Tim Curran
Skin Medicine - Die letzte Grenze
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»Skin Medicine - Die letzte Grenze« von Tim Curran
Ich dachte, es wäre mal wieder an der Zeit für einen schönen Horror Roman und entschied mich für Skin Medicine von Tim Curran. Aufregend war, dass es sich um einen Horror Roman handelt der im Wilden Westen spielt. Eine Kombination, die mir eigentlich recht selten scheint. Als schauerlich hat sich die Geschichte dann zwar entpuppt, allerdings auf eine andere Art wie ich erwartet hatte.
Wörter wie subtil oder unterschwellig scheint Tim Curran nicht zu kennen, statt dessen drischt er mir als Leser auf gefühlt jeder Seite des Buches die Perversionen, Obszönitäten und Ekelhaftigkeiten nur so um die Ohren. Irgendwann verging mir dann doch die Lust, diesen scheiß immer und immer wieder lesen zu müssen. Man könnte jetzt natürlich argumentieren, dass Curran ja eigentlich so eine Art Splatter-Schriftsteller und das Gelesene daher völlig normal für einen Horror Roman von ihm ist. Aber auf diese Ebene will ich mich nicht begeben, dann nirgendwo steht geschrieben, dass auch ein Splatterroman nicht auch eine, wie auch immer geartete, gut durchdachte Geschichte haben kann. Und mit der kann das vorliegende Buch für mich leider nicht punkten.
Das Buch konnte mich zu keiner Zeit wirklich fesseln oder mir einen wohligen Schauer bescheren, dafür ist der Horror einfach zu platt und zu banal. Einfach darauf aus, den Leser zu ekeln. Man kennt so etwas vielleicht aus Filmen. Manchmal möchte man vor Angst im Sessel versinken, wenn das Böse über die Leinwand schleicht, ein anderes Mal grölt man laut vor Freude, wenn die Charaktere in einem bluten Massaker abgeschlachtet werden. Dieses Buch zählt eher zu letzterem. Wem es gefällt, wird gut bedient (davon gibt es mit Sicherheit genug Leute), wer sich aber gruseln möchte, sollte lieber zu anderen Büchern greifen. Wenn alle Stricke reißen sollten und nichts verfügbares in Reichweite ist, kann man sich zum Beispiel auch den neuesten Bericht des Bundesrechnungshofes, über die Geldverschwendung im öffentlichen Dienst, zu Gemüte führen. Der ist nicht ganz so blutig, dafür aber ziemlich gruselig.
Curran hat eine sehr blumige Ausdrucksweise mit vielen Adjektiven. Manchmal liest sich das sogar wirklich gut, ist lustig und man muss schmunzeln, manchmal jedoch (und das viel zu oft) ist es einfach nur ermüdend. In der Welt von Skin Medicine gibt es nichts gutes, nichts edles oder schönes. Die Orte sind stinkende Kloaken, die Menschen böse und unberechenbar, die Handlung spielt in der Mehrzahl in dunklen Wäldern, tiefen Höhlen, auf Schlachtfeldern und an Tatorten, an denen die übelsten und grausigsten Verbrechen begangen wurden. Der Tod, quasi als letzter Ausweg, muss in dieser Welt das einzig erstrebenswerte sein.
Die Geschichte besteht quasi aus zwei Handlungsabschnitten. In der ersten sucht der Hauptprotagonist Tyler Cabe nach einem durchgedrehten Prostituiertenmörder, in der zweiten muss er gegen ein Rudel Werwölfe ins Feld ziehen. Teil eins plätschert so vor sich hin und wird auch nicht wirklich zum Abschluß gebracht. Tyler erfährt zwar wer der gesuchte Mörder ist, kann ihn aber nicht dingfest machen. Der zweite Teil ist auch nicht viel besser. Sein Kampf gegen die Werwölfe findet auf den letzten Seiten statt und hat so gut wie keine sinnvolle Handlung. Der, ich will ihn mal Hauptwerwolf nennen, wird während des ganzen Buches als fast unbesiegbar dargestellt. Mit dunklen Mächten im Bunde killt und frisst der alles an Menschen was ihm vor die Fangzähne kommt. Letzten Endes wird er natürlich zur Strecke gebracht (kann sich vermutlich eh jeder denken) – mit einem simplen Eisenpfahl. Was wiederum beweist, dass der Spruch „in rod we trust“ nicht ganz verkehrt ist. Aber das rettet die für mich schlechte Handlung auch nicht mehr.
Ein weiterer Minuspunkt ist das schlechte Lektorat. Es sind weniger die Rechtschreibfehler die mir negativ aufgefallen sind, als vielmehr der Umstand, dass immer und immer wieder Wörter fehlen, einfach weggelassen wurden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die im Original da stehen. Die Übersetzung macht auf mich aber einen durchaus guten und gefälligen Eindruck. Da kann ich nur positives über Raimund Gerstäcker schreiben.
Zwei Sterne gibt es dann aber doch noch. Einmal für die teils gelungen Beschreibungen von Orten und Menschen, die Curran liefert. Die sind manchmal echt gelungen, und den zweiten für den Nebencharakter Charles Graybrow, einem älteren Cherokee Indianer der ganz gerne mal zu tief ins Glas schaut. Sein trockener Humor und seine witzigen Kommentare haben mir gut gefallen. Toller Charakter. Bei ihm hatte ich immer den Schauspieler Graham Greene, den Strampelnder Vogel aus Der mit dem Wolf tanzt , vor Augen.
Fazit
Auch wenn es hart klingt: Muss man nicht lesen.