Alan Dean Foster
Die Spur der Tar-Aiym
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»Die Spur der Tar-Aiym« von Alan Dean Foster
Nach über 30 Jahren hat es Alan Dean Foster endlich geschafft seine Pip und Flinx Reihe zum Abschluss zu bringen. Dies entpuppt sich als bunter Mix und quasi als Zusammenführung (fast) aller von ihm geschriebenen Bücher die im Homanx-Universum handeln. Im wohl (vorläufig) letzten Buch trifft man als Leser viele bekannte Gesichter und Namen aus nun fast 40 Jahren Commonwealth wieder. Sei es Stiefmutter Mastiff, seine Halbschwester Mahnahmi, Pater(in) Sylzenzuzex, die Pflanzenintelligenz aus Midworld, die Cetacea von Cachalot, ja sogar das weitere Schicksal der drei vermissten Forscher aus seinem Buch Quofum wird kurz umrissen. Foster vergisst wirklich niemanden. Er ist inständig bemüht alles in einen Topf zu werfen, zu mixen und dann die Lösung zur Rettung der Galaxis zu präsentieren. Diese sieht jedoch völlig anders aus als Flinx und seine Freunde, oder auch der Leser, erwartet haben.
Aber kommen wir nun zum Buch. Dieses lässt sich in drei Handlungsabschnitte unterteilen.
Der Erste wäre Flinxs Besuch auf Blasusarr , der Hauptwelt des alten Feindes, der Aann. Diese Welt besucht Flinx eigentlich nur, um sich selbst zu beweisen dass es durchaus möglich ist uneingeladen und unbekannt als Mensch (in Verkleidung eines Aann) auf Blasusarr zu leben. Da es vor ihm noch niemanden gelungen ist sieht Flinx dieses Unterfangen als einfach mal nötig an. Das er dabei auffliegt und den Planeten schleunigst verlassen muss war hingegen nicht geplant. Die Flucht selber ist dabei mit einigen Hindernissen versehen.
Der zweite Komplex handelt auf New Riviera . Als Flinx zu seiner Freundin Clarity Held zurückkommt werden auch wieder die Nihilisten des Ordens von Null aktiv. Nein, es handelt sich hierbei nicht um eine Leihgabe Terry Pratchetts von der Scheibenwelt, auch wenn’s so klingen mag. Um Flinx daran zu hindern das kommende „Große Böse“ und somit den Untergang jeglichen Lebens in der Galaxis zu stoppen, entführt der Orden Clarity. Flinx und seinen Freunden Bran Tse-Mallory, dem Thranx Truzenzuzex und die gerade auf dem Planeten eingetroffene und gute Freundin von Flinx Sylzenzuzex obliegt es dabei Clarity zu befreien.
Der dritte Teil handelt von dem eigentlichen Vorhaben der 5 Freunde das „Große Böse“ zu bekämpfen. Auf der Suche nach der hierfür angeblich letzten Möglichkeit, der Waffenplattform der Tar-Aiym, führt die Reise auf die alte und verlassene Welt Booster wo Flinx einen Anhaltspunkt über den momentanen Aufenthaltsort der Waffenplattform zu finden hofft. Hierbei stellt sich jedoch heraus, dass auch diese Plattform nicht in der Lage ist das kommende „Große Böse“ aufzuhalten. Als alle Hoffnung verloren scheint hat Flinx eine rettende Idee. Was ist, wenn nicht die Waffenplattform der Tar-Aiym die angeblich ultimate Waffe war, sondern das uralte Volk der Xunca welches vor hunderttausenden von Jahren aus der Galaxis verschwand? Um den Aufenthaltsort dieses Volkes zu finden müssen Flinx und seine Freunde einen Dimensionstunnel beschreiten. Nur dort könnten sie die Rettung für die Galaxis finden…
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Der Beginn ist des Buches kommt etwas langatmig daher ist jedoch nie langweilig. Auch wenn im Grunde genommen nicht viel passiert ist die Schilderung und die Lebensweise der Aann gut gelungen und recht interessant. Die neueren Pip und Flix Bücher von Foster sind nach dem gleichen Strickmuster der alten Romane geschrieben. Erzählt wird in der Regel eine mehr oder weniger spannende Abenteuergeschichte, gespickt mit vielen Hintergrundinformationen über die jeweiligen Lebensformen und den Planeten selber. Seine Romane sind weniger Actionknaller sondern viel mehr Bücher über Forschungsreisen und neue Entdeckungen. Wenn man bedenkt das Foster selber ein Weltenbummler ist und zwischen seinen Büchern die halbe Welt umreist weiß man auch warum das so ist. Es kommt einem schnell der Gedanke, dass er seine Erlebnisse quasi auf galaktischer Ebene niederschreibt. Das sie sich dabei immer wieder im Commonwealth Universum ereignen entspringt der Tatsache das es Foster sinnvoller erscheint ein einmal erschaffenes Umfeld zu nutzen als immer wieder eine neues zu erschaffen (siehe seinen Beitrag in der Commonwealth Konkordanz von Michael C. Goodwin).
