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Krain, Guido

Elfenmond
Elfenmond

  • Autor:Krain, Guido
  • Titel: Elfenmond
  • Serie:Elfenmond
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:Guido Krain
  • Datum:00 -
  • Preis:49.95 DM

 
»Elfenmond« (Elfenmond) von Krain, Guido


Besprochen von:
 
Carsten Kuhr
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Viele Buchhändler haben so ihre liebe Not und Probleme mit den
"Book on Demand" Büchern. Die üblichen Buchhändlerrabatte,
von denen diese Unternehmer leben gibt es gerade bei kleinen, spezialisierten
Versandbuchhändlern nicht, eine Preisbindung existiert ebenfalls
nicht, so dass jeder Anbieter seinen Verkaufspreis selbst kalkuliert und
die gebotene Qualität ist sehr wechselhaft. Verständlich daher,
dass gerade die kleinen Spezialversender immer mehr dazu übergehen,
auf die BoD Titel zu verzichten.
Machen wir uns nichts vor, vieles was im Rahmen der inflationsartig zunehmenden
BoD Titel publiziert wird, wäre bei einem der grossen Verlage von
den Lektoren mangels Lesbarkeit aussortiert und abgelehnt worden.
Nichtsdestotrotz gibt es auch unter den im Autorenverlag publizierten
Büchern Perlen die einer Entdeckung harren. Um so wichtiger daher,
dass die Leser auf derartige Titel, ob nun positiv oder negativ hingewiesen
werden. Es gilt also die Spreu vom Weizen zu trennen, und zu schauen,
wo die spärlich aber eben doch durchaus vorhandenen Nuggets im grossen
Fluss aufzuspüren sind.
In den liebevoll und arbeitsaufwendig aufgemachten Internetseiten
www.fantasy-buch.de (bitte den Bindestrich nicht vergessen, sonst
landet man bei Adrian Maleska´s Fantasybuchversand !) wird uns versichert,
dass NOSBADOR, in der ELFENMOND angesiedelt ist, eine echte Fantasy Welt
sei. Die Welt von ELFENMOND habe nichts mit unserer Realität zu tun,
und wird auch nicht, wie bei den meisten anderen Fantasy-Welten ausschliesslich
von Figuren aus dem mittelalterlichen Volksglauben bevölkert. ELFENMOND
sei voll neuer, fremdartiger Wesen, Kulturen und Götter, die allesamt
ohne Vorbilder aus der Realität auskommen, dafür aber in einem
für das Genre unüblichen Art durchdacht seien. Unter
seien Wesen zu verstehen, von denen wir anderswo noch nie etwas gehört
hätten. Die Welt von ELFENMOND wird von Kreaturen bevölkert,
deren Kultur, Lebensumstände und Biologie uns überraschen soll.
Von Nutzpflanzen über Insekten und kleinen Säugetieren bis hin
zu eigenartigen Humanoiden und ausgewachsenen Monstern würde sich
dem Leser eine neue Welt auftun, so zumindest wird uns versprochen.
Die selbst angelegte Messlatte liegt also hoch, sehr hoch, muss
das Werk doch auch sprachlich und von der Konzeption und Aufmachung her
die hier geweckten Erwartungen erfüllen.
Nun äusserlich kommt uns das grossformatige, voluminöse Paperback
mit einer vom Autor selbst gerenderten Elfin (allerdings mit 5, statt
der beschriebenen 4 Zehen ausgestattet) auf dem Cover entgegen. Leider
fehlen Innenillustrationen und Seitenzahlen sucht man vergebens. Dafür
bietet sich das Schriftbild als lesefreundlich und optisch ansprechend.

