Thomas Olde Heuvelt
November
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»November« von Thomas Olde Heuvelt
Wer in der Bird Street lebt, hat es geschafft! Die Kinder sind alles Wunderkinder: Ob musikalisch, sportlich oder geistig. Die Erwachsenen scheffeln Geld, legen es gewinnbringend an und werden von ihren Kollegen geschätzt und geachtet. Egal was die Bewohner anfassen, es scheint sich in Gold zu verwandeln!
Kurz, man wurde vom Glück geküsst!
Oder doch vom Teufel verflucht?
Das Cover zeigt das kleine und beschauliche Örtchen Lock Haven . Die Häuser schmiegen sich an den Waldrand; ob Schutz suchend oder beschützend ist nicht klar. Einige Fenster sind erleuchtet und vermitteln einen wohligen Schimmer in der Dunkelheit. Doch über der Szene hängt ein Galgenstrick und verkündet Unheil. Ich finde das Cover sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es beide Seiten auf der Bird Street zeigt: Pures Glück und den drohenden Tod. Das Bild war mit ausschlaggebend, dass ich mich für dieses Buch entschieden habe.
Thomas Olde Heuvelt schildert die Geschehnisse in der Bird Street aus der Sicht von Toten . Eigentlichen Toten. Denn die Familie, aus deren Sicht das Buch geschrieben wurde, sollte nicht mehr Leben. Sie sind einen Pakt mit dem Teufel eingegangen. Luana sollte auf den Straßen Brasiliens bei einem Unfall sterben. Sie überlebt schwer verletzt, nachdem sie einen Pakt mit dem Teufel einging. Doch sie war unfruchtbar. Als sie in die Bird Street zog und ihren Mann Ralph heiratete, bekamen sie zwei Kinder.
Die ganze Familie und ihre Nachbarn sind elf Monate im Jahr vom Glück geküsst! Sie sind erfolgreich, hochbegabt, schön, talentiert und schwimmen im Geld. Wenn, ja wenn der November nicht wäre und der Teufel seinen Tribut fordern würde. Und bis dieser gezahlt ist, verfallen sie dem Pech und die alten Leiden brechen sich Bahn.
Thomas Olde Heuvelt hat mit seinem neusten Werk einen düsteren und erschreckend realistischen Roman geschaffen. Er schildert die Abgründe der menschlichen Natur in all ihrer Gier und Grausamkeit auf spannende und faszinierende Weise. Oft kam ich mir wie ein Voyeur vor, das durch ein Fenster blickt und so heimlich und versteckt an dem Leben der Familien in der Bird Street teilnehmen darf. Selbstmord, Mord, Selbstgeißelung und die quälende Frage nach dem Sinn peinigen die Menschen. Und doch ist das Buch nicht nur düster. Auch die schönen und neidisch machenden Seiten werden von dem Autor geschildert. Denn auch ich kam ins Grübeln - ob ich wollte oder nicht - ob ich so einen Pakt nicht auch eingehen würde. Wie viel wäre ich bereit zu zahlen für elf Monate Glück und Erfolg im Jahr, ein Leben lang?
November ist in meinen Augen nicht nur eine Horror-Roman, sondern beinhaltet auch ein kontroverses Thema: Mein Glück über das Schicksal von anderen stellen. Hier wird klar Position bezogen: Mir geht es besser, wenn es anderen schlecht geht! Neid in seiner ureigensten, bösartigsten Form. Und doch grübelte ich unweigerlich: Was würde ich tun?
Dabei wertet Thomas Olde Heuvelt nicht. Er schildert nur und lässt seine Leser selber über den Pakt entscheiden. Gerade das gefällt mir so gut an ihm. Er steht nicht mit erhobenem Zeigefinger da und will als Moralapostel richten. Im Gegenteil, er hat diesen Zeigefinger, aber eben zum Zeigen.
Mein Fazit
Ich liebe November! Düster, spannend und doch zum Nachdenken. Mal wieder ein großartiges Werk, dass ich mehr als gerne gelesen habe!