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Charlotte Parsons

Du sollst nicht schlafen

  • Autor:Charlotte Parsons
  • Titel: Du sollst nicht schlafen
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Deutscher Taschenbuch Verlag
  • Datum:01 April 2014
  • Preis:9,95 EUR

 
»Du sollst nicht schlafen« von Charlotte Parsons


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Träume...
Der Spiegel unserer Seele, oder unnütze Zeitverschwendung?


Ein brutaler Serienmörder treibt sein Unwesen in London. Er hat es auf blonde, große Frauen abgesehen, denen er die Haare zu einer ganz besonderen Frisur machen kann, weshalb er von der Presse Barbie-Killer genannt wird. Doch während die Angst durch Londons Straßen wandelt, erschüttert eine neue Meldung die Welt.
Das Mittel 24/7 erscheint auf dem Markt. Ein Mittel, welches den Schlaf völlig überflüssig macht. Wochen, Monate, ja sogar Jahre ohne Schlaf winken den Menschen. Ein unglaublicher Zeitgewinn! Endlich steht nicht nur der Beruf im Mittelpunkt, sondern das Leben an sich. Doch mit den Nebenwirkungen hätte keiner gerechnet.

Das Cover zeigt ein weit aufgerissenes Auge. Schrecken und Angst spiegeln sich darin wider, die Augenringe sind fast schwarz. In der Pupille ist eine zerborstene Scheibe zu sehen, Flammen und ein schwarzer Schatten. Ich finde es sehr gut zu Titel und Inhalt gewählt, da es die Schlaflosigkeit verdeutlicht und auch den leichten Wahnsinn, der Schlafentzug hinterlässt.

Für ein Erstlingswerk ist Du sollst nicht schlafen verblüffend gut ausgearbeitet. Man merkt es Charlotte Parsons kaum an, dass sie die Bühne der Autoren gerade erst betreten hat. Gekonnt baut sie eine starke Spannung auf, die sie das gesamte Werk über auch halten kann. Hin und wieder tauchen kleinere Logikfehler auf, die mich stutzen ließen - hat ein Weinglas in der Hand und trinkt Bier - aber den Lesefluss wirklich gestört haben sie nicht. Nach und nach wird die Atmosphäre immer dunkler, immer bedrohlicher. Die Mischung aus brutalen Morden und des Medikaments 24/7, dass den Schlaf vollständig überflüssig macht, ist ausgewogen und baut aufeinander auf. Sehr faszinierend fand ich zu beobachten, wie sich eine neue Gruppe von Menschen, die Shifter, bildet. Menschen, die den Schlaf besiegt haben und mit wahnsinniger Energie ihr neues Leben genießen. Natürlich flogen meine Gedanken auch in die Richtung, was alles möglich wäre, wenn ich keinen Schlaf mehr brauchen würde. Zu einem Ergebnis bin ich für mich nicht gekommen, aber die gedanklichen Spielerein machten viel Spaß. Vor allem, weil immer wieder neue Ideen auftauchen und die Handlung verwinkelte Züge annahm und Gedankenkonstrukte aufwarf, auf die ich nie gekommen wäre.
Mehr und mehr spitzt sich die Situation zu; die Morde mehren sich, kein Täter ist in Sicht und eine unter der Oberfläche brodelnde Aggression macht sich in der Bevölkerung breit. Der Riss zwischen den Normalen und den Shiftern wird größer und eine Zweiklassengesellschaft zeichnet sich ab. Wer 24/7 nicht nimmt, ist nur ein halber Mensch, der es nicht versteht, sein Potential zu nutzen.
Am Rande wurde auch die politische Situation in der Welt angesprochen, die fehlender Schlaf verursacht: Firmen können durcharbeiten; das Bruttoinlandsprodukt steigt; Länder die sich diesem Hype nicht anschließen, werden ausgegrenzt; die Tierwelt ist wegen der andauernden Lautstärke verstört und vieles mehr. Diese kurzen Einblicke in die Hintergründe machten das Buch für mich glaubwürdig, da deutlich wurde, dass sich die Autorin global Gedanken machte und sich nicht nur auf ihren Roman fixierte.

Mitten in diesem selbst verursachten Chaos ist die junge Reporterin Cynthia Wills. Eine wahre Enthüllungsjournalistin auf dem Weg nach ganz oben bei ihrer Zeitung Sentinel. Doch der Entwicklung des Medikaments steht sie skeptisch gegenüber. Ihr Lebensgefährte Damien, ihre Kollegen und selbst ihre beste Freundin nehmen das Mittel, doch Cynthia will nicht. Zu tief sitzt noch der Schreck des Selbstmordes ihres Vaters in ihr. Oder hat sie eine Vorahnung, dass Schlafmangel zu weit mehr als nur zu zusätzlicher Freizeit führen kann? Cynthia vertritt ihre Position sehr stark und dafür bewundere ich sie. Doch ihr Leben gleitet ihr nach und nach aus der Hand und sie wird in eine Ecke gedrängt, aus der sie aus eigener Kraft nicht mehr kommen kann. Dadurch, dass Charlotte Parsons so dermaßen tiefe Einblicke in Cynthias Seele zu lässt, wirkt sie authentisch und lebensnah. Ohne Probleme konnte ich eine starke Beziehung zu ihr aufbauen, mit ihr lachen, mit ihr weinen und hadern.
Kurze Einspieler in das Leben eines gewissen Jeff verwirrten mich, erzeugten aber Spannung, da sein Charakter nicht sehr gefestigt scheint. Er driftet immer mehr ab und diese Veränderung gab mir zudenken und regte meine Phantasie mehr und mehr an.

Mein Fazit

Ein packender Thriller, der für schlaflose Nächte sorgen kann.
 


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