Sein Hauptprotagonist Philip Lynx, genannt Flinx, ist ohne Zweifel erwachsen geworden. Er ist nicht mehr der kleine Junge der einst auf dem Planeten Moth von Mutter Mastiff käuflich erworben wurde und von einem Abenteuer ins nächste stolperte sondern vielmehr ein gereifter junger Mann der mit seinem Schicksal hadert und auf dessen Schultern der Fortbestand der ganzen Galaxis ruht. Die Selbstzweifel ob er dieser Last gewachsen ist, plus der Probleme die im Zusammenhang mit seiner „Geburt“ stehen, ziehen sich nicht nur durch das Buch wie ein roter Faden, sondern machen Flinx auch zu einer Art Antiheld oder tragischen Person.
Eine ebensolche Weiterentwicklung macht nicht nur Flinx durch, sondern auch die Aann. Sie sind nicht mehr nur die Bösen, der Erzfeind des Commonwealth, wie man sie aus den früheren Büchern kennt, sondern Wesen wie du und ich - mit allen guten und schlechten Eigenschaften. Während seines Aufenthaltes auf Blasusarr gelingt es Flinx Freunde zu finden – gute Freunde die ihre Stellung und ihr Ansehen zu seinen Gunsten aufs Spiel setzen. Die Kultur und Lebensweise der Aann erinnert ein bisschen an die Klingonen aus der Star Trek Reihe. Streitbar und einem guten Kampf nicht aus dem Weg gehend. Wie aus solchen Völkern Ingenieure, Mediziner oder Beamte hervorgehen können und nicht nur Krieger bleibt für mich ein Rätsel.
Politische Fragen werden auf Blasusarr oftmals mit Hilfe von Handgreiflichkeiten gelöst. Der Stärke und nicht immer der Klügere bestimmt die Politik. Undenkbar, obgleich auch vermutlich recht lustig, wenn in unserer Zeit ein Guido Westerwelle sich mit Abgeordneten der CDU öffentlich prügeln würde um den Kurs der Außenpolitik festzulegen. Auf Blasusarr ist das jedoch gang und gäbe.
Das Buch endet in dem schon erwähnten Mix aus fast allen Commonwealth Büchern. Man trifft viele Bekannte wieder und muss feststellen, das in allen Büchern ein Teil der Lösung zur Rettung der Galaxis und zur Bekämpfung des „Großen Bösen“ enthalten war / ist. Im Laufe der Zeit hat Foster ein riesiges Bedrohungspotenzial aufgebaut und die Frage wie er dieses zu lösen gedachte konnte ich mir nicht beantworten. Wie hält man auch ein Gebilde auf, das ganze Galaxien frisst? Die Lösung die Foster präsentiert ist etwas, hmm…, gewöhnungsbedürftig. Zwar nicht direkt eine deus ex machina, aber zumindest nahe dran. Ob es einem gefällt oder nicht muss jeder für sich entscheiden. Ich fand es zumindest akzeptabel. Mal abwarten ob noch weitere Pip und Flinx (und Clarity) Bücher folgen. Im letzen Satz beklagt sich der Held ja schon wieder über Langeweile am Urlaubsort. Ob Foster ihn wohl erhört?