Guido Krain ist von Beruf Journalist, der bislang Computerfachbücher
verfasst hat. Nun sagt man Journalisten, noch dazu Fachjournalisten nach,
dass sie zwar kurz und prägnant zu referieren wissen, Erzähl-
und Lesefluss sowie Spannungsmomente jedoch Fremdwörter für
sie darstellen.
Um es vorwegzunehmen, Guido Krain ist eine der rühmlichen Ausnahmen
von der Regel. Gekonnt weiss er zu erzählen, dass der Leser ob der
gebotenen Handlung seine Umgebung vergisst.
In mehreren Zeitebenen gegeneinander versetzt lernen wir den jungen Schreiberlehrling
Dvorkin kennen. Sein Vater, ein Buchbinder strebt für ihn eine Karriere
in der Armee an, doch seine Meisterarbeit an einem Zauberbuch führt
dazu, dass der Junge eine Lehre an der Akademie der Magischen Künste
beginnen darf. Von seiner Mutter mit einem magischen Amulett ausgestattet,
das ihn mit einen vorlauten, sprechenden und zauberkundigen Frosch beglückt,
lernt er auf der Akademie eine Elfin, Luna genannt kennen. Er verliebt
sich unsterblich in die von Allen gemiedene und angefeindete Elfin. Luna´s
Vater, der herrschende Magierfürst der Elfen, hat seine Tochter dazu
benutzt, um Zugang zur Welt der Dämonen und der von dort stammenden
magischen Kräfte zu erhalten. Dass er seine Tochter damit dem Fluch
eines ständigen Kampfes gegen die Luna als Tor in unsere Welt nutzenden
Dämonen aussetzt, schert den machtbesessenen Magier wenig. Immer
wieder trachten die den dämonischen Angriffen Überlebenden Luna
nach ihrem Leben, um das Tor zu versiegeln und fürderhin eine Invasion
unmöglich zu machen. Als auch Talon, der ehemalige Diener ihres Vaters,
ein echsenförmiger Scropar, der mit unermässlichen Kräften
ausgestattet ist, sich auf ihre Fährte setzt kulminiert die Situation.
Unsere beiden Liebenden flüchten zum schwer zugänglichen Hort
eines Drachen, um sich dort Rat und Hilfe zu holen. Nur, wenn Dvorkin
sein vorhandenes magische Potential nutzt, um in der Dämonenwelt
einen dort existierenden Teil Lunas zu retten, vermag der Fluch von ihr
genommen werden - doch hierfür ist auch die tatkräftige Hilfe
ihres gefährlichsten Häschers, Talons von Nöten ...
Im ersten Roman der detailreich ausgearbeiteten Welt Nosbador,
in der in der Zukunft noch diverse weitere Erzählungen spielen sollen,
wollte der Autor nach eigener Aussage weg vom gewohnten Fantasy-Allerlei
der .
Nun, so unterschiedlich präsentiert sich ELFENMOND dann aber doch
nicht. Wir haben eine Queste (Befreiung Luna´s von ihrem Fluch),
die Reise führt unsere jugendlichen, noch unerfahrenen Helden quer
durch Nosbador, ein Magisches Hilfsmittel (Ivo´s Amulett) ist ebenso
von Bedeutung, wie die Hilfe der weisen Drachen.
Und auch die Abkehr von den altbekannten, dem Volksglauben entlehnten
Figuren (Elfe, Zwerge, Fee oder Drache) ist, zumindest in vorliegendem
ersten Roman der voneinander unabhängigen Erzählungen noch nicht
so recht gelungen.
Sowohl der Scopar Talon, als auch die Dämonin Minka kommen uns vornehmlich
in menschlicher Tarngestalt daher, bedienen sich menschlicher Verhaltensmuster.
Dabei sind entsprechende Ansätze durchaus vorhanden !
Die Schilderung des Raubes des Eies, aus dem später Talon schlüpft,
der nur vage, aber gerade deswegen unheimlich beschriebene Geist des Waldes,
das sind Elemente, die es in späteren Romanen weiter zu verfolgen
gilt.
Auch die Protagonisten selbst bieten eher gewohnte Kost. Dvorkin, der
jugendliche zunächst ein wenig tolpatschige Held, der seine Fähigkeiten
erst noch entdecken und entwickeln muss, die vom Fluch verfolgte, verzweifelte
Elfin, der weise, hilfsbereite Drache, das sind gewohnte Versatzstücke
gängiger Fantasy-Epen.
Der Spannungsbogen wird, durch die versetzten Zeitebenen zu Beginn
kontinuierlich bis zum Kulminationspunkt hin aufgebaut, die Klimax
aber präsentiert uns ein ebenso diffuses, wie abruptes Ende des Romans,
das mich etwas unbefriedigt zurückliess.
Dies alles heisst aber beileibe nicht, dass es an dem umfangreichen Roman
nur zu Kritisieren gibt - wie schon gesagt, die Messlatte wurde von den
Verantwortlichen selbst so hoch angelegt.
Neben der detailliert ausgearbeiteten Welt mit all ihren Völkern,
Schauplätzen und Historien fiel mir insbesondere die ansprechende
Zeichnung der Nebendarsteller positiv auf. Immer wieder werden kurze eingeflochten, lernen wir interessante, skurrile
Gestalten und eigenwillige Götter kennen, die mich oftmals mehr interessierten,
als unsere Handelnden selbst.
Auch die Zeichnung der Personen, mit Ausnahme des blass bleibenden Dvorkin
selbst ist als gelungen zu bezeichnen. Die stilistische Ausarbeitung ist
unauffällig und sorgt für eine flüssige, kurzweilige Lektüre,
Spannung gibt es zuhauf.
Als Fazit bleibt mir, dass der Roman den Vergleich mit den in
grossen deutschen Verlagshäusern publizierten Fantasy Werken wahrlich
nicht zu scheuen braucht.
Der ganz grosse Wurf indes, insbesondere was die als Zielvorgabe genannte
Abkehr von den üblichen Klischees und gewohnten Handlungsabläufen
anbelangt ist leider noch nicht gänzlich gelungen, wiewohl entsprechende
Ansätze erkennbar sind.
Ein zweiter Roman ist gegenwärtig in Arbeit, ein Taschenbuch mit
7 erotischen Novellen, die alle in Nosbador spielen ist bereits erschienen
- phantastik.de wird sicherlich auch weiterhin aus Nosbador berichten.
 


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