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Meyer, Kai

Die Unsterbliche

  • Autor:Meyer, Kai
  • Titel: Die Unsterbliche
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:8.95 EUR

 
»Die Unsterbliche« von Meyer, Kai


Besprochen von:
 
Markus M. Korb
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Das mit der Unsterblichkeit ist so eine Sache: einerseits ist es ja ganz nett, alle Entwicklungen der Menschheit mitverfolgen zu können, aber andererseits muss man die Beobachtung machen, dass sich vieles wiederholt und dadurch auch nicht besser wird.
Auro Institoris, die Heldin von Kai Meyers Roman „Die Unsterbliche“ erlebt das ähnlich. Sie hat sich 1914 nach Paris aufgemacht, um das verschollene erste Wort der Schöpfung zu suchen, das auf dem Boden des Heiligen Grals eingraviert sein soll. Aura ist eine Alchimistin. Mancher Leser wird die Hauptfigur noch von Meyers gleichnamigen Roman her kennen. Sie ist durch ein magisches Kraut unsterblich geworden und zieht seitdem durch Europa in der Vorkriegszeit auf der Suche nach alchimistischem Wissen. Doch als sie in ihrem Hotelzimmer aufwacht und den blutigen Abdruck einer sechsfingrigen Hand auf dem Laken entdeckt, nimmt ihre Suche eine neue Wendung.
Ihr Liebhaber Gillian, ein Hermaphrodit - halb Mann, halb Frau, wurde gegen seinen Willen von Aura das Kraut verabreicht, was zur Trennung führte. Er lebt bei den letzten Templern, wo er zu deren Großmeister berufen wird. Er soll den sagenhaften Schatz der Templer in Spanien suchen. Dorthin verschlägt es auch seinen Sohn, Gian, und Auras Nichte Tess, die von Assasinen entführt wurden.
All diese Handlungsstränge verwebt Meyer in seinem Roman „Die Unsterbliche“ zu einem dichten Spannungsgeflecht, das den Leser in den Bann schlägt und nicht mehr loslässt, ehe er nicht das letzte Wort des Werks gelesen hat. Meyer geht dabei handwerklich sehr geschickt vor, baut die Kapitel so aneinander, dass für den Leser immer ein Spannungsbogen aufgebaut wird, wo ein anderer endet. Ein Weiterlesen ist somit garantiert.
Der Stil des Romans kann man getrost als handwerklich versiert und angenehm bezeichnen. Sprachliche Neuerungen oder besonders wortgewaltige Bilder findet man aber kaum, würden sie doch den Fluss der Erzählung eher hemmen. Man sollte deshalb keine Erneuerung des phantastischen Romans erwarten, wenn man Meyers „Die Unsterbliche“ in die Hände nimmt. Er ist Mainstream, schnell zu lesen und spannend obendrein, aber es darf die Frage erlaubt sein, ob schriftstellerisches Handwerk allein ausreicht, um die deutsche Phantastik gegen die angloamerikanische abzugrenzen?
Meyer folgt den Spuren der amerikanischen Meister. Er hat durchaus verstanden, was deren Schreibe so flüssig und für den Leser spannend macht. Aber Eigenständigkeit erreicht er dadurch nicht. Allenfalls durch das Fehlen geeigneter deutscher Phantasten mit Stilverständnis und Einfallsreichtum kann sich Meyer auszeichnen. Also nutzt Meyer den Freiraum und zieht konsequent gegen Wolfgang Hohlbein ins Feld, wo er sich ausgezeichnet schlägt. Wer will es ihm verdenken?
Einzig Freunde von Neuerungen auf dem phantastischen Gebiet werden enttäuscht sein, denn sie finden keinen Horrorroman vor, nur ein leidliches Historienstück mit Versatzstücken des phantastischen Genres. So ist es nur logisch, dass der Roman von Heyne als historisches Abenteuer klassifiziert wird. Spaß gemacht hat’s trotz allem.

Meine Wertung: 7 von 10 Sternen.
 


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