Patrick Lee Sam Dryden 1
Mindreader
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»Mindreader« (Sam Dryden 1) von Patrick Lee
Als Sam Dryden eines Nachts auf seiner Joggingrunde ein Mädchen in die Arme läuft, ahnt er nicht, was für eine Kette von Ereignissen auf ihn zurasen. Doch diese Ahnungslosigkeit hält nicht lange an, denn dem Mädchen sind Killer auf den Versen, vor denen Sam sie beschützen möchte. Vom normalen Bürger zum Elitesoldaten in wenigen Sekunden. Den beiden gelingt zwar fürs erste die Flucht und Sam bekommt einen kleinen Einblick, was mit Rachel los ist. Doch zur Ruhe kommen die beiden nicht, denn eine Hetzjagd durch die USA beginnt, an deren Ende ein Geheimnis lauert, welches zu ergründen nicht jeder stark genug ist.
Das Cover ist in schwarz gehalten und in der Mitte prangt ein Gehirn, von dem eine Art Strahlen ausgeht. In seiner Schlichtheit ist es ein absoluter Blickfang und passt sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches.
Selten habe ich einen so straff gespannten Spannungsbogen erlebt, wie Patrick Lee ihn ziehen kann. Obwohl, Bogen trifft die Sache nicht ganz, denn es ähnelt eher einer wilden Achterbahnfahrt, die kein Ende nehmen will. Ein Höhepunkt jagt den nächsten und das so bildgewaltig, dass ich die einzelnen Actionszenen vor meinem inneren Auge sehen konnte. Die Sequenzen sind so perfekt aufeinander angestimmt, dass mir keine Zeit blieb um Luft zu holen. Sofort begann die irrwitzige Fahrt von Neuem, ein Adrenalinkick jagte den nächsten. Mit Können hat das meiner Meinung nach nichts zu tun, sondern ist eine Gabe und ich bin dankbar, dass Lee diese mit seinen Lesern teilen möchte.
Doch die Flucht der beiden Protagonisten Sam Dryden und seines Schützlings Rachel ist kein reiner Actionthriller, sondern umfasst auch mystische Elemente, die der Geschichte einen zusätzlichen Kick verleihen. Dass Satelliten auf die Erde sehen und uns ständig im Blick haben, ist nichts neues. Aber dass es Regierungen darauf abgesehen haben könnten, uns mit Gedankenkraft zu manipulieren schon. Eine Gabe oder ist dies wirklich in unseren Genen versteckt? Der Ansatz gefiel mir außerordentlich gut und ließ meine Gedanken hilflos hin und her spekulieren. Mal ging es in diese, mal in jene Richtung, aber niemals in die, die dem Autor vorzuschweben schien, denn jedes mal entwickelte sich die Handlung so, wie ich es gerade nicht gedacht hatte.
Gleichzeitig ist das Buch aber auch über Freundschaft und Vertrauen. Die kleine, hilflose Rachel und der Ex-Elitesoldat Sam. Klare Rollenverteilung. Aber nur auf den ersten Blick.
Seine Protagonisten arbeitet Patrick Lee behutsam aber intensiv aus. Auf jeder Seite erfuhr ich etwas Neues über Sam und Rachel und lernte sie so langsam aber sicher gut kennen. Dank dieser tiefen Einblicke fühlte ich mich zu beiden hingezogen und mit ihrem Schicksal verbunden. Ich konnte ihre Handlung und Gedanken nachvollziehen, also an ihrem Leben teilhaben.
Sam, der Ex-Elitesoldat ist nach außen hin ein knallharter Bursche, dem töten und Extremsituation absolut nichts ausmachen. Dafür wurde er schließlich ausgebildet und es scheint kaum einen Gegner zu geben, der ihm gewachsen sein könnte. Doch sein gefährlichster Gegner ist ganz nah: er selbst. Durch den Verlust seiner Familie gerät der Soldat ins Trudeln und verliert den Sinn an seinem Dasein. Bis zu der Nacht, als er Rachel kennenlernt. Von der ersten Sekunde an beschützt er sie, fühlt sich für die zwölfjährige verantwortlich. Anfangs fand ich dies sehr merkwürdig, aber dann wurde mir klar, dass Sam gar nicht anders handeln konnte. Rachel ist der erste Mensch, der ihn aus seiner Lethargie reißen konnte und dringt zu seinem inneren Kern durch. Sam merkt dies und ihm gefällt das Gefühl, wieder zu leben.
Rachel hingegen hat keine Vergangenheit. Durch Drogen betäubt, erinnert sie sich nur an die letzten zwei Monate in ihrem Leben. Und die waren alles andere als schön und kündeten nur von Gewalt und Terror. Dank Sam findet sie Ruhe und Frieden, zumindest innerlich. Ihre Entwicklung fand ich genauso spannend zu beobachten wie Sams. Trotz dass beide sehr starke Persönlichkeiten sind, brauchen sie einander und halten sich aufrecht.
Nun könnte sich einem der Gedanke aufdrängen, dass neben so zwei extremen Persönlichkeiten kein anderer mehr Platz haben kann. Aber weit gefehlt. Lee schildert selbst die kleinste Persönlichkeit authentisch und flechtet sie gekonnt in die Handlung mit ein. Es gibt Freunde und Feinde, Gegner und Helfer und jeder ist auf seine Art und Weise absolut einzigartig und wunderbar.
Ihr größter Gegenspieler ist Martin Gaul, Leiter des Rüstungsunternehmen Belding-Milner. Mit allen Mitteln macht er Jagd auf die beiden und scheut sogar nicht davor zurück, die Presse mit einer erlogenen Geschichte mit einzubeziehen. Alles nur, um Rachel habhaft zu werden, die für ihn eine Waffe darstellt mit ungeahnten Möglichkeiten. So das erste Bild zumindest. Gaul hat alles, was ein würdiger Feind bieten sollte: Getrieben von Hass, unbegrenzte Mittel, so skrupellos, dass er sogar seine eigene Mutter verkaufen würde und mit einer schier endlosen inneren Stärke und Willenskraft. Ein perfekter Bösewicht.
Mein Fazit
Ein absolutes Hammerbuch mit Suchtgefahr!