Robert McCammon Swans Song 1
Nach dem Ende der Welt
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»Nach dem Ende der Welt« (Swans Song 1) von Robert McCammon
Die beiden Atommächte Amerika und Russland schaukeln sich immer weiter hoch, bis einer auf den Roten Knopf drückt. Der andere folgt. Die Welt versinkt in Gewalt, Terror und atomarer Zerstörung. Leben scheint aussichtslos und die, die sich noch daran festklammern, scheinen dies mehr aus Gewohnheit, statt aus Lebensfreude zu tun.
In diesem Chaos lebt die kleine Sue Wanda. Ihre Mutter ist tot. Der ehemalige Wrestler Josh Hutchins hat sich ihrer angenommen, da er in dem kleinen Mädchen etwas Besonderes sieht. Der Funke des Lebens glüht besonders stark in ihr und dieser Funke kann sich zu einem Flächenbrand ausbreiten.
Weiter entfernt trachten Colonel James Macklin und sein Getreuer Roland Croninger darauf, die Herrschaft über die wenigen Überlebenden zu erlangen. Denn in einer zerstörten Welt kann nur der überleben, der noch grausamer ist als alle anderen. Kämpfe oder stirb.
Und dann ist da noch das abgrundtief Böse, das im Dunkeln lauert. Das Ziel, die absolute Vernichtung, scheint zum Greifen nahe.
Das Cover zeigt das Gesicht der kleinen Sue Wanda, genannt Swan. Sie ist bleich wie der Tod und weint schwarze Tränen. Aus ihren Augen spricht Mutlosigkeit und Verzweiflung. Sie blickt auf eine zerstörte Stadt; verbrannt, geschlagen und voll mit atomaren Staub. Ein abgerissener Mann beherrscht die Szene, da er voller Eifer lacht und sich über die Zerstörung zu freuen scheint. Sein Werk. Sein Sieg. Seine Macht.
Robert McCammon konnte mich sofort fesseln und mit aller Gewalt in seinen Endzeitthriller hinein ziehen. Voller Kraft und Spannung schildert er das Leben, oder vielmehr das Überleben nach einem atomaren Schlag, der den gesamten Planeten fast ausgelöscht hat. Während des Lesens packte mich das nackte Grauen. McCammon schilderte die letzten Stunden der Erde, so wie wir sie kennen und lieben dermaßen anschaulich, dass ich mir die Bedrohung mehr als vorstellen konnte. Die Menschheit an sich sieht die Konflikte zwar, nimmt sie aber längst nicht so ernst wie die Staatsoberhäupter. Da ein Ausbruch von Gewalt, hier ein Scharmützel und dort ein Putsch; na und? Schrammen wir wirklich so dicht an der Auslöschung vorbei? Gerade dadurch regt mich der Autor nicht nur zum Nachdenken, sondern lässt sein Werk mehr als authentisch auf mich wirken.
Einen Spannungsbogen sucht man in diesem Buch vergeblich. Die Spannung quillt förmlich aus den Seiten heraus und ließ mich keine Sekunde zur Ruhe kommen. Selten habe ich ein Buch gelesen, welches mich so fesseln konnte und durchweg grandios geschrieben war. Denn selbst Spannung kann irgendwann ermüdend wirken und ja, auch nerven. Hier absolut nicht. Das kann natürlich auch daran gelegen haben, dass die unterschiedlichen Handlungsstränge mich immer wieder überraschten und in ihren Bann schlugen. Hatte ich mich gerade auf etwas eingelassen, sprang McCammon auch schon weiter und trieb meine Neugierde in ungeahnte Höhen.
Ich weiß nicht, was ich von Swans Song erwartet habe. Eins kann ich mit Bestimmtheit sagen: Das war es nicht! Selten habe ich ein Buch gelesen, welches so kraftvoll, so spannend, so grausam und doch so mitreißend und mitfühlend war! Robert McCammon hat zwar einen Endzeit-Horror-Thriller geschaffen, aber dabei steht das Menschliche komischerweise immer im Vordergrund. Auch wenn es nicht immer die schönen Seiten sind. Mord, Brutalität und Egoismus stehen Liebe, Aufopferung und Hoffnung entgegen. Jedes Gefühl lebt durch seine ungebrochene Stärke. Doch es wirkt bei weitem nicht überzogen oder aufgesetzt, sondern genau richtig, da jedes in seiner Bestimmung einen Gegenpart findet.
Die vorherrschende Stimmung nach dem atomaren Fallout ist natürlich düster, bedrückend und angsteinflößend. Die Menschen wirken hoffnungslos und geschlagen. Doch nur auf den ersten Blick, denn die wenigen Überlebenden sind meist die Stärksten der Starken. Für sie scheint alles machbar, auch wenn sie unterschiedliche Motivationen und Beweggründe antreiben.
Während für die einen der Wiederaufbau und die Schaffung einer neuen, friedlichen Gesellschaftsordnung im Vordergrund stehen, streben die anderen weiterhin nach maßloser Macht, Tyrannei und Unterdrückung.
Robert McCammon stellt seine Charaktere authentisch vor, so dass ich ohne Probleme eine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Mir war es möglich, mich in sie hineinzuversetzen und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass der Autor irgendetwas vor mir verheimlicht, mir seine Protagonisten noch nicht ganz offenbaren möchte. Eine Art Bremse oder Blockade machte sich bemerkbar und ließen in mir die Vermutung aufkommen, dass er sich ein krönendes Finale für den nächsten Teil in der Hinterhand gelassen hat.
Mein Fazit
LESEN!!!