Brett McBean
Die Verdammten
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»Die Verdammten« von Brett McBean
Es gab keine Vorwarnung.
Es gab keine Anzeichen.
Es geschah von jetzt auf gleich.
Die Welt ging nicht unter, sondern verändert sich von Grund auf. Wie aus dem Nichts schießt plötzlich ein Dschungel aus dem Boden; meterhohe Bäume und Farne, tosende Flüsse und gewaltige Wasserfälle. Tausende, wenn nicht Millionen von Menschen finden innerhalb der ersten Tage einen grausamen Tod und die, die überlebt haben sehen sich einer Welt gegenüber, die grausam und gefahrvoll ist. Einige versuchen ihre Menschlichkeit zu bewahren.
Andere nicht.
Das Cover zeigt ein gepeinigtes Gesicht . Blutspuren und nackte Angst, die Augen weit aufgerissen. Für mich spiegelt der Ausdruck all die Grausamkeiten wider, die in dem Buch vorherrschen. Somit ist es hervorragend zu Titel und Inhalt gewählt. Allerdings hätte ich mir auch ein anderes Bild, z.B. einen undurchdringlichen Dschungel mit baumelnden, zerstückelten Leichen, durchaus vorstellen können.
Brett McBean hat mal wieder ganz tief in seine Trickkiste des Grauens gegriffen und ein atemberaubendes Werk geschaffen! Ich kenne schon einige seiner anderen Bücher, aber dieses ist bisher für mich sein kraftvollstes und authentischstes. Eben noch befand ich mich mit Beth und ihrer Tochter Candice in einem Parkhaus nach einer Shoppingtour. Nur um in einem wahr gewordenen Alptraum zu erwachen. Wie aus dem Nichts schießen meterhohe Bäume aus dem Boden und innerhalb weniger Tage verändert die Erde ihr Gesicht. Ich wurde von diesen Ereignissen genauso überrollt, wie die Protagonisten und stand mir nichts, dir nichts vor einem Trümmerhaufen, der sich mal Existenz genannt hat. Dank McBeans einzigartigem Schreibstil, konnte ich mich ohne Probleme in die neue Welt hineinziehen lassen und mir alles sehr bildlich vorstellen. Ja selbst den Regen und die Schwüle meinte ich auf meiner Haut spüren zu können. Völlig fasziniert hat mich, dass es eben keinen schleichenden Übergang gab. Knall auf Fall veränderte sich alles und die bestehenden Werte hatten keinerlei Bedeutung mehr. Erschreckend. Aber erschreckend realistisch baute der Autor dies vor meinen Augen auf und ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Menschheit so auf eine rapide Veränderung reagieren könnte.
McBean schreibt sehr lebendig und mitreißend. Die Dialoge sind genauso spannend, wie die Handlung an sich. Eins greift nahtlos in das andere und verwebt sich zu einer starken Einheit. Immer wieder unvorhersehbare Wendungen und verblüffende Handlungsstränge hielten mich in Atem und die Spannung aufrecht. Der Spannungsbogen war, wie immer bei McBean-Büchern, sehr straff gespannt. Der Autor schafft es, dies auch durchgehend zu halten und sogar immer noch eine Schippe draufzulegen.
Seine Protagonisten wirken authentisch und lebensnah. Ihren Handlungen konnte ich folgen und mich auch in sie und ihre jeweilige Situation hineinversetzen, aber eine Beziehung konnte ich - zum Glück - nicht zu ihnen aufbauen. Es hatte stets dies von, das geschieht nur anderen und kann mich nicht betreffen. Vermutlich ist dies auch ein Stück weit gewollt von McBean.
Sehr spannend zu beobachten fand ich die Veränderungen, die mit der Menschheit von statten geht. Normale Bürger wie du und ich sehen sich mit einer Ausnahmesituation konfrontiert, die keine Ausnahme ist, sondern ab jetzt der Ist-Zustand. Manch einer nimmt dies hin und versucht das Beste daraus zu machen. Einige wollen eine neue Gemeinschaft mit alten Sitten und Gebräuchen am Leben erhalten und wieder andere sehen ihre Chance gekommen, alles Hergebrachte über Bord zu werfen und der reinen Anarchie anheimzufallen. Erschreckend und doch fesselnd zu gleich. Von dem Buch geht eindeutig eine morbide Faszination aus!
Mein Fazit
Mal wieder ein absoluter Kracher des bekannten Horror-Autors!