht herauszufinden, in welchem Land denn die beide Städte Beszel und Ul Qoma liegen könnten. Getippt hatte ich auf Ungarn. Des Rätsels Lösung ist natürlich einfacher. Es sind zwei fiktive Städte in unserer realen Welt.

Fazit
Auch wenn ich mit Mieville so meine Probleme habe, Stadt der Fremden fand ich übelst schlecht, so muss ich meine anfängliche Meinung bezüglich Die Stadt und die Stadt doch revidieren. Es ist für mich ein Buch, das sein Potenzial erst mit fortschreitender Seitenzahl abruft und dann zu einem spannenden Krimi mutiert. Mein Appell an alle lautet daher: Auch wenn euch die Geschichte anfangs nicht gefallen sollte (so wie mir) haltet durch und bleibt dran – es lohnt sich.
 


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