Nate Kenyon
Sparrow Rock - Der schleichende Tod
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»Sparrow Rock - Der schleichende Tod« von Nate Kenyon
Eigentlich möchten die sechs Freunde Pete, Dan, Jay, Jimmie, Sue und Tessa in dem geheimen Bunker von Sues Großvater nur eine kleine private Party feiern. Alkohol, Pott rauchen und ungestört sein. Doch plötzlich erschüttert ein Erdbeben ihr gemütliches chillen. Als Pete an die Luke des Bunkers geht, sieht er rings um sich Atompilze aufsteigen. Panisch verriegelt er die Tür. Die Jugendlichen sind vor Angst und Verzweiflung wie gelähmt, gewöhnen sich aber doch schnell an den Alltag in der Abgeschiedenheit. Bis eines Tages jemand an einer verborgenen, unterirdischen Tür kratz. Jemand, oder besser gesagt Etwas begehrt Einlass...
Auf dem Cover prangt eine Gasmaske in einem giftigen Grünton. In den Augen ist ein Mädchen zu sehen, welches sich die Hände schützend an den Kopf hält und panisch schreit. Ihre Brust ist blutbesudelt. Ich finde es sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es genau die Panik und Angst zeigt, die das Werk vermittelt.
Nate Kenyon hat mich mit seinem Werk Sparrow Rock in Abgründe geführt, die ich nie für möglich gehalten hätte. Spannung, Panik, nackte Angst und Grauen sickern zwischen den Zeilen hervor und umfingen mich dermaßen, dass mir teilweise die Wirklichkeit zu entgleiten drohte.
Eine Gruppe Jugendliche erlebt das Ende der Welt in einem Bunker. Das Ende entpuppt sich als Atomschlag. Für mich war und ist dieses Szenario durchaus denkbar, vor allem, so unruhig wie sich die Welt im Moment darstellt. Sie wissen nicht wo es herkam oder wie es begann, aber den Schluss, die Auslöschung allen Lebens, dass erleben die sechs hautnah mit. Die Beklemmung im Bunker war durchaus spürbar und schien zum Greifen nah. Ich gebe es nur ungern zu, aber ich sah mich gezwungen, dass Buch sogar wegzulegen, um mich zu beruhigen, eh ich weiter lesen konnte. Ganz harte Kost, aber faszinierend von der ersten bis zur letzten Seite. Durch seine authentischen Schilderungen schafft es Kenyon, mich mit in den Bunker zu nehmen, die Angst zu spüren, förmlich zu schmecken und gemeinsam mit den Jugendlichen zu überlegen, was gerade passiert ist. Der eine glaubt einfach an einen Krieg - durchaus denkbar. Der nächste hält die Flagge für eine Verschwörungstheorie hoch - auch nicht abwegig. Der nächste ist der Meinung, dass es einfach ein Versehen war - warum auch nicht. Dadurch, dass der Autor seine Leser so im Dunkeln tappen lässt, genauso wie seine Protagonisten, konnte ich mich noch besser in die Situation hineinversetzen und eine wildere Theorie als die nächste mit entwickeln. Und immer wenn ich dachte, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, kam es schlimmer.
Zu Beginn seines Horror-Thrillers bewegt sich Nate Kenyon stets an der Grenze zur Realität und ich nahm ihm die Handlung voll ab. Leider driftete er mehr und mehr ins Phantastische ab, was ich schade fand. Dann aber doch nicht, weil ich so Abstand zu dem Buch gewinnen konnte, wodurch mir persönlich das Lesen wesentlich leichter fiel.
Selten habe ich so gut ausgearbeitete Charaktere in einem Buch gesehen. Kenyon erschafft nicht einfach einen Horror-Roman, sondern verleiht seinem Werk durch die sehr lebendigen und authentischen Charaktere Eindringlichkeit und Tiefgang. Bizarr ist die Situation, keine Frage und an sich würde sich die Handlung selber tragen können, aber durch die wirklich sehr starken Protagonisten, wird es lebendig.
Man glaubt sich und seine Freunde zu kennen. Aber erst in einer dramatischen Situation stellt sich wirklich heraus, wer man wirklich ist. Helden werden geboren und die Schwachen gehen unter. Freundschaften bewehren sich oder eben auch nicht.
Besonders gut hat mir die Ausgewogenheit gefallen, die der Autor kreierte. Keiner der Jugendlichen ähnelt sich, nur der Bunker eint sie. Alle erleben den gleichen Schrecken, aber gehen völlig unterschiedlich damit um, so dass sich mir immer die Frage stellte, was ich getan hätte. Selten habe ich bei einem Buch so mit gefiebert und gelitten. Es ist einfach unglaublich, was Kenyon erschaffen hat!
Mein Fazit
Um es mit einem Filmzitat zu sagen: Die Lebenden werden die Toten beneiden.