Edmond Hamilton Captain Future 5
Die sieben Weltraumsteine
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»Die sieben Weltraumsteine« (Captain Future 5) von Edmond Hamilton
Während Captain Future sich seinen wohlverdienten Urlaub auf der Erde gönnt, wird sein Freund, der Archäologe Kenneth Lester, brutal von dem skrupellosen Wissenschaftler Ul Quorn ermordet. Quorn ist auf der Suche nach den sieben Weltraumsteinen, legendären Artekfakten, in denen uraltes marsianisches Wissen hinterlegt wurde. Um sein Vorhaben durchführen zu können, hat Quorn sich der alten marsianischen Sekte „Söhne des Mars“ angeschlossen. Diese will den Mars wieder zu alter Größe und Macht verhelfen und sieht ihrerseits in Quorn einen willigen Helfer. Das dieser jedoch ein Doppelspiel betreibt und die Sekte nur als Mittel zum Zweck sieht, wissen die Söhne nicht.
Schnell kommen Captain Future und seine Mannen dem Schurken auf die Schliche. Da Quorn bereits in den Besitz von mehreren dieser Weltraumsteine gelangt ist, und kurz davor steht auch noch die restlichen an sich zu bringen, ist für die Futuremen Eile angesagt. Sollte Quorn wirklich alle Steine beisammen haben, wäre er durch das darin enthaltene Wissen der mächtigste Mensch im System der neun Planeten. Das gilt es zu verhindern.
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Die sieben Weltraumsteine (OT: Captain Future and the seven space stones) ist das nun mehr fünfte Abenteuer der Captain Future Reihe aus der Feder von Edmond Hamilton. Wie auch schon in den vorherigen Büchern, ist das Abenteuer wieder brutal retro und völlig an den Haaren herbeigezogen. Aber das auf eine so liebenswürdig naive Art und Weise, dass man es einfach gern haben muss. Es ist manchmal geradezu unglaublich, mit welcher Phantasie (und allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz) Hamilton seine Leser verzaubert haben muss
Ebenso erstaunlich ist es, auf was für abgefahrene Ideen Edmond Hamilton bereit vor über 75 Jahren (das Buch erschien erstmalig 1941) gekommen ist. So lässt er doch tatsächlich einen Teil der Geschichte in einem Mikrouniversum spielen, das in einem winzigkleinen Sandkorn zu finden ist. Für die damalige Zeit, muss diese Storyline in der Tat faszinierend und absolut phantastisch gewesen sein. Selbst heute ist dieses Szenario durchaus aktuell, handelt doch der erste Kinofilm der Men in Black von genau diesem Thema: Einer Mikrogalaxis, versteckt im „Band des Orion“, einem Schmuckstück, das am Hals einer Hauskatze baumelt.
In einem unterhaltsamen Zweikampf liefern sich Future und Quorn, nachdem sie sich so weit geschrumpft haben das sie zwischen den Atomen des Sandkorns hindurchgefallen und so in das Mikrouniversum eingetaucht sind, ein Duell sondergleichen. Obwohl die beiden in unserem Universum nur noch auf Quantenebene existieren, sind sie in dem neuen Mikrouniversum jedoch immer noch Riesen, größer als so manche dortige Sonne. Bei ihrem Duell zertrümmern sie ganze Sonnensysteme und wirken auf die dort lebenden Bewohner wie Götter.
So begeisternd sich dieser Abschnitt auch liest, kann er doch nicht die Schwäche des Buches kaschieren. In vielen Leserbriefen, die sich wieder im unfangreichen Anhang zum Buch befinden, haben es die Fans der Serie bereits damals klar auf den Punkt gebracht: Die Abenteuer laufen alle nach Schema F ab. Wieder einmal muss Future einen Bösewicht zur Strecke bringen der die Macht im Sonnensystem an sich reißen will. Auf Dauer wirkt es daher etwas ermüdend und einfallslos. Nicht umsonst forderten die Fans Zeitreiseabenteuer oder außerirdische Invasionen als neue Handlungsschwerpunkte. Und das durchaus zu recht, denn die Reihe brauchte Veränderungen.
Wieder einmal kann man über die haarsträubenden Vorstellungen von Edmond Hamilton nur schmunzeln. Es wimmelt geradezu von bewohnbaren Planeten in unserem Sonnensystem, selbst die Asteroiden im Gürtel zwischen Mars und Jupiter sind voller Leben – mit Atmosphäre, Pflanzen und heimischen Lebensformen. Auch der Allzweckgürtel von Captain Future ist ein Wunderding. Er hat dort nicht nur seine Schminkutensilien untergebracht, sondern gleich alle Einzelteile um einen kompletten Radiosender zu bauen. Es gibt nichts, was er an seinem Gürtel nicht hat. Sollte er irgendwann einmal einen Raketenantrieb oder ein Gerät, welches höherdimensionale Schwingungen erzeugt, benötigen, bin ich mir sicher, die Bauteile dafür wären in seinem Gürtel zu finden. Alles ist herrlich übertrieben und dient nur einem Zweck: den Leser in grenzenloses Staunen zu versetzen. Damals mag es wunderbar funktioniert haben, heute quittiert man so etwas mit einem liebevollen, machmal auch schmerzhaften, Schmunzeln.
Aber noch zwei andere Begebenheiten sind in diesem Abenteuer druchaus bemerkenswert. Begebenheiten, die auch in anderen Serien ihren unverwechselbaren Einzug gefunden haben. So setzt Captain Future einen seiner Gegner mit dem, später aus der Star Trek Reihe berühmten, vulkanischen Nackengriff außer Gefecht. Möglicherweise haben hier ja Gene Roddenberry und Mr. Spock, 38 Jahre später, ihren Meister gefunden.
Desgleichen taucht der Begriff Kryptonit auf. Ein fiktives Mineral, welches man eher aus den Supermann Comics kennt. Da Hamilton aber erst ab Mitte 1945 für DCs Supermann Reihe geschrieben hat, und Kryptonit erstmals ab diesem Jahr in der Superman-Radio-Show erwähnt wurde, dürfte das Kryptonit somit nicht nur vom Hamilton erfunden, sondern auch in diesem Buch, im Jahr 1941, zum ersten Mal erwähnt worden sein.
Fazit:
Captain Future und die sieben Weltraumsteine verströmt den Hauch von purer und gnadenloser Nostalgie aus jeder Seite. Retro bis es schmerzt, aber auf eine angenehme und sehr schön zu lesende Art und Weise. Es ist daher kein Wunder, wenn selbst heute noch die Abenteuer von Curtis Newton und seinen Futuremen bei vielen Lesern einen wohligen Schauer hervorrufen. Der Retro-Flair bekommt noch zusätzliche Nahrung durch die vielen Bilder und Illustrationen im Buch. Für mich, eine fast rundum gelungene Sache.